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Katz Biotech AG Online-Pflanzenschutzstunde

Kirschessigfliege regulieren

Die auf europäischem Boden erstmals 2008 in Spanien gesichtet und seit 2014 deutschlandweit verbreitete Kirschessigfliege gilt als gefürchteter Schädling, denn sie kann enorme Schäden an Früchten anrichten.

von Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover erschienen am 10.02.2025
Männliche Kirschessigfliege mit deutlich erkennbaren Punkten auf den Flügeln. © JKI Dossenheim, Jürgen Just
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Die Kirschessigfliege besitzt ein enormes Vermehrungspotenzial und befällt mit ihrem sägenden Eiablageapparat reifende und reife, weichschalige Früchte. Im Anschluss sind Sekundärinfektionen möglich, berichtete die in Forschung und Entwicklung bei Katz Biotech tätige Johanna Hinrichs anlässlich einer Online-Pflanzenschutzstunde. Der Vermehrungszyklus der Kirschessigfliege Drosophila suzukii dauert nur acht bis 14 Tage bei optimalen Temperaturen zwischen 20 und 25 °C, so dass in Deutschland sechs bis acht Generationen pro Jahr möglich sind. Im Herbst erreicht die Fliege ihren Populationshöhepunkt, in den vergangenen zwei Jahren ab Kalenderwoche 40 bis 42.

Kirschessigfliegen-Falle zum Monitoring im Bestand.
Kirschessigfliegen-Falle zum Monitoring im Bestand. © JKI Dossenheim, Felix Briem

Prävention als wichtigste Maßnahme

Vorbeugung ist der Schlüssel zur erfolgreichen Regulierung der Kirschessigfliege. Bei Tagestemperaturen von 10 °C sollten die Fallen aufgestellt sein. In Kalenderwoche 20 wurden in den vergangenen zwei Jahren die ersten Kirschessigfliegen in den Köderstationen des Julius Kühn-Instituts (JKI) Dossenheim gesichtet.

Eine Falle lässt sich leicht selber herstellen, beispielsweise mit einem kleinen durchsichtigen Plastikeimer gefüllt mit einer Köderflüssigkeit aus je zur Hälfte naturtrübem Apfelessig und Wasser. Ein paar zusätzliche Tropfen Spüli senken die Oberflächenspannung und lassen die Insekten zu Boden sinken. Die Falle sollte zweimal wöchentlich kontrolliert werden, um den Befall festzustellen und die Wirkung der Falle zu überprüfen. Bestenfalls sollte das Apfelessig-Wasser-Gemisch wöchentlich ausgewechselt werden.

Die Larven lassen sich zudem ausspülen, indem Früchte in eine 10-%ige Salz-Wasserlösung gelegt werden. Nach rund einer Stunde schwimmen die Larven oben und können ausgezählt werden. Werden die Früchte nur in Wasser gelegt, liegen die Larven nach rund zwei Stunden am Boden.

Kulturpflanzen einnetzen

Hinrichs riet dringend zu einem Einnetzen der Kulturpflanzen mit einer Maschenweite der Kulturschutznetze von 0,8 bis 1,0 mm. Mithilfe des JKI-Tools „Netz-Kosten-Kalkulationstool“ lassen sich die Kosten für die Einnetzung berechnen. Zu beachten gilt eine Luftstromunterbrechung, da durch möglichen Öffnungen die Schädlinge per Luftstrom unter die Einnetzung hineingespült werden können.

„Sauber pflücken“ heißt eine weitere wichtige Maßnahme. Die Früchte sollten früh und schnell geerntet werden, herabgefallene Früchte herausgesammelt und nicht zum Verkauf bestimmte Früchte in verschlossenen Gefäßen oder Tüten beispielsweise durch Erhitzung durch das Sonnenlicht zerstört werden. Keinesfalls dürfen die Früchte auf dem Komposthaufen oder in der Mülltonne entsorgt werden. Die robusten Kirschessigfliegen würden sich von dort weiter entwickeln und potenziell ausbreiten.

Vorsicht vor Resistenzbildung

Bereits in den vergangenen Jahren gab es Notfallzulassungen von Pflanzenschutzmitteln zur Regulierung der Kirschessigfliege. Aktuell bestehen Notfallzulassungen für Spin Tor (Spinosad) und Exirel (Cyantraniliprole), die allerdings negative Auswirkungen auf Nützlinge haben. Aufgrund der hohen Reproduktionsrate der Kirschessigfliege besteht außerdem die Gefahr einer Resistenzbildung. Von der Anwendung der Pflanzenschutzmittel riet die Pflanzenschutzexpertin daher eher ab. Lassen sich diese nicht vermeiden, sollten sie frühestmöglich zum Einsatz kommen.

Zusammen mit dem JKI Dossenheim und der Hochschule Geisenheim forscht Katz Biotech in dem vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft geförderten Projekt „ParaDrosu“ an einer biologischen Bekämpfungsmöglichkeit der Kirschessigfliege durch den Einsatz von in unseren Breiten natürlich vorkommenden Parasitoiden. Erfolgversprechend sei der kombinierte Einsatz von Pachycrepoideus vindemmiae und Trichopria drosophilae. Positiv können sich möglicherweise blühende Beipflanzen wie das Duftsteinkraut Lobularia maritima auf die Parasitenleistung und deren Langlebigkeit auswirken.

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