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    Neustadt/Weinstraße: Werner Riedel in den Ruhestand verabschiedet

    Ein Gestalter des modernen dienstleistungsorientierten Gartenbaus in Rheinland-Pfalz und in Deutschland, wurde Anfang Juli nach vielen Jahrzehnten engagierten Wirkens in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Werner Riedel, zuletzt Abteilungsleiter Gartenbau am DLR Rheinpfalz, entwickelte aktiv mit den Betrieben des Gemüse-, Obstbau-, Zierpflanzen-, Garten- und Landschaftsbaus, der Baumschulen und den Friedhofs-Gärtnereien die strukturelle Anpassungen an die Erfordernisse des Marktes.
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    „Die heutige Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit der verschiedenen Sparten des Gartenbaus, geht in vielen Bereichen auf zukunftsweisende Impulse von Werner Riedel zurück“ so Dr. Günter Hoos, Direktor des DLR Rheinpfalz, bei der Feier in Neustadt. Dass der Gartenbau in Rheinland-Pfalz eine ähnliche Marktleistung wie der Weinbau dieses Landes mit der bundesweit größten Weinbaufläche hat, ist auch dem Engagement von Werner Riedel zuzuschreiben.

    Werner Riedel verlebte seine Jugend im Sauerland, wo er eine Gärtnerlehre im Zierpflanzenbau absolvierte. Nach einer Übergangsperiode in der Praxis erfolgte der Wehrdienst und anschließend wiederum eine weitere Praxiszeit in einer Friedhofsgärtnerei. Der anschließende Besuch der Fachoberschule ermöglichte ein Ingenieurstudium des Gartenbaus in Geisenheim von 1971 bis 1974 und bis 1978 ein weiteres Studium an der TU Hannover, ebenfalls Gartenbau. Der Arbeitskreis Betriebswirtschaft im Gartenbau war seine erste Arbeitsstelle, gefolgt von einer Anstellung an der Landesanstalt für Entwicklung der Landwirtschaft in Kemnat in Baden-Württemberg. Er war in der länderübergreifenden Referendar-Ausbildung tätig. Fachschüler in Ludwigsburg, Stuttgart-Hohenheim und Heidelberg lernten Betriebswirtschaft bei ihm. Auch die Fachhochschule Wiesbaden profitierte von ihm als Dozent. Bei der Weiterbildung der Gartenbauberater und Praktiker bundesweit war er in Grünberg als häufiger Referent eingesetzt.

    Die wiederholten Aktionen zur Technikausstellung Hortec in Karlsruhe mit der aktuellen Berechnung der Wirksamkeit von Energiespar-Maßnahmen und ihrer individuellen Wirtschaftlichkeit- jeder Betriebsleiter konnte seine Daten mitbringen und bekam per Computeranbindung an den Großrechner individuelle Berechnungen und Aussagen zu seinen Energiesparmaßnahmen ausgedruckt- war für die Branche neuartig und bot einen besonderen Service. Die Lineare Programmierung (Optimierung) war zu der Zeit sehr in Mode und wurde auch im Gartenbau eingesetzt, um die knappen Ressourcen zu ermitteln und den Betrieb entsprechend auszurichten.

    Der EDV-Einsatz wurde populärer. Hier half Herr Riedel durch sein Fachbuch „EDV im Gartenbau“, das aus einer längeren Veröffentlichungsreihe im „Deutschen Gartenbau“ entstand. Im Jahr 1985 wechselte Herr Riedel an die Staatliche Lehr- und Forschungsanstalt Neustadt nach Rheinland-Pfalz. Dort war er für die spartenübergreifende Beraterfortbildung im Gartenbau am Seminar in Emmelshausen, in der Referendarausbildung und auch der Fachschule Gartenbau in Neustadt zuständig und konnte seine Erfahrungen aus Baden-Württemberg einbringen.

    Das Medium Bildschirmtext – BTX – bot dann die Möglichkeit, Fachinformationen über die Telefonleitung zu verbreiten und gezielt abzurufen. Dieses Medium wurde auf Initiative des Landwirtschaftsministeriums in Mainz als zukunftsfähiges Beratungsinstrument im fachlichen Bereich weiter entwickelt und verbreitet. Jeder Betrieb konnte ein günstiges Bildschirm-Terminal erwerben, das auch als Komfort-Telefon die Arbeit erleichterte. Die notwendigen Informationen dieses Beratungsinstrument wurde durch die Mitarbeit vieler Berater bereitgestellt. Jetzt konnten Fachinformationen, Pflanzenschutzempfehlungen und aktuelle Meldungen zeitnah und ohne großen Aufwand für die Betriebe bereitgestellt werden.

    Ab 1994 wurde Herr Riedel als Nachfolger von Dr. Hans-Peter Lorenz der Abteilungsleiter Gartenbau und später stellvertretender Dienststellenleiter des Hauses. Ab dieser Zeit begann das Internet seinen Siegeszug und InfoAuto wurde auf dieses Medium verlagert. Ab 2003 wurde das System InfoAuto an den ZVG als zukünftigem Träger übergeben und in Hortigate umbenannt. Heute ist die Vielfalt an gartenbauspezifischen Informationssystemen groß geworden: Hortigate, Hortipendium als Wiki des Gartenbaus, PS-Info als spartenübergreifendes Pflanzenschutz-Info-System mit den amtlichen Zulassungsinformationen, Indikationen und Verträglichkeitshinweisen ein unverzichtbares Handwerkszeug für die Betriebsleiter bis hin zu Hobby-Gärtnern. Arbeitskreise auf EU-Ebene nutzen eine Ergänzung dieses Systems als EUMUDA für die Sammlung von Zulassungs- und Lückenindikationen der Mitgliedsländer. Die Suchmaschine WITA, als weitere Besonderheit aus dem Forschungscluster WEGA im Bereich Wissenstransfer entstanden, führt zur gezielten Informationen aus allen fachlichen Datenquellen.

    Die Zusammenarbeit mit anderen Versuchsanstalten des Gartenbaus war Werner Riedel ein wichtiges Anliegen, sei es über den Fachausschuss Gartenbau beim Verband der Landwirtschaftskammern, dem er lange Jahre angehörte, sei es über die Forschungstage in Grünberg, wo Zukunftsthemen im Zentrum der Überlegungen standen.

    Nach der Wende war die Schulung der Berater in Thüringen als Partnerland von Rheinland-Pfalz ein weiterer Schwerpunkt seiner Arbeit. Die Kurse fanden in Gutmannshausen und Erfurt statt.

    Als Sektionssprecher Ausbildung und Beratung war er zehn Jahre bei der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft tätig, betreute die Sektionssitzungen und war an Planung und Ablauf der Jahrestagungen wesentlich beteiligt. An der Entwicklung und Neugestaltung der modularisierten Fachschule Gartenbau wirkte er wesentlich für mehrere Module in der Lehrplan-Kommission für Rheinland-Pfalz mit und konnte diese dann über viele Jahre als Modulbeauftragter in der Gärtnermeisterausbildung praktisch umsetzen.

    Mit dem Vollzug der Agrarverwaltungs-Reform 2003 wurde Riedel als Abteilungsleiter Gartenbau für ganz Rheinland- Pfalz zuständig und konnte die vorher verteilte Beratermannschaft unter ein gemeinsames Dach bringen. In diese Zeit fällt der Ausbau des Kompetenzzentrums Gartenbau am Standort Klein-Altendorf, den er tatkräftig unterstützte und das sich zu einem wirkungsvollen Instrument zur Bündelung der gartenbaulichen Forschungsinteressen der Universität Bonn, des Forschungszentrums Jülich, der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen und des DLR Rheinpfalz als Zentrum der Gartenbauberatung entwickelte.

    Auch die Kooperationsvereinbarung mit Hessen zur gemeinsamen Versuchsanstellung im Queckbrunnerhof als gemüsebaulicher Versuchsbetrieb fällt in seine Verantwortlichkeit und besteht erfolgreich seit etlichen Jahren.

    Die Tabakpflanzer und die Brenner hatten in Werner Riedel immer einen Fachmann, der auch diesen Fachrichtungen wertvolle Impulse gab und sie fachlich erfolgreich begleitete und Spezialveranstaltungen für ihre Weiterbildung veranlasste.

    Für den Verein der Ehemaligen Neustädter und Schifferstädter Gartenbauschüler fungierte er lange Zeit als Geschäftsführer und konnte Weiterbildungsreisen in viele gartenbauliche Schwerpunktregionen weltweit durchführen.

    Der Berufsstand ehrte Herrn Riedel mit der Ernst-Schröder-Münze 2012 und dankte ihm so für sein Engagement.

    Prof. Dr. Karl Schockert, Gruppenleiter Gartenbau, Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum Rheinpfalz,
    Neustadt an der Weinstraße


    DEGA online 5. Juli 2013
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