Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Baumschultag 2018

Gehölzvermarktung 2.0

Die zunehmenden Digitalisierung, die schwindenden Grenzen zwischen realen und virtuellen Lebenswelten und das damit einhergehende Käuferverhalten spüren auch die bayerischen Baumschulen: Der Onlinehandel verzeichnet in der grünen Branche einen jährlich steigenden Zuwachs und führt vor allem die junge Zielgruppe nicht mehr in die stationären Läden. Rund 250 Baumschulgärtner informierten sich deshalb am 22. Februar zum 24. Baumschultag der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau (LGW) in Veitshöchheim über die Gehölzvermarktung 2.0.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
LWG
Artikel teilen:

Michael Kutter, Vorsitzender des BdB-Landesverbandes Bayern sah in der gut besuchten Veranstaltung klare Bekenntnis für die Forschungsarbeit des Institutes für Erwerbs- und Freizeitgartenbau (IEF) der LWG. Die Veränderungen der Digitalisierung sah er als Chance. Er betonte, dass die Zukunft nicht nur denen gehört, die den Weg ihrer Kunden gehen, sondern die mit Ausbildung und Weiterqualifizierung schon heute in die Mitarbeiter von morgen investieren.

 

Sich aus der Schockstarre lösen

Dass die Branche sich in einer Zeitwende befindet, machte Engelbert Kötter deutlich. Er nahm die Gegenwart der Branche ins Visier: Kaputte Preise, anders tickende Kunden und Zukunftsängste. „Viele Unternehmer sind ratlos und befinden sich in einer regelrechten Schockstarre. Daneben werden mit extremen Sparkursen oder der Verringerung der Anbauflächen genau die falschen Schritte unternommen“, sagte Kötter. Auch neigen viele Unternehmen dazu, auf Altbewährtes zurückzugreifen. „Doch mit stationären Schauflächen oder Rabattaktionen ist in einem gesättigten und vor allem völlig anders funktionierenden Markt nichts mehr zu holen“, erklärte Kötter. Vielmehr gehe es darum, die Möglichkeiten der digitalen Welt zu nutzen und damit die Kunden von morgen zu erreichen. Denn der Boom nach Grün ist nach wie vor vorhanden und nimmt weiter Fahrt auf.

Eine Homepage zu haben, sollte Standard sein. Doch diese zu pflegen und zu einer virtuellen Erlebniswelt zu machen oder einen Onlineshop zu integrieren, ist die Herausforderung. „Nur wer alle Kanäle nutzt und die Bedürfnisse seiner Kunden kennt, wird zu den künftigen Gewinnern gehören“, betont Kötter. Gartenbaubetriebe verkaufen nicht einfach Bäume und Pflanzen; sie verkaufen viel mehr Trends und Werte.

 

Mit einem Klick

Alexander Kelm vom Softwareunternehmen Green Solutions zeigte, wie die Vernetzung von analoger und digitaler Welt gelingt. „Das stationäre und digitale Angebot dürfen nicht getrennt voneinander betrachtet werden, sondern müssen Hand in Hand miteinander arbeiten“, betonte Kelm. Denn wenn das Interesse des Kunden in einer Onlinebestellung gipfelt, müssen auch die analogen Arbeiten im Hintergrund, wie Bereitstellung und Versand der Ware, reibungslos funktionieren. Kelm sieht den stationären Handel als festes Fundament, der durch den digitalen Auftritt ergänzt und in den Fokus gerückt wird. Dies bedeutet aber, dass man sich handwerkliche Fehler im stationären Verkauf, wie ein fehlendes Frühlingssortimentes nicht mehr erlauben darf. Dass das Ende der digitalen Reise noch nicht erreicht ist, wurde bei einem Blick in die Entwicklungsarbeit des Softwareunternehmens deutlich. So lässt sich via Smartphone-App auf die kahlen Stellen im Garten künftig mit wenigen Klicks der gewünschte Baum oder die im Shop ausgesuchte Bepflanzung setzen.

 

Cross Media aus der Praxis

Sabrina Nitsche, Autorin und Moderatorin des deutschlandweiten TV-Gartenformates „Querbeet“ gab zusammen mit Tobias Bode Einblicke in das Format und machte deutlich, dass die Präsenz in den Sozialen Medien keine Frage, sondern vielmehr Pflicht sei. „Eine Sendezeit von 30 min allen zwei Wochen bedeutet eigentlich, dass man gar nicht existiert“, meinte Nitsche. Neben der Mediathek werden die Sozialen Medien nach dem Motto „Querbeet erreicht jeden“ genutzt, Gartenliebhaber jederzeit und überall zu erreichen. Ob lustige Outtakes, Kurzfilme oder Tutorials, im Mittelpunkt steht dabei die Kommunikation mit den Zuschauern: So werden von Sabrina Nitsche nicht nur die Kommentare beantwortet, sondern auch Ideen für künftige Sendungen aufgegriffen.

Anhand ihres Blogs „Gartenfräulein“ zeigte Silvia Appel auf, wie es gelingt, die Follower in ihre selbst geschaffenen grünen Erlebniswelten zu entführen und zu begeistern. Ein Ansatz, der auch im Gärtnereibereich immer wichtiger wird, um eine langfristige Kundenbindung aufzubauen und junge Zielgruppen zu gewinnen.

 

Einblicke in Amazon & Co.

Klaus Körber, IEF-Abteilungsleiter Technik und Unternehmensentwicklung, beschrieb die Konzernentwicklungen von Amazon und zeigte die weltweit wachsende Bedeutung des Handels- und Logistikunternehmens auf. Seinen praktischen Test der Amazon Handelssparte „Pflanzen“ stellte der angehende Baumschulmeister Felix Weber vor. Er hatte verschiedene Pflanzen über Amazon bestellt. Anhand der aufgeschlüsselten Preise seiner erhaltenen Lieferungen zeigte er, dass die über Amazon vertreibenden Gartenbaubetriebe letztlich nur etwa ein Drittel des Kundeneinkaufspreises als eigenen Umsatz erhalten. Baumschulbesitzer Christian Müller aus Mauer bei Heidelberg zeichnete dennoch ein positives Bild seiner Zusammenarbeit mit Amazon beim Vertrieb seiner eigenen Obstgehölz-Marke. Amazon werde vielfach bereits ähnlich einer Suchmaschine verwendet, was dazu beitrage, seine Marke bekannter zu machen. Müller sieht daher in der digitalen Vermarktung eine neue Möglichkeit, die den stationären Absatz ergänzt.

LWG-Referendarin Silke Borzym stellte mit Studierenden der Baumschulklasse Wissenswertes zu Homepage, Onlineshops, Suchmaschinenoptimierung und Social Media vor. Dabei wurde deutlich, dass ein angepasster digitaler Unternehmens- und Handelsauftritt von Baumschulen unverzichtbar ist. Hinzu komme der Standard, digital unkompliziert mit den Betrieben kommunizieren zu können. Dabei gilt es, digitale Medien zu nutzen, um seinen Baumschulbetrieb einem breiten Publikum zugänglicher zu machen.

 

Praxis zeigt, wie´s geht

Über Social Media etwa gelänge es einfacher, mit Kunden in Kontakt zu bleiben, in ihnen die absatzfördernden Stimmungen der Jahreszeiten wachzuhalten und sie mit Einladungen zu Veranstaltungen zu erreichen. Immer wichtiger: Bilder und Videos und Benutzerfreundlichkeit. Über den Online-Auftritt von Baumschulbetrieben hinaus sei auch der Online-Pflanzenverkauf zunehmend wichtig, resümierte Silke Borzym.

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren