Wohin mit den Gießkannen?
Friedhofsbesucher brauchen Gießkannen und eine Wasserstelle. Klingt einfach, ist es aber oft nicht. Es lohnt sich, über eine praktisch sinnvolle und auch ästhetische Lösung nachzudenken.
von Günter Mader erschienen am 16.01.2025Die schrillgrünen Gießkannen, die bei jedem Gartencenter und Baumarkt angeboten werden, mögen die Vorteile haben, dass sie sehr preisgünstig und aufgrund ihres geringen Gewichtes auch recht bequem sind. Die auffällige Farbe trägt dazu bei, dass man sie nie lange suchen muss, ein empfindsames Auge wird sich jedoch gerade an den poppig lauten Farben stören. Natürlich gibt es Kunststoff-Gießkannen auch in gedecktem Dunkelgrün, in Dunkelgrau oder Dunkelblau. Oft sind diese dann allerdings deutlich teurer, nicht allein wegen der Farbe, auch wegen der insgesamt solideren Ausführung.
Die alten Gießkannen aus Zinkblech mit ihrer reizvollen Patina haben ein vergleichsweise höheres Gewicht und sind aufgrund ihres Dekorationswerts begehrte Sammlerstücke. Deshalb sind sie von vielen Friedhöfen verschwunden.
Auf manchen Friedhöfen, die ja eigentlich auch als gepflegte öffentliche Parkanlagen wahrgenommen werden sollten, stellt sich die Frage, wie das Abstellen der Gießkannen zu organisieren ist, mit großer Dringlichkeit. Es ergibt ein sehr unschönes Bild, wenn überall hinter den hochglanzpolierten Grabsteinen die Plastikgießkannen herumstehen und darauf warten, dass sich nach Wochen und Monaten mal wieder Angehörige einfinden und bei Bedarf die Pflanzen wässern.

Die Friedhofsordnung kann das Abstellen privater Gießkannen, Steckvasen und Pflanzschalen verbieten und das wird in der Regel auch so gehandhabt. Mit dem Verbot stellt sich dann zugleich die Frage, wie den Besuchern Gießkannen zur Verfügung gestellt und wie die Standorte organisiert und gestaltet werden können.
Es ist naheliegend und sinnvoll, direkt bei den Wasserzapfstellen klar definierte Standplätze für die Gießkannen auszuweisen. Man kann leider beobachten, dass manche Besucher die Gießkannen nach Benutzung nicht zurückstellen, sondern einfach irgendwo stehen lassen. Glücklicherweise kommt solch ein unsoziales Verhalten nur recht selten vor, aber man findet auch Beispiele, wo die Gießkannen angekettet sind und – ähnlich wie die Einkaufswagen im Supermarkt – nur nach Einwurf einer Pfandmünze entnommen werden können.


Es kommt wohl auch hin und wieder vor, dass sich Besucher von den Gießkannen nicht trennen können und sie in den heimischen Garten oder Balkon entführen. Die Stadt Baden-Baden zum Beispiel hat einem Schwund der schönen dunkelgrünen Gießkannen dadurch vorgebeugt, dass man die Kannen mit einem Schriftzug „Friedhof“ versehen hat. Solch eine Gießkanne mit eindeutigem Herkunftsnachweis möchte niemand in seinem Privatbereich stehen haben.
Zum Thema Gießkannen haben wir den Leiter des Rahlstedter Friedhofs in Hamburg, Matthias Habel (siehe Porträt S. 44), befragt. Seine Antwort: „Wir haben bis zu diesem Jahr keine eigenen Kannen gehabt. Nächsten Monat gibt es welche mit Aufdruck (siehe Bild). Kannenbäume oder Kannenständer finde ich optisch fast so schön wie Schottergärten. Wir stellen in Zukunft immer zwei Kannen an jede Wasserstelle. Wenn diese mit unserer Werbung gemopst werden, ist das ok.“
Die Kannen hinter dem Grabstein zu lagern, findet Habel auch nicht schön. „Da wir aber immer eine Bepflanzung oder Hecke dahinter haben, fällt das nicht negativ auf. Bei vielen Gräbern haben wir einen Gießauftrag, insgesamt für 2.500 Grabstellen, und da gibt es natürlich auch keine Kannen.“
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