Trauerportale sind nicht jedermanns Sache
Mit dem Thema Trauerportale im Internet setzt sich zur besten „Saure-Gurken-Zeit“ im Sommer der Schweizer Internet-Dienst „20 Minuten“ auseinander. Dabei werden die digitalen Gedenkseiten mithilfe einer Soziologin durchaus kritisch hinterfragt. Klar ist, dass es immer mehr dieser Portale gibt. Sie scheinen in die Zeit zu passen, doch es gibt auch Menschen, denen diese öffentliche Form der Trauer nicht gefällt.
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Hinterbliebene können auf diesen Internetseiten virtuelle Grabsteine für verstorbene Personen, Kondolenzbücher, Biografien und Bildergalerien kreieren. «Die Angehörigen verabschieden sich auf diese Weise noch einmal oder halten eine Beziehung mit den Verstorbenen aufrecht», sagt Soziologin Nina Jakoby von der Universität Zürich, die diese Trauerportale analysiert hat. Entstanden seien solche Internetseiten bereits in den 1990er-Jahren und verzeichneten seither eine starke Zunahme. So gäbe es spezifische Erinnerungsplattformen für Haustiere, Prominente und Kinder. « «Es tut mir leid, dass ich nicht zur Beerdigung kommen konnte» oder «Sorry, dass ich heute nicht auf deinem Grab war, ich komme morgen», seien Sätze, die sie oft lese, so Jakoby. Sie unterstreichen ihrer Meinung nach, dass die virtuellen Friedhöfe eine Alternative zu echten Grabstätten seien.
Vielen Menschen falle es einfacher im Internet über ihre Gefühle zu schreiben, als sie im Alltag zur Sprache zu bringen. «Die Hemmungen sind online kleiner.» Dazu komme, dass Leute viele Jahre nach dem Tod eines Angehörigen ein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie immer noch über die verstorbene Person sprechen möchten. «Sie haben Angst, Familie und Freunde mit ihrer Trauer zu belasten oder erfahren wenig Verständnis für ihre Gefühle.» Im Internet bestehe dieses Problem nicht, man könne seine Gedanken an den Toten direkt richten, ein Gedicht schreiben, Musik oder ein Bild posten und offen die Trauer ausdrücken.
Zwischen 2000 und 2005 seien mehrere Studien zu diesen Portalen erschienen, seit ein paar Jahren arbeite man auch die kritische Entwicklung heraus. Zum einen beobachten die Forscher eine Kommerzialisierung; viele ursprünglich kostenlose Portale seien mittlerweile gebührenpflichtig. Auch böten Tageszeitungen, wie etwa die «Süddeutsche Zeitung», eigene Trauerportale an. «Dazu werden die normalen Todesanzeigen und die passende Werbung für Trauerartikel, Blumengeschäfte oder Grabsteine online gestellt.»
Zum andern sei auch die Unvergesslichkeit des Internets zu bedenken. «Die Einträge bleiben bestehen.» Damit verbunden sei der öffentliche Zugriff, der Inhalt auf diesen Seiten sei sehr intim und persönlich. Es könne passieren, dass sich Familienangehörige oder Freunde an der Art und Weise stören, wie jemand auf dieser Seite trauert. Auch fremde Personen können Kommentare posten. Auf der Seite «Ewiges Leben» beispielsweise schreibt jemand: «Meint ihr nicht, dass man viel lieber im engeren Kreis trauern sollte? Der Tod ist etwas Natürliches und hat rein gar nichts mit dem Internet zu tun. Es ist doch total unpersönlich, wenn man mit wildfremden Menschen darüber redet, anstatt mit Freunden.»
Über den Datenschutz die Privatsphäreneinstellungen solcher Portale müsse man sich unbedingt gut informieren, je nachdem bestehe die Möglichkeit, unangebrachte Einträge zu löschen, sagt Jakoby.
Quelle: 20 Minuten
(c) DEGA online, 23.8.13
Vielen Menschen falle es einfacher im Internet über ihre Gefühle zu schreiben, als sie im Alltag zur Sprache zu bringen. «Die Hemmungen sind online kleiner.» Dazu komme, dass Leute viele Jahre nach dem Tod eines Angehörigen ein schlechtes Gewissen hätten, wenn sie immer noch über die verstorbene Person sprechen möchten. «Sie haben Angst, Familie und Freunde mit ihrer Trauer zu belasten oder erfahren wenig Verständnis für ihre Gefühle.» Im Internet bestehe dieses Problem nicht, man könne seine Gedanken an den Toten direkt richten, ein Gedicht schreiben, Musik oder ein Bild posten und offen die Trauer ausdrücken.
Zwischen 2000 und 2005 seien mehrere Studien zu diesen Portalen erschienen, seit ein paar Jahren arbeite man auch die kritische Entwicklung heraus. Zum einen beobachten die Forscher eine Kommerzialisierung; viele ursprünglich kostenlose Portale seien mittlerweile gebührenpflichtig. Auch böten Tageszeitungen, wie etwa die «Süddeutsche Zeitung», eigene Trauerportale an. «Dazu werden die normalen Todesanzeigen und die passende Werbung für Trauerartikel, Blumengeschäfte oder Grabsteine online gestellt.»
Zum andern sei auch die Unvergesslichkeit des Internets zu bedenken. «Die Einträge bleiben bestehen.» Damit verbunden sei der öffentliche Zugriff, der Inhalt auf diesen Seiten sei sehr intim und persönlich. Es könne passieren, dass sich Familienangehörige oder Freunde an der Art und Weise stören, wie jemand auf dieser Seite trauert. Auch fremde Personen können Kommentare posten. Auf der Seite «Ewiges Leben» beispielsweise schreibt jemand: «Meint ihr nicht, dass man viel lieber im engeren Kreis trauern sollte? Der Tod ist etwas Natürliches und hat rein gar nichts mit dem Internet zu tun. Es ist doch total unpersönlich, wenn man mit wildfremden Menschen darüber redet, anstatt mit Freunden.»
Über den Datenschutz die Privatsphäreneinstellungen solcher Portale müsse man sich unbedingt gut informieren, je nachdem bestehe die Möglichkeit, unangebrachte Einträge zu löschen, sagt Jakoby.
Quelle: 20 Minuten
(c) DEGA online, 23.8.13
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