Pflanzengenetische Ressourcen bewahren und vielfältig nutzen
Zu einem Symposium des "Netzwerks Pflanzensammlungen" der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft (DGG) am 21. und 22. März kamen über 100 Teilnehmer ins Julius-Kühn-Institut nach Berlin. An beiden Tagen drehte sich alles um beliebte Gartenpflanzen, historische Sorten und wilde Verwandte und ihre Potenziale für Forschung, Züchtung und Medizin. Außerdem wurde die historische Pelargonien-Ausstellung „Form, Farbe, Duft“ präsentiert.
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Dazu konnten hochkarätige Referenten aus Deutschland, England, Schweden und der Schweiz gewonnen werden.
Der Experten- und Datenpool kann nun ab dem 1. Juni 2017 unter der Koordination des Bundessortenamts in der Deutschen Genbank Zierpflanzen übernommen werden. Eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit zum Schutz der Vielfalt wurde von allen Beteiligten angestrebt. Denn schon zu viele alte Sorten sind unwiederbringlich verloren gegangen. Die DGG wird sich als grünes Sprachrohr in Politik und Gesellschaft auch zukünftig um eine enge Zusammenarbeit mit den Pflanzensammlern und Pflanzenliebhaber-Gesellschaften bemühen: Die Fachgruppe Pelargonien hat sich bereits unter dem Dach der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft gebildet, weitere Fachgruppen sind in Planung.
James Armitage sprach über Hortax in Großbritannien, der einzigen Organisation, die sich ausschließlich für die Taxonomie von Kulturpflanzen engagiert. Wie die Deutsche Genbank Zierpflanzen unter der Koordination von Dr. Burkhardt Spellerberg (Bundesssortenamt) strukturiert ist, wurde ebenso präsentiert wie das „Netzwerk Pflanzensammlungen“: 360 Sammler machen im Netzwerk mit, über 43.000 verschiedene Arten und Sorten sind in der Datenbank für jedermann zugängig und besonders wertvolle, in ihrem Bestand gefährdete Pflanzensammlungen konnten nachhaltig gesichert werden. „Eine internationale Checkliste mit 1500 korrekt beschriebenen Phlox-Sorten wird zudem bald in Zusammenarbeit zweier Phloxexpertinnen über die Deutsche Gartenbau-Gesellschaft herausgegeben“ verkündigte die Projektleiterin Bettina de la Chevallerie.
Dr. Frank Marthe vom Julius Kühn-Institut berichtete über seine Evaluierungsmethoden pflanzengenetischer Ressourcen für die ackerbauliche, phytopathologische oder morphologische Nutzung am Bespiel einer Petersilien-Sammlung, und Dr. Angelika Koch von der Frohme-Apotheke stellt alte bewährte Arzneipflanzen dem heutigen rechtlichen Umfeld der Arzneimittelzulassung gegenüber. Welchen Beitrag Heilpflanzenanbau und Wildsammlungen zur Erhaltung der Biodiversität leisten, diese Frage konnte Michael Straub, Leiter des WELEDAS Heilgarten und Begründer des Vereines Hortus officinarum, beantworten. In Kooperation mit Wissenschaftlern und den Behörden am jeweiligen Anbauort werden nachhaltige Erntekonzepte entwickelt, sodass die Heilpflanzen am Wildstandort genutzt und zugleich gefördert werden können. Abschließend wurde über die Potenziale und Grenzen – Wildpflanzen schützen und nützen - diskutiert.
Am zweiten Tag stellten private Sammler, Botaniker, Gärtner sowie Züchter ihre Sammlungen mit Neuheiten und Trends vor. Zu Wort kamen der Salbeiexperte Volker Köpcke aus dem Loki-Schmidt Garten im Botanischen Garten Hamburg mit 400 verschiedenen Salbeiarten- und Sorten und der international anerkannte Iriszüchter- und Sammler Dr. Tomas Tamberg aus Berlin. „Ich bin galantophil“ bekannte Anne Repnow in ihrem Vortrag über das Schneeglöckchenfieber über die Grenzen Deutschlands hinaus und der national bekannte Leberblümchensammler Jürgen Peters aus Uetersen stellte seine „blauen Diamanten“ vor, die einen Liebhaberwert in Höhe eines Kleinwagens haben können.
Um historische botanische Schätze drehte sich alles im zweiten Themenblock. Alte Sorten neu entdecken, denn sie bergen ein enormes Potenzial und drohen aber auch verloren zu gehen, darüber referierte die Gartenhistorikerin Brigitte Wachsmuth. Bereits unwiederbringlich verschwunden ist die 1570 eingeführte Iris susiana, bekannt als die Dame in Trauer“, im höchsten Maße bedroht sind die gefüllten Primula vulgaris. Wie historische Pflanzen, die vor 1945 ins Land gekommen sind, vorbildlich gesichert werden und auch noch erfolgreich vermarktet werden können, dies zeigte die Kuratorin Karin Persson am Beispiel der Genbank in Schweden. Über den Reichtum alter Landpflanzen und dem dafür entwickelten Gütesiegel berichtete Bela Bartha von ProSpecieRara aus der Schweiz und Andreas von der Beeck zeigt am Beispiel der Pelargonie beliebte Trends auf.
Die Beiträge der Referenten demnächst auf www.netzwerkpflanzensammlungen.de
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