Vertrauen neu gewinnen
Viele Gerüchte rankten sich in der letzten Zeit um Landgard, Straelen. Seit drei Monaten arbeitet ein neues Vorstandsteam, auch im Aufsichtsrat gab es Veränderungen. Nun stehen die Zeichen auf Konsolidierung, darüber hinaus gilt es, verlorenes Vertrauen bei Gärtnern und Kunden wieder zu gewinnen.
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Seit Juni führen die Vorstände Gerold Kaltenbach und Jürgen Rosar den niederrheinischen Vermarkter Landgard im Team. Mehr Transparenz und die Konsolidierung des Unternehmens mit rund 110 Töchtern stehen seitdem auf dem Programm. Bei einem erfreulich offenen Pressegespräch berichtete das Team von der Mitte Oktober stattgefundenen Generalversammlung, die nicht öffentlich war.
Das Jahr 2011 schließt Landgard mit einem Verlust von 61,5 Mio. e ab. Dieser Verlust, so Kaltenbach, der im Team für die Finanzen und Gemüse verantwortlich ist, resultiert zu rund 40 % aus dem operativen Geschäft (EHEC-Krise) und aus organisatorischen und internen Defiziten. Landgard ist in den letzten Jahren durch Zukäufe um gut 80 % gewachsen. Diesem Wachstum hielt die interne Organisation nicht stand. Kaltenbach betonte mehrfach, dass zurzeit im Haus alles auf dem Prüfstand steht.
Bei mancher Landgard-Tochter oder -Beteiligung gibt es ebenfalls Sanierungsbedarf. Ein Beispiel ist der Schnittblumenhändler „Bloomways“, der laut Kaltenbach im letzten Jahr ein Minus von 6 Mio. e einbrachte – Landgard ist am Unternehmen beteiligt. In der Struktur des Unternehmens soll Bloomways aber gut zu den Interessen der Straelener passen.
Der Schnittblumenhändler ist nur ein Beispiel für Bereiche, in denen der Schuh drückt. Im letzten Jahr wurden im Gemüsesektor in Großbritannien Verluste gemacht, die jetzt in der Bilanz zu Buche schlagen. Nicht ausschließen mochte der Finanzvorstand, dass man sich von der einen oder anderen Tochter wieder trennen wird. Genaueres steht aber noch nicht fest. Jedenfalls ist der lange Zeit eingeschlagene Kurs, über Zukäufe von Unternehmen zu wachsen, beendet. Jürgen Rosar, für den Bereich Blumen und Pflanzen verantwortlich, machte deutlich, dass zurzeit viele Gespräche mit Vermarktern am Niederrhein laufen, bei denen es darum geht, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen und eine solide Basis für eine sinnvolle Zusammenarbeit zu finden. Die Zeiten, als Landgard Mitbewerbern deutliche Kampfansagen machte, scheinen vorerst vorbei.
Für 2011 liegt mittlerweile ein attestierter Abschluss des Genossenschaftsverbands vor. Die Entlastung der Gremien und der Geschäftsführung wurde allerdings auf die nächste Generalversammlung verschoben. Für das laufende Jahr erwartet Landgard wieder ein positives Ergebnis. Im Vergleich zu 2011 wurden mit Stand 30. September in den Bereichen Blumen und Pflanzen 0,5 % mehr erzielt, bei Obst und Gemüse sind es 4,9 % und in der Logistik 9,9 %. Damit kommt Landgard per 30. September auf einen Gesamtumsatz von 1679 Mio. e im Vergleich zu 1647 Mio. e im Vorjahr.
Der 2011 gemachte Verlust ist Ursache dafür, dass die Eigenkapitalquote auf 18 % sank. Zum negativen Ergebnis tragen auch die Kosten für die deutlich gestiegene Finanzierung bei. In Absprache mit den Banken ist die Finanzierung des Unternehmens laut Gerold Kaltenbach bis 2014 gesichert. Bis 2016 sollen rund 10 Mio. e Kosten eingespart werden. Gespart wird nicht wie sonst oft üblich bei den Mitarbeitern, sondern bei den internen Abläufen und Prozessen.
Auch die Mitglieder müssen zur Konsolidierung des Unternehmens beitragen. Sie verzichten auf die Mindestverzinsung in Höhe von 2 % auf ihre eingezahlten Anteile. Je nach Menge der – zwangsweise oder freiwillig gehaltenen – Anteile kann das pro Betrieb zwischen 200 und 250 e im Jahr ausmachen.
Mit einer neuen Gebührenordnung, die A-Anlieferer belohnt und Anreize für die Gärtner schaffen soll, die auch andere Vermarktungskanäle bedienen, will Landgard attraktiver für die Gärtner werden. „Wir sind operativ leistungsfähig und verfügen über ein Geschäftsmodell, das grundsätzlich intakt ist“, meinte Kaltenbach. Rosar formuliert etwas einprägsamer: „Wir haben genug PS, die müssen wir jetzt aber auf die Straße bringen.“
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