Freising-Weihenstephan: Prof. Dr. Erhard Schürmer ist verstorben
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Der ehemalige Professor und Leiter der damaligen Staatlichen Versuchsanstalt für Gartenbau Weihenstephan stammt aus einer kleinen Familiengärtnerei im fränkischen Schillingsfürst (Landkreis Ansbach). Nach der Volksschule machte er in Veitshöchheim zunächst seinen Gartenbaumeister, anschließend an der damaligen Lehr- und Forschungsanstalt für Gartenbau Weihenstephan seinen Ingenieurabschluss. Später studierte er an der Technischen Universität München-Weihenstephan Gartenbau und promovierte dort im Fach Betriebswirtschaftslehre.
Nach Tätigkeiten an der Universität Hannover (Leitung des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau e.V.) und als Dezernent für Betriebs- und Arbeitswirtschaft im Hessischen Landesamt für Landwirtschaft kam er 1976 als Professor für Betriebswirtschaft und Marktlehre an die einstige Fachhochschule Weihenstephan, wo er neben der Studentenausbildung das Institut für gärtnerische Betriebslehre leitete.
In ca. 300 Fachvorträgen und -publikationen vermittelte er der gärtnerischen Praxis und Beratung wertvolle Hilfen. An nicht weniger als sieben Buchveröffentlichungen war er maßgeblich beteiligt, darunter die Gartenbauliche Betriebslehre (zusammen mit H. Bahnmüller und P. Rhein) aus dem Jahr 2003. Gärtnerische Berufsverbände, mit denen Erhard Schürmer eine enge Zusammenarbeit pflegte, engagierten ihn überdurchschnittlich oft als eloquenten und über den Tellerrand hinausschauenden Redner bei ihren Veranstaltungen.
Sein Name ist ebenfalls eng verbunden mit der Gärtnersiedlung Rain am Lech. Gerade hier hat er sich vorbildlich für die Praxis eingesetzt und dem Berufsnachwuchs gezeigt, dass es sich lohnt, im Gartenbau etwas zu "unternehmen".
Mit großem Engagement hat er in zahlreichen Gremien mitgearbeitet. So war er zehn Jahre lang Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Zentralverbands für Gartenbau e.V., Bonn und Berlin. Von 1977 bis 2003 war er durchgehend in der Fachkommission des heutigen Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau e.V., Leibnitz-Universität Hannover. An der FH Weihenstephan gestaltete er 16 Jahre lang als Mitglied des Fachbereichsrates Gartenbau die Lehre mit. In dieser Periode hatte er noch andere Ämter wie Dekan, Prodekan und Beauftragter für die Kapazitätsverordnung inne.
Stabile Brücken zur benachbarten TUM Weihenstephan baute er mit der Organisation eines gemeinsamen gartenbauwissenschaftlichen Seminars sowie mit gemeinschaftlichen projektbezogenen Lehrveranstaltungen für Gartenbaustudierende der FH und der TUM zur Anbauplanung.
Viele gärtnerische Betriebe als auch die Studierenden profitierten sehr von den praxisbezogenen studentischen Unternehmensberatungsprojekten, die Prof. Schürmer zusammen mit Reinhard Kindler, dem heutigen Leiter des Gartenbauzentrums Bayern Süd-Ost, als seminaristische Lehrveranstaltung durchführte.
1985 wurde er erster Leiter der Staatlichen Versuchsanstalt für Gartenbau - ein Amt, das er bis 2002 innehatte. Unter seiner Leitung wurde die Versuchsanstalt saniert, der persönliche Kontakt zu den Mitarbeitern und auch zur gärtnerischen Praxis gefördert. Nahezu alle veralteten Gartenanlagen des Campus wurden durch moderne Anlagen ersetzt. Es herrschte absolute Transparenz und beste Kommunikation auf allen Ebenen. Schwierige Entscheidungen wurden stets durch eine faire Diskussion mit den damals zehn Institutsleitern sowie deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einvernehmlich geregelt. Sein Führungsstil war im höchsten Maße durch ein tiefes Verständnis menschlicher Verhaltensweisen und Gefühlslagen gekennzeichnet. So werden alle Weihenstephaner, die Erhard Schürmer kannten, ihn stets in Erinnerung halten.
Lange Jahre engagierte er sich ehrenamtlich in berufsständischen Organisationen - auch noch nach seiner Pensionierung 2004 bis zu seinem Tode. So war er Kassenwart beim Freundeskreis Weihenstephaner Gärten e.V. Dem Verband Weihenstephaner Ingenieure e.V. (Gartenbau und Landschafsarchitektur) stand er acht Jahre lang als 1. Vorsitzender vor, Beisitzer im Vorstand war er bis zuletzt, lange Jahre verwaltete er für den Verband dessen Studentenwohnheim in Marzling.
Der Bereich Freizeitgartenbau war für ihn besonders wichtig. Er ermutigte die Mitarbeiter der Versuchsanstalt, Kurse und Vorträge für Freizeitgärtner anzubieten und etablierte die damalige "Informationsstelle" als Anlaufstelle für Multiplikatoren, Vereine und Verbände sowie Aktive des Freizeitgartenbaus, ein Bereich, der heute weitgehend von der erst später gegründeten Bayerischen Gartenakademie in Veitshöchheim übernommen wurde. Unter seiner Gesamtverantwortung wurden die Weihenstephaner Gärten hervorragend weiter entwickelt.
Als Zeichen der Anerkennung und des Dankes für sein Engagement in und für Weihenstephan steht heute im Hofgarten der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in der Nähe der Bibliothek die 2004 zu seinem Abschied gepflanzte Schürmerlinde.
Prof. Dr. Donnchadh MacCárthaigh und Gerhard Radlmayr
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