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    Gebühren allein können Friedhöfe nicht finanzieren

    Deutschlands Friedhöfe werden zum Großteil über die Gebühren der Bürger finanziert. Dieses Modell stößt aufgrund des seit Jahren ungebremsten Trends zur Feuerbestattung und zu kleinen, günstigen Gräbern an seine Grenzen. Einnahmen brechen weg.

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    Friedhofsträger sind häufig gezwungen ihre Gebühren zu erhöhen, um annähernd die Kosten zu decken. Dies verschärft die Lage, weil besonders günstige Gräber oder Bestattungsmöglichkeiten außerhalb klassischer Friedhöfe noch attraktiver werden. Nach einer Studie von Ernst & Young wollen fast 30 Prozent der Kommunen nächstes Jahr die Friedhofsgebühren erhöhen, eine ähnliche Quote wie in den Jahren zuvor.

    Aeternitas e.V., die Verbraucherinitiative Bestattungskultur, Königswinter, stellt das bestehende Finanzierungssystem infrage. „Der Fokus muss verstärkt auf andere Funktionen der Friedhöfe gerichtet werden, über die Funktion als Bestattungsplatz hinaus“, fordert der Vorsitzende Christoph Keldenich. Dies sollte sich auch in der Finanzierung widerspiegeln.

    Viele Kommunen berücksichtigen zumindest den Nutzen der Friedhöfe als Erholungs- und Naturraum und bezuschussen den Friedhofshaushalt über den sogenannten grünpolitischen Wert. Allerdings ist das Ausmaß häufig umstritten und wird zugunsten des kommunalen Haushalts und zu Lasten des Friedhofs möglichst klein gehalten.

    Meist überhaupt nicht spiegelt sich der weitere soziale, kulturelle und historische Wert der Friedhöfe in den Budgets wider. Angesichts der angespannten finanziellen Lage einer Vielzahl deutscher Kommunen bleiben hier Fortschritte fraglich. Nötig wären Sie jedoch. „Wir sollten uns fragen, was uns Friedhöfe wert sind“, sagt Keldenich. Attraktive Angebote und neue Einnahmequellen können die Einnahmesituation der Friedhöfe verbessern.

    Gemeinschaftsgrabanlagen, die inklusive Grabpflege angeboten werden, erweisen sich jetzt schon als Erfolgsmodell. Gewonnen werden könnten Kunden auch mit einer weiter aufgefächerten Palette an Grabarten und weniger strengen Gestaltungsvorschriften. Einnahmen lassen sich im Rahmen von Stiftungen, Sponsoring und Patenschaften für Grabmale, Gräber, Bäume, Gebäude und Bänke generieren. Fördervereine und ehrenamtliches Engagement stützen heute schon viele Friedhöfe. Beides ließe sich ausbauen.

    Eine Reihe von Maßnahmen rückt den Friedhof auch außerhalb der klassischen Gedenktage wie Allerseelen, Allerheiligen oder Totensonntag in den Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit: Informationsveranstaltungen, Führungen (auch mit Kindergärten oder Schulen) oder kulturelle Aktionen. Auch Freizeitangebote wie Spielplätze, Cafés oder Naturlehrpfade führen die Bürger wieder auf die Friedhöfe und lassen sie deren Wert über die Gräber hinaus spüren.

    Nicht mehr benötigte Freiflächen könnten zum Beispiel in Parks oder Bauland umgewandelt werden und fielen so dem Friedhofshaushalt nicht mehr zur Last. Auch Tierfriedhöfe oder eine landwirtschaftliche Nutzung stellen eine Alternative dar. Einfach gestaltet sich dies bei Vorhalteflächen, die nie für Bestattungen genutzt wurden. Bei ehemals belegten Grabflächen muss behutsamer vorgegangen werden.

    Deutschlands Friedhöfe sind zu groß. In der Vergangenheit wurde ausgehend von falschen Annahmen – unter anderem ein gleichbleibend hoher Anteil von Erdbestattung im Sarg – überdimensioniert geplant. Doch mittlerweile werden 60 Prozent der verstorbenen Bundesbürger eingeäschert. Vor 20 Jahren betrug der Anteil noch ein Drittel, vor 40 Jahren sogar nur 15 Prozent (in Westdeutschland).

     

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