VFFK fordert Abschaffung der Gebühren
Die Friedhofsgebühren sind auch 2016 vielerorts wieder drastisch erhöht worden. Eine Entwicklung, die Sterben zur Klassenfrage macht und den Friedhof als lebendiges Kulturgut bedroht. „Um sagenhafte 374 Prozent hat eine sächsische Kleinstadt Anfang 2016 die Gebühren für ein klassisches Erdwahlgrab erhöht – von 450 Euro auf 2.131,80 Euro, das ist eine Differenz von rund 1.700 Euro! Im deutschlandweiten Vergleich ist das längst nicht mal das teuerste Angebot, aber das Beispiel zeigt drastisch, wohin die Entwicklung seit einigen Jahren geht“, stellt Andreas Mäsing, Vorsitzende des Vereins zur Förderung der deutschen Friedhofskultur, fest.
- Veröffentlicht am
Er betrachtet mit großer Sorge, wie die Kommunen landauf, landab auf den Trend zur Feuerbestattung reagieren – und zunehmend mit einer ordentlichen Portion Wut im Bauch. Denn in einem ist sich Mäsing sicher: „Man wird den Friedhof als Bestattungsort nicht retten, indem man die ohnehin schon teuren Erdbestattungen noch teuer macht und die bislang deutlich billigeren Urnengräber auf das Preisniveau der Sargvarianten hievt. Das ist eine Milchmädchenrechnung!“
Hinter den exorbitanten Preissteigerungen steckt oft die pure Verzweiflung der Kommunen, das weiß auch Andreas Mäsing. Denn das Geld, das immer mehr Menschen durch die günstigere Feuerbestattung einzusparen versuchen, fehlt den Städten und Gemeinden für die Instandhaltung der Friedhöfe. „Aber Gebührenerhöhungen sind keine Lösung, im Gegenteil, sie verstärken den Trend noch! Dann weichen die Betroffenen eben auf private Anbieter außerhalb des Friedhofs aus, wie auch die zunehmende Zahl an Baumbestattungen fernab von Friedhöfen belegt. Wenn das so weitergeht, sind unsere Friedhöfe bald nur noch teure Museen alter Bestattungskulturen.“
Eine lebendige Bestattungskultur hingegen würde dann für breite Teile der Bevölkerung der Vergangenheit angehören. „Einen würdevollen Abschied werden sich viele schlicht nicht mehr leisten können. Es ist doch längst Realität, dass Menschen ihre individuellen Wünsche und religiösen Bedürfnisse zurückstellen, weil sie schon kaum genug zum Leben haben und auch ihre Angehörigen nicht belasten können oder wollen. Sterben damit wird zur Klassenfrage, das ist eine Schande für unseren Sozialstaat!“
Das aktuelle Problem lässt sich aus Mäsings Sicht nur durch radikales Umdenken lösen. „Was wir brauchen, ist eine Neubewertung des Friedhofs. Friedhöfe sind viel mehr als nur ein Kostenfaktor. Sie sind Kulturgegenstände und Denkmäler, Orte der Trauer und der Begegnung, Naherholungszentren, Biotope und Kaltluftschneisen. Das alles hat einen immensen Wert, den es auch entsprechend zu schätzen gilt. Deshalb fordert der VFFK konsequenterweise: „Verteilt die Unterhaltskosten auf alle Bereiche, die von den Friedhöfen profitieren. Schafft die Friedhofsgebühren ab!“
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.