59. Deutsche Pflanzenschutztagung: Schäden an Bienenvölkern können sehr verschiedene Ursachen haben
Die diesjährige 59. Deutsche Pflanzenschutztagung an der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg hatte die Auswirkung von Pflanzenschutzmitteln auf Bienen und andere Bestäuber zum Thema.
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Im Jahr 2008 starben in der Rheinebene viele Bienen. Die Ursache war mit dem neonicotinoiden Wirkstoff Clothianidin gebeiztes Maissaatgut. Sofort wurden die entsprechenden Mittel vom Markt genommen. Seither ist die Anwendung dieser Wirkstoffe stark eingeschränkt.
Erforscht wird derzeit, welcher Menge an Wirkstoff die Bienen in welchem Zeitraum über Nektar, Pollen, Staub oder Wasserquellen ausgesetzt sind, und welche Unterschiede es in den einzelnen Kulturen wie Raps, Mais oder Weizen gibt. Dabei werden neben den Honigbienen verstärkt auch mögliche Auswirkungen auf andere Bestäuber erforscht. Verstärkt untersuchten beispielsweise Wissenschaftler des Julius-Kühn-Instituts im Rapsanbau, welche akuten und langfristigen Gefährdungen für Bienen, Hummeln und Solitärbienen durch die Saatgutbeizung bestehen.
Während der Pflanzenschutztagung wurden aktuelle Resultate präsentiert. So untersuchte das Institut für Bienenkunde der Universität Hohenheim den Einfluss einer chronischen Fütterung des Wirkstoffs Clothianidin an frei fliegenden Bienenvölkern. Dabei infizierten sie einen Teil der Bienen zuvor mit Darmparasiten. Über drei Wochen wurden täglich die Mortalität und Flugaktivität kontrolliert. Die vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass man die bereits bekannten Effekte von Neonikotinoiden auf Einzelbienen nicht direkt auf das Bienenvolk als Gesamtorganismus übertragen kann. Offensichtlich können innerhalb des Organismus „Bienenvolk“ negative Auswirkungen von Insektiziden teilweise abgepuffert werden. Die zugrunde liegenden Mechanismen sind noch zu klären.
Bienen, Hummeln und Solitärbienen sind wichtige Bestäuber von vielen Kultur- und Wildpflanzen. Ihr Schutz hat Priorität. Häufig werden in Medienberichten Todesfälle von Bienen pauschal mit der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln, oft als Pestizide bezeichnet, verknüpft und brennen sich so in die öffentlichen Meinung ein. Dass Schäden an Bienenvölkern sehr verschiedene Ursachen haben können, zeigen jedoch die jahrzehntelangen regelmäßigen Untersuchungen der Untersuchungsstelle für Bienenvergiftungen am Julius-Kühn-Institut (JKI) oder das etablierte Deutsche Bienen-Monitoring. Neben der nicht sachgemäßen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln spielen auch Krankheiten, Parasiten wie die Varroamilbe oder Frevel eine wichtige Rolle.
Kurzfassungen der Vorträge (Julius-Kühn-Archiv, Band 447, 2014)
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