Die Züchter sind auf der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs
Immer herausfordernder wird der Mangel an gut ausgebildeten Nachwuchskräften für die Pflanzenzüchtung. Dies war auf der Mitgliederversammlung von Ciopora Deutschland, der Gemeinschaft der Züchter vegetativ vermehrbarer Zier- und Obstpflanzen im Februar in Hannover zu hören.
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Die Züchterfirmen wünschen fundamentale Kenntnisse der klassischen und molekularen Genetik sowie die Fähigkeit, Zuchtstrategien entwickeln zu können, erläuterte Dr. Thomas Proll die Wünsche der Ciopora-Mitglieder an das Lehrangebot der Hochschulen. Das simpelste pflanzenbauliche Wissen fehle den Nachwuchskräften oft. Züchter müssten komplexe Zusammenhänge begreifen und kommunikationsfähig sein, um zum Beispiel Marketing-Fachleuten zu erklären, was das Besondere einer Sorte ausmacht.
Das Modulsystem der Bachelor- und Masterstudiengänge bringt laut Proll Schwächen für selbstständiges Arbeiten im Praktikum: „Ein Praktikum im Praxisbetrieb kann keine Ganztagesbetreuung sein.“ Proll rief die Vertreter der Lehre auf, keine weiteren Kürzungen auf Kosten der praktischen Ausbildung hinzunehmen.
Mehr Kontakt zu Züchterbetrieben gewünscht
Vertreter deutscher Hochschulen stellten die Studienmöglichkeiten in der Pflanzenzüchtung vor.
Prof. Dr. Klaus Bahnemann von der Fachhochschule (FH) Erfurt erläuterte den dort noch aufrechterhaltenen Diplomstudiengang Gartenbau. Von 254 Absolventen in den Jahren 1994 bis 2007 haben 20 (8%) das Berufsfeld züchterisch-gärtnerische Tätigkeit gewählt. Für eine bessere züchterische Ausbildung wünschte er sich mehr Informationen zum Berufsfeld Züchtung. Praktikumsplätze für Praxissemester sowie eine verstärkte Zusammenarbeit mit weiteren ausbildenden Institutionen seien förderlich.
Auch Prof. Dr. Traud Winkelmann, FH Weihenstephan, wünschte sich mehr Praktikumsplätze für Studierende im zweiten Praxissemester sowie Themen und Material für Diplomarbeiten. „Mit 1000 bis 2000e kann man schon viel erreichen“, so ihr Wink an die Züchterfirmen. Sinnvoll nach Meinung Winkelmanns wäre ein Zusammenschluss von Züchterfirmen mit gemeinsamen Fragestellungen. Forschungskooperationen seien weitere Möglichkeiten der Zusammenarbeit mit den Züchtern.
An der FH Osnabrück können die Studierenden fast ein Drittel des Studiums für Pflanzenzüchtung und angrenzende Bereiche wie Saatguttechnologie nutzen, erläuterte Prof. Dr. Günter Schröder.
Noch gibt es drei Hochschulstandorte für Gartenbau in Deutschland. Die Hochschule in Berlin kann das Fach Pflanzenzüchtung nur noch mit einem Lehrauftrag abdecken. In Weihenstephan können Studierende zwei Semester mit Pflanzenzüchtung verbringen, „aber es fehlt ein wissenschaftlicher Lehrstuhl“, erläuterte Prof. Dr. Dieter Treuter. Dem guten Lehrangebot stehe keine Forschung zur Seite, die den Input für die Lehre bringen könnte. Derzeit laufen Verhandlungen mit dem Bayerischen Landtag, einen neuen Lehrstuhl Pflanzenzüchtung einzurichten.
Prof. Dr. Thomas Debener stellte die Lehre zur Pflanzenzüchtung an der Leibniz Universität Hannover vor. Weitere Angebote gebe es im Masterstudiengang. Geplant sei ein Praxismodul Pflanzenzüchtung mit Seminaren, einem achtwöchigen Betriebspraktikum und der Möglichkeit zur Vorbereitung einer Masterarbeit.
Text und Bilder: Dr. Gisela Fischer-Klüver, Hannover
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