Wie erfolgreich sind die Gartenbau-Sparten in Baden-Württemberg?
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Zierpflanzenbau
Im Vergleich zu 2018 stagnierten im Jahr 2019 die Umsätze der indirekt absetzenden Betriebe . In der holländischen Fachpresse war, bezogen auf das erste Halbjahr 2019, von einem Preisdruck die Rede, verursacht durch größere Produktionsmengen als im Vorjahr bei gleichzeitig zurückhaltender Nachfrage.
Gleichzeitig stiegen für die Betriebe die Aufwendungen, vor allem diejenigen für Löhne. Niedrigere Gewinne waren die Folge. Bei den Topfpflanzenbetrieben sank der Gewinn immerhin um knapp zwanzig Prozent. Bei angenommenen 2.500 Arbeitsstunden pro Jahr konnte eine Familien-Arbeitskraft die eigene Arbeit mit 22 Euro entlohnen. Eine Verzinsung des eingesetzten Kapitals (Reinertrag) erreichten die Hälfte der achtzehn ausgewerteten Betriebe.
Der Einzelhandel mit Zierpflanzen musste erneut mit einem wetterbedingten Auf und Ab zurechtkommen. In einer spät begonnenen Frühjahrssaison lief der Abverkauf eher schleppend, hielt aber länger als sonst üblich an. Die erwirtschafteten Umsätze lagen im Vergleich zum Vorjahr am Ende um sechs bis sieben Prozent höher als in 2018.
Aber auch die Aufwendungen waren höher als im Vorjahr, vor allem für Löhne und Handelsware. Dennoch erreichten die direkt absetzenden Zierpflanzenbetriebe Gewinnsteigerungen und eine Entlohnung für die Familien-Arbeitskräfte in der Größenordnung von rund zwanzig Euro pro Arbeitsstunde. Aber nur etwas über dreißig Prozent der ausgewerteten Betriebe konnte das eingesetzte Kapital verzinsen.
Für die Topfpflanzenbetriebe kann man aus den Orientierungsdaten die folgenden wichtigen Zahlen herauslesen. Die Grundlage hierfür sind die Erfolgsgruppen, die sogenannten Drittel.
Das in wirtschaftlicher Hinsicht überdurchschnittlich erfolgreiche erste Drittel unter den Topfpflanzenbetrieben erwirtschaftet pro Mitarbeiter einen Umsatz (Betriebsertrag) in Höhe von über 165 TEUR. Zieht man hiervon den Sachaufwand ab, zeigt der resultierende Wert das Betriebseinkommen an, das pro Mitarbeiter übrig bleibt, um die im Betrieb und Büro geleistete Arbeit zu bezahlen. Das erste Drittel erreicht hier einen Wert von etwas mehr als 52 TEUR. Pro angestelltem Mitarbeiter betreiben diese Betriebe mit fast 37 TEUR einen um knapp 10 TEUR höheren Lohnaufwand als der Durchschnitt der Topfpflanzenbetriebe.
Ähnliche Schlüsselzahlen lassen sich für die Zierpflanzenbetriebe mit direktem Absatz herauslesen. Pro Mitarbeiter erwirtschaften die Betriebe des ersten Drittels einen Umsatz (Betriebsertrag) in Höhe von 124 TEUR. Schaut man, was pro Mitarbeiter für die Entlohnung der geleisteten Arbeit übrig bleiben sollte (Betriebseinkommen), erreicht das erste Drittel fast 50 TEUR. Stellt man diesem Wert den pro Mitarbeiter geleisteten Lohnaufwand in Höhe von knapp 34 TEUR gegenüber, sieht man, dass sich die Familien-Arbeitskräfte akzeptabel entlohnen konnten. Bei angenommenen 2.500 Arbeitsstunden pro Jahr kommen sie auf eine stündliche Entlohnung ihrer Arbeit in Höhe von 38 Euro.
Gemüsebau
Die 2019er Rohabschlüsse von 26 identischen Gemüsebaubetrieben dienen als Zahlenbasis für den Vergleich mit dem Vorjahr. Die Umsätze stiegen um über sieben Prozent, während die Aufwendungen nur um 1,5 Prozent zulegten. Den Lohnaufwandssteigerungen von fast vier Prozent standen deutlich niedrigere Spezialaufwendungen gegenüber.
Eine kräftige Gewinnsteigerung und eine im Gartenbau ungewöhnlich hohe Entlohnung der familieneigenen Arbeitsstunden waren die Folge. Allerdings sind die Unterschiede zwischen den Betrieben sehr ausgeprägt: Etwas über die Hälfte der ausgewerteten Betriebe erwirtschaftete keine Kapitalverzinsung.
Die Schlüsselzahlen des ersten Drittels für den wirtschaftlich erfolgreichen Gemüsebau zeigen einen Umsatz (Betriebsertrag) pro Mitarbeiter in Höhe von 110 TEUR. Abzüglich des Sachaufwands ergibt sich das Betriebseinkommen pro Arbeitskraft in Höhe von knapp 53 TEUR. Bei einem durchschnittlichen Lohnaufwand von gut 27 TEUR verbleibt ein hinreichender Überschuss zur Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte.
Baumschulen
Die achtzehn ausgewerteten, identischen Baumschulbetriebe hatten 2019 zwar leicht rückläufige Umsätze gemacht. Allerdings sanken die Aufwendungen mit fast neun Prozent wesentlich stärker. Der Spezialaufwand und der Lohnaufwand lagen deutlich unter den Vorjahreswerten. Hieraus ergab sich ein Gewinnsprung von fünfzig Prozent und damit eine Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte um etwas mehr als 30 Euro pro Stunde. Dennoch sind es bei den Baumschulern immerhin 42 Prozent der insgesamt 25 ausgewerteten Betriebe, die keinen Reinertrag und somit keine Kapitalverzinsung erwirtschaften konnten. Die Unterschiede zwischen den Betrieben sind demnach sehr groß. Daher sind auch hier die Schlüsselzahlen des ersten Drittels aufschlussreich. An diesen können sich die Baumschulbetriebe orientieren. Bei insgesamt 25 ausgewerteten Betrieben kommen die erfolgreichen Betriebe auf einen Umsatz (Betriebsertrag) pro Mitarbeiter in Höhe von gut 110 TEUR.
Den Sachaufwand abgezogen ergibt sich ein Nettowert (Betriebseinkommen) zur Abdeckung des Aufwandes für die Arbeit von knapp über 53 TEUR pro Arbeitskraft. Bei einem Lohnaufwand pro Arbeitskraft von etwas unter 39 TEUR verbleibt ein hinreichender Überschuss zur Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte.
Friedhofsgartenbau
Mit drei Prozent niedrigeren Umsätzen als im Vorjahr und fast identischem Aufwand entstanden bei den etwas mehr als zwanzig ausgewerteten Friedhofsgartenbau-Betrieben mehr als fünfzehn Prozent niedrigere Gewinne. Familien-Arbeitskräfte entlohnten ihre Arbeit mit etwas über 23 Euro pro Stunde. Etwas mehr als ein Drittel der Betriebe erwirtschaftete keine Kapitalverzinsung.
Das erste Drittel zeigt anhand der Schlüsselzahlen, dass in 2019 im Friedhofsgartenbau durchaus Geld zu verdienen war. Bei einem Umsatz (Betriebsertrag) in Höhe von 82 TEUR pro Arbeitskraft und einem Nettowert (Betriebseinkommen) von 50 TEUR pro Arbeitskraft verbleibt bei einem Lohnaufwand von 37 TEUR pro Arbeitskraft genügend Überschuss zur Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte.
Garten- und Landschaftsbau
Im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunkene Umsätze, aber noch stärker gesunkene Aufwendungen führten bei den 47 identischen Betrieben des GaLaBaus zu um 13 Prozent höheren Gewinnen. Der größte Aufwandsposten, die Löhne, sank um sechs Prozent, der Spezialaufwand um knapp zwei Prozent. Eine Familien-Arbeitskraft entlohnte im Durchschnitt die eigene Arbeitsstunde mit knapp 36 Euro. Nicht ganz ein Drittel der Betriebe erwirtschaftete keine Kapitalverzinsung.
Anhand der Zahlen des ersten Drittels wird das Potenzial erkennbar, das von wirtschaftlich erfolgreichen Betrieben des GaLabaus erschlossen werden kann. Ein Umsatz (Betriebsertrag) von fast 131 TEUR pro Arbeitskraft, ein Nettowert (Betriebseinkommen) von etwas über 58 TEUR pro Arbeitskraft führen bei einem Lohnaufwand von gut 44 TEUR pro Arbeitskraft zu einer hinreichenden Entlohnung der Familien-Arbeitskräfte.
Der Vergleich der Umsatzhöhe zwischen dem ersten Drittel und dem Mittel der insgesamt 54 ausgewerteten Betriebe zeigt, dass es sich bei den erfolgreichen Betrieben mit etwas über zwei Millionen Euro Umsatz und etwas mehr als 15 Mitarbeitern um überdurchschnittllich große Betriebe handelt. Diese Betriebe betreiben darüber hinaus einen deutlich höheren Lohn- und Materialaufwand pro Mitarbeiter als der Durchschnitt.
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