Ernst-Pagels-Symposium
Hochkarätige Referenten werden sich am 13. August 2022 in Papenburg einfinden. Unter anderem haben Peter Janke, Petra Pelz, Christian Kreß, Joachim Hegmann und Dieter Gaißmayer ihr Kommen zugesagt. Sie werden gemeinsam mit Zeitzeugen und Weggefährten facettenreich Ernst Pagels‘ unschätzbar wichtige Rolle als Züchter, Vordenker und Visionär einer neuen Pflanzenästhetik beleuchten. Veranstaltet wird das für alle interessierten Gartenfreunde offene Symposium von der Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur e.V..
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Das züchterische Werk von Ernst Pagels (1913-2007) wird heute wie damals international hoch geschätzt. Hierzulande stand (und steht) er jedoch, zumindest jenseits von Fachkreisen, ein wenig im Schatten des von ihm lebenslang verehrten Karl Foerster. Dabei ist Ernst Pagels nicht nur zahlenmäßig, sondern auch im Blick auf den hohen Gartenwert und die Vielfalt seiner Staudenauslesen neben Karl Foerster und Georg Arends eine unserer drei großen historischen deutschen Gartenpersönlichkeiten.
Seine Rolle als ökologisch denkender und handelnder Züchter und Pionier einer neuen Art der Pflanzenästhetik ist aktueller denn je. Pagels war viele Jahre der wichtigste Anlaufpunkt einer sich in Europa entwickelnden jungen Avantgarde von Planern. In den 80er und frühen 90er Jahren versorgte er sie mit genau den Stauden, nach denen sie für ihre neuen Gestaltungsideen suchten. Viele seiner Auslesen erlangten schon nach kurzer Zeit Weltruhm und sind noch heute in den Sortimenten vertreten.
Anders als Foerster war Pagels wenig gesellig, publizierte so gut wie nicht und musste von seinen immer zahlreicher werdenden „Jüngern“ in aller Welt schon im ostfriesischen Leer aufgesucht werden, wenn sie sich mit ihm austauschen und seine bahnbrechenden neuen Züchtungen sehen oder erwerben wollten.
Und alle sind sie gekommen! Sie erkannten das enorme Potential seiner Arbeit: Piet Oudolf, Rob Leopold und Henk Gerritsen, Beth Chatto, Wolfgang Oehme, Hans Kramer – um nur einige seiner internationalen Besucher zu nennen. Allein die Anzahl der Pagels‘schen Gräser, die der „grüne Revolutionär“ Oehme in den USA vermehren ließ und pflanzte, dürfte in die Millionen gehen. Die von Pagels selektierten Stauden und Miscanthus-Sorten – damals ein sensationeller züchterischer Durchbruch im noch mageren Gräser-Sortiment! - verleihen zeitgenössischen Gärten im Stil von „Dutch Wave“, „New German Style“ oder „Prairie Gardens“ heute ihren Charakter.
Die Gesellschaft zur Förderung der Gartenkultur lädt herzlich ein und freut sich gemeinsam mit Referenten, Freunden und Zeitzeugen auf eine hochkarätige, fröhlich-bunte Veranstaltung und Feier der Gartenkultur!
Symposium am Samstag, den 13. August
Durch das Programm führt die Hörfunkjournalistin Heike Sicconi, bekannt durch ihre Podcast-Reihe „Gartenradio“:
Ernst Pagels – Genialer Züchter und Visionär
Gerhard Mühring, Zeitzeuge, Wegbegleiter, Sorten-Bewahrer. „Ich habe beinahe bis zu seinem letzten Tag viel von ihm lernen können. Bevor er in den letzten Jahren im Heim war, habe ich ihn mir oft Sonntagmorgens mit seinem Stock unter den Arm gehakt und dann sind wir seinen Betrieb abgelaufen. Ich wusste, dass er da bestimmt Interesse dran hat, so geht es mir nämlich auch. Dabei hat er mir zu allen möglichen Sachen noch so viel erzählt. Das hat mir immer Spaß gemacht, wenn ich sah wie er sich freute; davon ließ ich mich nicht abbringen.“
Warum Ernst Pagels vielen heutigen Pflanzenzüchtern die Leviten lesen würde!
Jens Schachtschneider, Staudengärtner: „Die heutigen Züchtungen sind differenziert zu betrachten. Auch heute werden noch Sorten im Sinne Pagels hervorgebracht, die robust und im Garten dauerhaft sind. Bei denen, die allerdings in erster Linie im Topf gut aussehen sollen, die somit auf den Wow-Effekt setzen und nur eine kurze Kulturzeit besitzen, da würde sich Pagels vermutlich im Grabe umdrehen.“
Struktur – Rhythmus – Weite
Petra Pelz, international tätige Planerin: „Züchter wie Ernst Pagels haben auf die Qualität und die Eigenschaften der Pflanzen geachtet. Das ist wichtig, da ich vorzugsweise Pflanzen verwende, die robust sind und schönes Laub mit Herbstfärbung und Fruchtschmuck besitzen. Gerade bei großen Gruppen sollten die ausgewählten Pflanzen ganzjährig attraktiv und präsent sein. Es wurden Sorten hervorgebracht, die uns ein leichtes Gärtnern bescheren und die eine Zuverlässigkeit besitzen, die ich für meine Pflanzungen brauche.“
Ernst Pagels und Beth Chatto – Zwei Vordenker zeitgenössischer Gartenästhetik
Peter Janke, Hortvs Gartenkonzepte: „Beth Chatto und Ernst Pagels gärtnerten an herausfordernden Standorten. Beide fanden ihre Inspiration in Naturbildern und stellten fest, dass viele wildhafte Pflanzen in Gärten gut funktionierten und zugleich ihrer Vorstellung einer natürlichen Ästhetik gerecht wurden. Sie erkannten unabhängig voneinander, dass, wenn man sich an der Schönheit der Natur orientiert, unbedingt Gräser dabei sein müssen. Pflanzte Pagels von Beginn an für die ostfriesischen Gegebenheiten, gärtnerte Chatto zunächst noch sehr traditionell, speziell was die Bodenvorbereitung anbetraf.“
Individualismus statt Uniformismus! Traditionelles Gärtnern versus Gartencenter?
Christian Kreß, Sarastro Stauden: „Pagels arbeitete sehr traditionell und bewusst biologisch, ohne dies groß zu vermarkten. Zudem hatte er ein überaus kritisches Auge. Ein Paradebeispiel sind seine Miscanthus, die er auspflanzte und erst nach Jahren des Beurteilens benannte. In alten Katalogen waren viele Sorten gelistet, die er dann doch nach ein paar Jahren wieder verworfen hat, weil sie ihm nicht gut genug waren.“
Wilde Wiesen? Von der Schönheit gepflanzter Staudenwiesen
Joachim Hegmann, Gartengestaltung: „Bei Ernst Pagels stand die einzelne Pflanze im Mittelpunkt, ihre Eleganz, ihr besonderes unverwechselbares Aussehen, aber eben auch alle praktischen gärtnerischen Eigenschaften. In meinen Staudenwiesen versuche ich die Pflanzen als Akteure zu sehen, die als Hauptdarsteller oder in wichtigen Nebenrollen zusammenspielen müssen, Geschichten erzählen, miteinander agieren, wechselwirken. So bin ich vielleicht der Regisseur, der mit den Schauspielern aus Pagels Schule seine Gartenfilme schafft.“
Ausklang
Dieter Gaißmayer, Illertissen: „Die Weitergabe von Wissen und seinen Züchtungen sah Pagels als eine menschliche Notwendigkeit an. Steht heute bei vielen Züchtungen der wirtschaftliche Aspekt im Vordergrund wollte Pagels den Menschen ohne jegliches Profitinteresse wertige Pflanzen in die Hand geben. Er sah die Pflanzen als ein Geschenk der Natur an, das eigentlich allen Menschen gehört. Sein ganzheitliches Denken und Handeln hat mich stark beeindruckt und beeinflusst.“
Anschließend Abendessen in Sommerfest-Atmosphäre
Sonntag, 14. August
5 außergewöhnliche Busexkursionen (Halb- und Ganztagstouren)
zu Gärten in Ostfriesland und den Niederlanden stehen zur Auswahl
Tagungsort: Hotel Alte Werft, Papenburg
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