Kommt mit Holzschaum der Durchbruch für torffreie Substrate?
In einer mit 500 Teilnehmern sehr gut besuchten Online-Veranstaltung stellte die Stender GmbH, Schermbeck, am 18. April 2024 mit Holzschaum den Stoff vor, mit dem sie den schon länger proklamierten vollständigen Umstieg auf torffreie Blumenerden und Profisubstrate schaffen will. Partnerunternehmen dafür ist die Butterweck Holzstoffe GmbH & Co. KG aus Lehe/Ems.
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Stender hat sich bereits vor drei Jahren das ehrgeizige Ziel gesetzt: Hobbyerden sollen über Euflor ab 2025, Profisubstrate ab 2028 komplett torffrei produziert werden. Damit will das Unternehmen einen Beitrag dazu leisten, dass Moore als wichtiger Lebensraum und als CO2-Speicher erhalten bleiben, unterstrich Geschäftsführer Sören Affeld. Als Meilenstein auf dem Weg zum erklärten Ziel torffreier Erden und Substrate sieht das Unternehmen Holzschaum als Substratkomponente, die viele Vorteile bietet. Über den neuen Rohstoff informiert ein Film von Stender, der HIER abrufbar ist.
Holzschaum ist in mancherlei Hinsicht Torf ähnlich
Holzschaum wird in einem speziellen Verfahren aus Nadelhölzern und Wasser ohne weitere Zusätze von der Firma Butterweck Holzstoffe hergestellt. Holzschaum hat das vierzehnfache Volumen des Ausgangsmaterials Holz. Diese Volumenvergrößerung bedeutet ein geringes spezifisches Gewicht, das noch unter dem von Torf liegt. Holzschaum hat dadurch ferner einen hohen Porenanteil ähnlich wie bei Torf, weswegen er zum einen die Luftkapazität von Substraten, zum anderen auch deren Wasserhaltefähigkeit enorm verbessert – eine Schwäche vieler anderer Torfersatzstoffe. Holzschaum weise zudem kaum Sackung auf. Stender sieht Holzschaum deshalb als „missing link“ für torffreie Substrate.
Holzschaum könne in Mischung mit anderen, bereits erforschten und bewährten Torfersatzstoffe zuverlässige und leistungsfähige Substrate möglich machen. Holzschaum könne damit einen großen Teil der am Torf geschätzten Eigenschaften ersetzen. Gärtner könnten deshalb künftig recht zügig auf torffreie Substrate umsteigen ohne den bislang üblichen längeren Umstellungsprozess, so die Hoffnung. Groß sind die Erwartungen auch im Blick auf Blumenerden für Hobbygärtner: Der Endkunde werde keinen Unterschied mehr von einer Holzschaumerde merken zu einer Torferde.
Holzschaum kann vielfach modifiziert werden
Die Stickstofffixierung von Holzschaum ist bezogen auf das Gewicht ähnlich stark wie bei Holzfasern sonst auch. Wegen des viel geringeren Volumengewichts ist die Nährstofffixierung in Substraten allerdings nicht groß. Der pH-Wert liege unter oder bis 4. Holzschaum puffert nicht besser als andere Holzmaterialien. Über Additive soll das ausgeglichen werden. Aktuell denkt Stender an einen möglichen Anteil von Holzschaum in Substraten von bis zu 25 oder gar 35 Vol-%.
Im Herstellungsprozess wird der Holzschaum hygienisiert. Mit der Art dieses Prozesses lassen sich die Eigenschaften des Holzschaums nach Wunsch beeinflussen, was Dichte, Haptik oder Farbe angeht. Darüber hinaus lassen sich mit Holzschaum Strukturen fertigen - was die Fantasie für Lösungen beispielsweise für Trays beflügelt.
In der nächsten Zeit soll es weitere Versuche mit der neuen Substratkomponente geben, um diese weiter für die Verwendung im Gartenbau zu optimieren.
In Papenburg entsteht eine neue Produktionsanlage
Die Idee, Holzschaum als Substratkomponente im Gartenbau einzusetzen, wurde durch die Firma Butterweck angeregt, die mit diesem Stoff schon länger in anderen Bereichen wie dem Wohnungsbau arbeitet. Den Holzschaumstoff vermarktet Butterweck unter dem Namen „Lignew“ (www. lignew.eco). Entwickelt wurde er in mehrjähriger Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut (WKI), in Braunschweig.
Da Stender große Erwartungen an Holzschaum als Substratkomponente hat, entsteht auch ein großer Bedarf. Die Firma Butterweck will diesem nachkommen durch den Bau einer Produktionsanlage im Papenburger Hafen, die ab Ende 2026 lieferfähig sein soll. Die Partner sehen keine Lieferschwierigkeiten beim Rohstoff Holz geben. Im Vergleich zu anderen Abnehmern sei der Bedarf im Gartenbau vergleichsweise klein.
Stender und Butterbeck haben ein gemeinsames Patent angemeldet zur Verwendung von Holzschaum im Gartenbau und für Pflanzen. Stender unterstreicht, dass es die neue Substratkomponente jedoch nicht nur für das eigene Unternehmen nutzen will, sondern offen ist für die Abgabe an andere Substrathersteller.
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