
Recht & Steuern
Steueranreize für ausländische Fachkräfte
Die Bundesregierung, insbesondere die FDP, hat vorgeschlagen, steuerliche Anreize für ausländische Fachkräfte einzuführen, um Deutschland als Arbeitsstandort attraktiver zu machen.
von Gina Bronner-Martin erschienen am 16.08.2024Der Plan sieht vor, dass neu zugewanderte Fachkräfte in den ersten drei Jahren einen Teil ihres Bruttolohns (30, 20 und 10 Prozent) steuerfrei stellen können. Diese Maßnahme zielt darauf ab, dem Fachkräftemangel in Deutschland entgegenzuwirken und die Wirtschaft zu stärken. Es sprechen Gründe dafür und dagegen.
Argumente für Steueranreize
- Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit: Deutschland konkurriert international um qualifizierte Arbeitskräfte. Steueranreize könnten ein wirksames Instrument sein, um die Attraktivität des Landes für ausländische Fachkräfte zu erhöhen.
- Ausgleich von Nachteilen: Ausländische Fachkräfte haben oft mit zusätzlichen Herausforderungen zu kämpfen wie hohen Umzugskosten, schwieriger Wohnungssuche und eingeschränktem Zugang zu sozialen Leistungen. Steueranreize könnten diese Nachteile teilweise kompensieren.
- Internationale Praxis: Mindestens 10 europäische Länder haben ähnliche steuerliche Anreize für ausländische Fachkräfte implementiert. Deutschland würde somit einer etablierten Praxis folgen. Jedoch unterscheiden sich die Regelungen teils signifikant voneinander und sind mehr oder weniger komplex ausgestaltet.
- Potenzielle wirtschaftliche Vorteile: Die Anwerbung hoch qualifizierter Fachkräfte könnte positive Auswirkungen auf die Produktivität und Innovationskraft der deutschen Wirtschaft haben, aber auch technologische Fortschritte ermöglichen und beschleunigen. Deutschland gilt zwar als innovativ, wird jedoch letztlich im internationalen Vergleich immer wieder abgehängt.
Argumente gegen Steueranreize
- Wahrnehmung der Ungerechtigkeit: Kritiker argumentieren, dass eine steuerliche Bevorzugung ausländischer Fachkräfte als ungerecht gegenüber einheimischen Arbeitnehmern empfunden werden könnte. Dies könnte negative gesellschaftliche Auswirkungen zur Folge haben.
- Gefahr für den Betriebsfrieden: Arbeitgeberpräsident Rainer Dulger warnt vor möglichen Spannungen am Arbeitsplatz aufgrund der unterschiedlichen steuerlichen Behandlung von in- und ausländischen Mitarbeitern.
- Zweifel an der Effektivität: Es ist unklar, ob steuerliche Anreize allein ausreichen, um mehr ausländische Fachkräfte anzuziehen. Andere Faktoren wie Sprache, Bürokratie und Willkommenskultur spielen ebenfalls eine wichtige Rolle.
- Potenzielle Abwanderung deutscher Fachkräfte: Experten des ifo Instituts weisen darauf hin, dass solche Anreize in der Regel nicht nur eine eindimensionale Wirkung erzielen, sondern möglicherweise auch dazu führen könnten, dass andere Länder verstärkt deutsche Fachkräfte abwerben.
- Komplexität und Umsetzungsprobleme: Abgesehen von Sprachproblemen, die viele Einwanderer als hohe Hürde bezeichnen, würde die Einführung eines solchen Systems zu zusätzlicher Bürokratie und noch mehr Komplexität im deutschen Steuersystem führen.
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