Umfrage: Trauern und Gedenken meist nicht an Orte gebunden
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Im Auftrag von Aeternitas fragte das Institut TNS Emnid Ende März dieses Jahres eine repräsentative Auswahl von 1.005 Bundesbürgern über 14 Jahren. 59 Prozent der Befragten meinen „Für die Trauer um Verstorbene und um ihrer zu gedenken, brauche ich keinen bestimmten Ort“. 21 Prozent geben an, einen festen Ort zu brauchen, egal wo. Nur 20 Prozent brauchen für Trauer und Gedenken ein Grab auf einem Friedhof.
Die Diplom-Psychologin und Bestatterin Hildegard Willmann, Beiratsmitglied des Internetportals www.gute-trauer.de, bestätigt das Umfrageergebnis: „Es gibt aus trauerpsychologischer Sicht keine wissenschaftliche Grundlage für die zwingende Notwendigkeit eines Grabes als Trauerort.“ Der Aeternitas-Vorsitzende Christoph Keldenich fordert angesichts der vorliegenden Ergebnisse eine offene Diskussion um die Bedürfnisse Trauernder: „Wir können nicht alle über einen Kamm scheren, sondern müssen jedem Menschen die für ihn passende Form des Trauerns und Gedenkens ermöglichen.“ Gleichzeitig weist er darauf hin, dass bestehende Traditionen vielen Menschen Halt gäben und dass der Friedhof zu Recht weiterhin zentraler Ort der Trauer und des Totengedenkens bleibe. Dies wird von den weiteren Umfrageergebnissen untermauert. Eine klare Mehrheit der Deutschen spricht sich für Grabmale aus, einem traditionellen Element unserer Trauer- und Gedenkkultur. 27 Prozent der Befragten geben an, ein Grabmal für das Gedenken an Verstorbene für sehr wichtig zu halten, 36 Prozent für wichtig (zusammen 63 Prozent). 21 Prozent halten es für eher unwichtig und 15 Prozent für überflüssig (zusammen 36 Prozent). Und trotz des anscheinend gering ausgeprägten Bedürfnisses nach einem Grab auf dem Friedhof gehen über zwei Drittel der Bundesbürger (70 Prozent) mindestens einmal im Jahr zu einem Grabbesuch auf den Friedhof. 15 Prozent der Deutschen besuchen sogar wöchentlich ein Grab, 16 Prozent monatlich, 24 Prozent mehrmals im Jahr, 15 Prozent etwa einmal im Jahr, nur 16 Prozent seltener und 13 Prozent nie.
Die vorliegenden Ergebnisse zeigen Widersprüche in den Wünschen der Menschen auf. Sie stellen auf der einen Seite das Grab auf dem Friedhof und damit die traditionelle Trauer- und Gedenkkultur infrage. Gleichzeitig zeigen sich auf der anderen Seite Chancen auf, Bestehendes weiterzuentwickeln. Keldenich sieht hier das Potenzial für die Zukunft: „Die Menschen schätzen Grabmale und sie gehen auf die Friedhöfe – nehmen wir ihre Wünsche ernst und machen wir ihnen gute Angebote.“
Quelle: Aeternitas
(c) DEGA online, 10.5.13
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