Deutliche Unterschiede zwischen den Betrieben
Die Auswertungen der Rohabschlüsse von knapp 400 baden-württembergischen Gartenbaubetrieben von 2012 liegen vor, möglich durch die enge Zusammenarbeit des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau in Hannover sowie des Ministeriums für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg.
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Die knapp 90 vergleichbaren Zierpflanzenbaubetriebe aus Baden-Württemberg erzielten im Jahr 2012 im dreijährigen Vergleich einen Gewinn in durchschnittlicher Höhe. Die betrieblichen Umsätze stiegen in ähnlichem Maße wie die Aufwendungen.
Indirekt absetzender Zierpflanzenbau: Gewinn ging zurück
Der Gewinn der 38 ausgewerteten indirekt absetzenden Zierpflanzenbaubetriebe fiel gegenüber dem Jahr 2011 deutlich ab. Hauptgrund: Die Umsätze stiegen nur leicht, die betrieblichen Aufwendungen dagegen um 6 %. Bei für eine Familienarbeitskraft angenommenen 2500 Arbeitsstunden pro Jahr kommen die Betriebe im Durchschnitt auf eine Entlohnung von etwas über 25 € pro Arbeitsstunde.
Nimmt man die 2012er-Aufwendungen der Betriebe näher unter die Lupe, fällt vor allem der pro m² Glasfläche um 14 % gestiegene Aufwand für Heizmaterial auf. Während die Lohnaufwendungen pro m² um 2 % zulegten, sank der Aufwand für Saat- und Pflanzgut pro m² um 3 %. Deutlich zurückgegangen sind über die vergangenen Jahre die Aufwendungen für Handelsware.
Die Löhne sind für die produzierenden Zierpflanzenbaubetriebe der größte Aufwandsposten. Daher müssen die Betriebe ihre durchschnittlich acht Arbeitskräfte produktiv einsetzen. Dies gelang 2012 weniger gut als im Vorjahr, die Nettoarbeitsproduktivität fiel geringer aus.
Der Vergleich der Erfolgsgruppen zeigt, dass in den erfolgreichen Betrieben des ersten Drittels eine Arbeitskraft eine Glasfläche von gut 1300 m² bewirtschaftet, während dieser Wert in den Betrieben des dritten Drittels nur 826 m² beträgt (Durchschnitt aus 44 Betrieben knapp unter 1000 m²).
Die auf die m² Glasfläche bezogenen Aufwendungen für Saat- und Pflanzgut liegen bei erfolgreichen Betrieben fast doppelt so hoch wie bei denen des dritten Drittels. Im ersten Drittel entfallen auf einem Quadratmeter Glasfläche 17 € Lohnaufwand (dritten Drittel: knapp 18,30 €). Der Aufwand für Heizmaterial ist im ersten Drittel um nicht ganz 1 €/m² niedriger als im dritten Drittel.
Pro Quadratmeter Glasfläche erwirtschaften die erfolgreichen Betriebe Erlöse von 104 €, die weniger erfolgreichen nur 68 €. Pro Arbeitskraft sind die Erlöse im ersten Drittel mit knapp 140000 € mehr als doppelt so hoch als im dritten Drittel!
Direkt absetzender Zierpflanzenbau: Die Größeren sind erfolgreicher
Der Gewinn der 37 vergleichbaren Betriebe stieg gegenüber 2011 um gut 14 %. Bei für eine Familien-Arbeitskraft angenommenen 2500 Arbeitsstunden pro Jahr kommen die Betriebe im Durchschnitt auf eine Entlohnung von knapp 17 € pro Arbeitsstunde. Ursache sind die mit knapp 3 % gegenüber den Aufwendungen stärker angestiegenen betrieblichen Erlöse. Während für die Handelsware 5 % weniger aufgewendet wurden, stiegen die Lohnaufwendungen um 4 %. Noch stärker stiegen die Posten Saat- und Pflanzgut (+9 %) und Heizmaterial (+11 %). Die drei Aufwandspositionen Handelsware, Lohnaufwand und Saat- und Pflanzgut machen zusammen fast 70 % des gesamten betrieblichen Aufwands aus.
Während die Bruttoarbeitsproduktivität (Betriebsertrag pro AK) gegenüber dem Vorjahr um fast 4 % zulegte, stieg der Nettowert (Betriebseinkommen pro AK) nur um knapp 1 %. Die Bruttoflächenproduktivität stieg um 2,4 %. Der Anteil der Betriebe mit negativem Reinertrag sank auf 71 % (Vorjahr 78 %).
Teilt man die 41 ausgewerteten Zierpflanzenbaubetriebe mit direktem Absatz in Erfolgsgruppen, zeigen sich deutliche Größeneffekte hinsichtlich Glasflächen und hinsichtlich Arbeitskräften. Die Betriebsgrößenunterschiede zwischen dem ersten und dritten Drittel sind so deutlich, dass der nachfolgende Vergleich zwischen dem ersten Drittel und dem arithmetischen Mittel erfolgt. Das erste Drittel ist größer als das Mittel: Sowohl hinsichtlich der Glasfläche (3350 m² zu 2600 m²) als auch der Arbeitskräfte (6 AK zu 4,8 AK). Das Ergebnis ist ein um fast 70 % höherer Betriebsertrag im ersten Drittel im Vergleich zum Mittel. Da die auf die Fläche und die Arbeitskräfte umgelegten betrieblichen Erträge im ersten Drittel diejenigen des Mittels um mehr als 30 % übersteigen, verbinden sich Produktivitätsunterschiede mit Größenunterschieden.
Während die Rentabilität des Mittels mit einem negativen Reinertrag nicht ausreichend ist, reicht es im ersten Drittel zu einer Verzinsung von 2 % des eingesetzten Kapitals. Die Ergebnisse des ersten Drittels bieten wichtige Orientierungsdaten, an denen sich Einzelhandelsgärtnereien messen können.
Orientierungsdaten für Einzelhandelsgärtnereien: Betriebsertrag: mindestens 500000 €, besser 600000 €. Betriebsertrag pro Arbeitskraft: mindestens 100000 €.
Gemüsebau: Gewinnrückgang
Die 31 ausgewerteten vergleichbaren Gemüsebaubetriebe hatten 2012 einen mit 24 % empfindlichen Gewinnrückgang zu verzeichnen. Ursache sind die mit +7 % im Vergleich zu den Erlösen (+2 %) deutlich stärker gestiegenen betrieblichen Aufwendungen. Der Lohnaufwand stieg gegenüber dem Vorjahr um 3 %. Die Lohnaufwendungen pro Arbeitskraft sanken allerdings um 2,4 %. Die zweitwichtigste Aufwandsposition für Saat- und Pflanzgut erhöhte sich um 5,5 %. An dritter Stelle kommen Abschreibungen, Reparaturen und Fuhrpark. Hier stieg der Wert im Durchschnitt sogar um 9 %. Für Handelsware wendeten die Betriebe um 3 % geringere Werte auf.
Die Brutto-Arbeitsproduktivität sank um 2,4 %. Vor dem Hintergrund der beschriebenen Aufwandssteigerungen verwundert es nicht, dass die Netto-Arbeitsproduktivität sogar um 11 % absank. 40 % der ausgewerteten Betriebe erreichten keine Kapitalverzinsung.
Beim Vergleich zwischen den Erfolgsgruppen von 35 Betrieben fällt im Hinblick auf die Betriebsstruktur auf, dass die erfolgreichen Betriebe des ersten Drittels im Vergleich zum dritten Drittel eine dreimal so große Glasfläche bewirtschaften, aber nur die Hälfte an Arbeitskräften beschäftigen. Pro Arbeitskraft erreichen sie fast den dreifachen Wert betrieblicher Erlöse.
Baumschulen: Höhere Aufwendungen
Die 21 ausgewerteten vergleichbaren Baumschulbetriebe sahen sich 2012 mit gegenüber dem Vorjahr nicht ganz 15 % geringeren Gewinnen konfrontiert. Die Ursache liegt in den im Vergleich zu den Erlösen (+1,6 %) stärker gestiegenen betrieblichen Aufwendungen (+5,3 %). Wichtigster Aufwandsposten ist der Lohnaufwand. Dieser stieg um etwas über 3 %. Der Lohnaufwand pro Arbeitskraft stieg um mehr als 4 %. Die beiden Aufwandspositionen Handelsware und Saat- und Pflanzgut stiegen zusammen um 12 %.
Die Brutto-Arbeitsproduktivität (Betriebsertrag pro AK) stieg zwar um 3 %, allerdings sank der Nettowert aufgrund der Aufwandssteigerungen um den gleichen Wert.
Im Mittel der 29 ausgewerteten Baumschulbetriebe wurde ein Reinertrag von etwas unter 4 % erwirtschaftet. 38 % der ausgewerteten Betriebe erreichten keinen positiven Reinertrag und somit keine Kapitalverzinsung. Als Orientierungsgröße bietet sich der Betriebsertrag pro AK an, der 90000 € betragen sollte.
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