Brücken zwischen Forschung und Praxis
Warum gelangen so wenige Forschungsergebnisse in die Praxis? Erkenntnisse und Technologieansätze werden zwar sorgsam publiziert, landen jedoch dann leider oft in der Schublade. Der Bundesverband der Hochschulabsolventen/Ingenieure Gartenbau und Landschaftsarchitektur (BHGL) nahm sich der Frage in seinem diesjährigen Forum Mitte November in Hannover an.
- Veröffentlicht am
Die Ergebnisse öffentlicher Förderungen müssen öffentlich sein, waren sich die Teilnehmer einig. Eine vollständige Offenlegung ist jedoch schwierig, wenn Unternehmen an Projekten beteiligt sind.
Ein Problem stellt oftmals die Art der Verwertung dar. Einerseits darf diese nicht zu dicht an der Praxis liegen, um überhaupt eine finanzielle Förderung aus Steuermitteln zu erhalten. Ist die Forschung jedoch zu grundlagenorientiert, ist der Schritt in die Praxis zu groß. Patente und die Entscheidung, ob diese der Forschungseinrichtung oder daran beteiligten Unternehmen gehören, sind hinderlich in der Zusammenarbeit.
Qualifizierte Betriebsleiter gefordert
Nur beruflich ausreichend qualifizierte Betriebsleiter sind in der Lage, mit Forschungseinrichtungen zusammenzuarbeiten beziehungsweise einen Nutzen aus Forschungsergebnissen zu ziehen. Neue Technologien müssen in der Ausbildung aufgenommen werden und lebenslanges Lernen muss gefördert werden. Einerseits wird die Kompetenz in gärtnerischen Betrieben durch den Strukturwandel immer größer. Aber gerade große Betriebe nehmen am ehesten Fremdleistungen in Anspruch, sind also am wenigsten auf finanzielle Forschungsförderung angewiesen.
Fachzeitschriften könnten die Rolle des Vermittlers zwischen Forschung und Praxis übernehmen, sofern sie ausreichend Input aus den Forschungseinrichtungen bekommen. Dies hat sich in zahlreichen Fällen als schwierig erwiesen, da zum einen viele Mitarbeiter aus der Forschung zeitlich überlastet sind und zum anderen nur dort nachgehakt werden kann, wo schon ein gewisser Bekanntheitsgrad vorhanden ist. Für universitäre Forschung ist die Veröffentlichung in nationalen Fachzeitschriften unbedeutend, ihre Position behaupten können Universitätsmitarbeiter nur bei Veröffentlichungen in hochrangigen internationalen und sehr spezialisierten Medien. Das Selbstvertrauen der Wissenschaftler sollte ein Zugehen auf die Praxis zulassen.
INDEGA bietet Mittlerfunktion
Die Praxis erwartet schnelle, praxis- und marktorientierte Ergebnisse mit umsetzbaren Lösungen, sagte Harald Braungardt als Vorstandsmitglied der Inte-ressenvertretung der deutschen Industrie für den Gartenbau (INDEGA). Wichtig seien der direkte Kontakt zwischen Wissenschaftlern und Praktikern sowie die Nutzung personeller Ressourcen an den Instituten.
Ein möglicher Beitrag von INDEGA könnte sein, eine Mittlerfunktion zu übernehmen und den Forschungsbedarf aus Sicht der Industrie abzufragen und gezielt mögliche Partner anzusprechen. Die Markteinführung neuer Produkte kann INDEGA beispielsweise durch die Präsentation von Prototypen auf Messen unterstützen.
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.