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Stegdoppelplatten aus Plexiglas

Interessanter Gewächshausbaustoff

Bei niederländischen Gewächshausneubauten im Zierpflanzen­sektor findet man derzeit in großem Maß Stegdoppelplatten aus Plexiglas als Eindeckung. Wolfgang H. Orlamünde hat sich beim Hersteller der Platten nach Hintergründen für diese ­Ent­wicklung erkundigt.

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Die Erfindung von Plexiglas im Jahr 1933 war ein Zufall: Eigentlich wollte Dr. Otto Röhm eine Dichtungsmasse entwickeln. Heraus kam ein Kunststoff als Polymerisationsprodukt der Acrylsäure Polymethylmetacrylat (PMMA). Die glänzende Karriere des Plexiglas begann. Seit über siebzig Jahren wird es ständig weiterentwickelt.

Für den Gartenbau sind heute Stegdoppelplatten aus Plexiglas (SDP) aktueller den je. Vor kurzem berichteten wir von 30000 m2 unter SDP beim niederländischen Orchideenproduzenten Sion (DEGA 37/ 2007).

Platten aus Darmstadt

Michael Haußmann ist bei der Evonik Röhm GmbH im hessische Darmstadt Experte und Weltenbummler in Sachen Plexiglas. Seit 1981 betreut der Gartenbauingenieur diesen Bereich für den Gartenbau. Weltweit ist dieses Material zur Gewächshauseindeckung heute ein Renner. Und so ist Haußmann ein begehrter Berater im Vorfeld von Neubau-, Erweiterungs- oder Umbauprojekten. Auf der ganzen Welt kennt er fast alle mit diesem Material gedeckten Gewächshäuser. Er hat die meisten internationalen Großprojekte selbst von Anfang an betreut.

Alle wichtigen Patente für die Plexiglaseindeckung liegen in Darmstadt. Hier wurde im Jahr 1968 übrigens auch die Stegdoppelplatte aus Plexiglas erfunden.

Die Produkte

Die Lichtdurchlässigkeit von Plexiglas ist hoch (siehe Kasten „Lichtdurchlässigkeit im Vergleich“).

Dadurch ist Plexiglas „Alltop SDP“ auch ein sehr geeignetes Eindeckungsmaterial für Unterglas-Gemüseproduzenten, welche durch diesen Effekt der UV-Durchlässigkeit den vollen und natürlichen Fruchtgeschmack ihrer Produkte erreichen können.

Was ist der Unterschied der beiden heute für den Gartenbau vorgesehenen Produkte?

„Alltop“ ist ganz auf hohe Lichtdurchlässigkeit optimiert, einschließlich des gesamten UV-Bereichs.

Dagegen zeichnet sich „Resist“ durch Hagelsicherheit aus. Sie geht so weit, dass der Hersteller über zehn Jahre durch Hagel beschädigte Platten ersetzt. Die hierfür notwendigen Zusatzstoffe verhindern leider die UV-Durchlässigkeit.

Die „Alltop SDP“-Platte besitzt heute, im Gegensatz zur früheren „NoDrop SDP“ eine vollständige Beschichtung (auch in den Kammern), eine sogenannte „wasserspreitende Ausrüstung“, die die Tropfenbildung auf beiden Seiten und Kondensatbildung in den Kammern verhindert.

Zusätzlich sehen mit Plexiglas-Stegplatten gedeckte Gewächshäuser auch nach vielen Jahren noch nahezu aus wie am ersten Tag. Kostenintensives Reinigen entfällt weitgehend.

Wo viel Licht ins Gewächshaus kommt, braucht weniger zugeheizt zu werden. Durch das mit Plexiglas etwas diffusere Licht verbrennen die Pflanzen außerdem nicht mehr so schnell und die Schattierung kann später geschlossen werden.

Lieferung nach Maß

Energiesparend wirken sich auch die neuen konstruktiven Möglichkeiten mit diesem Material aus. Bei durchgehender Bahnenlänge einer Platte von maximal 12m können nicht nur die Dächer aller Haustypen, sondern auch hohe Stehwände ohne verlustbehaftete Stöße gedeckt werden. Für nordische Länder hat dies den zusätzlichen Vorteil, dass Schnee problemlos vom Dach rutscht und durch die hohe Lichtausbeute die Assimilationsbelichtung weniger eingeschaltet werden muss. Für Produzenten von tropischen wärmeliebenden Pflanzen kann die Stegvierfachplatte „Resist S4P“ mit ihrer noch höheren Wärmedämmung bei diffuser Lichtdurchlässigkeit die geeignetste sein.

Der Hersteller bietet an, alle Plexiglasplatten nach Liste zugeschnitten auf die Kundenbaustelle zu liefern. Die Plattenbreite beträgt bei 8 mm dicken Platten 1200 mm, bei 16 mm starken Platten 980 mm, 1053 mm oder 1200 mm.

Platten lassen sich auch biegen

Für die Umdeckung bestehender Anlagen von Glas auf Plexiglas stehen vielfältige Aluminiumprofile mit Gummidichtungen für alle konstruktiven Gegebenheiten zur Verfügung. Bei Neubauten können die Unterkonstruktionen durch das wesentlich geringere Quadratmetergewicht gegenüber Glas schlanker gehalten werden. Dadurch lässt sich die Lichteinstrahlung verbessern.

In Ländern auf dem amerikanischen Kontinent häufiger verbreitet sind Tunnelgewächshäuser. Auch hier kann mit Plexiglas eingedeckt werden. Die 8 mm starke „Resist SDP“ lässt sich bis zu einem Radius von 1200 mm bei der Montage auf dem Dach problemlos kalt einbiegen. Bei der 16 mm starken „Resist SDP“ beträgt der kleinste Biegeradius 2400 mm.

Für öffentliche Bereiche in Gartencentern gelten höhere Anforderungen an das Brandverhalten. Entsprechende Stegplatten sind jedoch weniger lichtdurchlässig sowie witterungsbeständig als Plexiglas.

Weltweit überdecken heute mit Plexiglas-Stegplatten gedeckte Produktionsgewächshäuser etwa 700 ha.

Glas wie Kunststoffe benötigen für ihre Herstellung sehr viel Energie. Setzt man den Aufwand bei der Produktion von Plexiglas in Relation zur Lebensdauer, wird klar, dass es ein nachhaltiges Produkt ist und darum zum Klimaschutz beiträgt. Plexiglas lässt sich ebenso recyceln wie Glas. Aus gebrauchtem Plexiglas wird wieder neues Plexiglas.

Auf der Website des Hersteller http://www.plexiglas-and-energy.com findet sich unter anderem ein Energierechner, mit dem die Einsparung durch Plexiglas-Eindeckungen gegenüber herkömmlichen Materialien in etwa ermittelt werden kann.

Das Sonderkreditprogramm „Umweltschutz und Nachhaltigkeit“ stellt deutschen Gärtnern zinsvergünstigte Kredite für die Ein- oder Umdeckung von Gewächshäusern mit diesem Material zur Verfügung.

Wolfgang H. Orlamünde, Konstanz Bilder: Orlamünde (1), Werkbild (1)

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