Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

2. Wolbecker Gespräch: Auch 2020 große Chancen für deutsche Gärtner

In Zukunft wird die Geschwindigkeit von Veränderungen, mit denen sich Unternehmer auseinander setzen müssen, zunehmen. Veränderungen werden stärker und weniger vorhersagbar. Die Zukunft wird härter.
Mit dieser Aussage waren sich Jörg Freimuth, Zentralverband Gartenbau (ZVG), und die zahlreichen Zuhörer anlässlich des 2. Wolbecker Gesprächs in Münster einig. Auf Einladung des Fördervereins Wolbeck hielt Freimuth ein Referat zum Thema „Gartenbau in Europa 2020 – Chancen für deutsche Gärtner“.

Freimuth konzentrierte sich auf die größeren gesellschaftlichen Trends mit Wirkung auf den Gartenbau. Politische Einflüsse und weltpolitische Ereignisse können erhebliche Störungen der Szenarios zur Folge haben. Sie sind jedoch schwer vorhersehbar, unkalkulierbar und gehören damit zu den alltäglichen Risiken des Daseins und des Unternehmertums. Die Entwicklung von Strategien ist ein wesentlicher Teil des unternehmerischen Planungsprozesses. Dass dabei ein Zeitraum von 15 Jahren nicht in den Bereich der „Kartenleserei“ gehört, wird deutlich, wenn an die Investitionsentscheidungen von Gartenbauunternehmern, zum Beispiel Gewächshausneubau, Heizungserneuerung oder Grundstückskauf, gedacht wird.

Die Effizienz der Planung hängt von der Prognostizierbarkeit, der Unternehmensumweltentwicklung und wesentlich auch vom Engagement der Mitarbeiter ab.

Seine Prognose für 2020 erläuterte Freimuth anhand von Veränderungstendenzen:
- Individualisierung
- Hedonismus
- Rationalismus
- Demografischer Wandel
- Vernetzung
- Globalisierung
- Aldisierung
- Wellness.
Besondere Aufmerksamkeit widmete er den Einflüssen durch die zunehmende Individualisierung und den Wertewandel in der Gesellschaft, dem Thema „gleich und sofort“, Arbeitskräfteverfügbarkeit (Ausbildung!), Netzwerke und Unternehmenskooperationen, Ressourcenverfügbarkeit, Gesundheit und Ernährung.

Daraus ableitend skizzierte Freimuth Entwicklungen und Chancen für die einzelnen Sparten des Gartenbaus.
Für die Sektoren des Zierpflanzenbaus sieht die Prognose so aus:
Topfpflanzen
– Saisonalität nimmt markt- und -eventgesteuert zu.
– Saisonalität nimmt ab (Jahrrundverfügbarkeit).
– Nachfrage nimmt bis 2020 leicht zu, da der Anteil der Älteren steigt.
– Dänemark verliert aufgrund eines höheren Sozialniveaus Marktanteile an die Niederlande.
– Deutschland verliert vor allem durch den Verlust der Produktion in direkt absetzenden Betrieben Marktanteile.

 Beet- und Balkonpflanzen
– Produktpalette wird breiter.
– Stärkere Differenzierung zwischen „Sekt und Selters“, das heißt sehr niedrige Preise für Massenprodukte, gute Preise für Spezialitäten, erzielbar bei ständiger Innovation.
– Mehr Ware aus den Niederlanden (Substitution des Wegfalls der Schnittblumenflächen) und Italien.

 Handel/Dienstleistungen

– Nur noch 30 % der Einzelhandelsgärtnereien produzieren selbst.
– Zahl der Einzelhandelsgärtnereien hat sich fast halbiert (in 15 Jahren).
– Zahl der Blumengeschäfte hat sich ebenfalls fast halbiert.
– Zahl der Standorte des organisierten Handels hat sich deutlich erhöht.
– Ein Teil der Einzelhandelsgärtnereien hat sich zu Dienstleistern rings um die Pflanze entwickelt (GaLaBau „light“).
– Umsatz mit Innenraumbegrünungen wachsen noch, aber sehr moderat.

Freimuth kommt in seiner Prognose zu dem Ergebnis, dass es auch im Jahr 2020 noch einen leistungsfähigen Gartenbau in Deutschland geben wird. Leichte Marktverluste, mit Ausnahme bei Schnittblumen, werden sich einstellen, aber nicht mehr im Umfang der vergangenen 20 Jahre. Im Handel wird es zu weiteren Konzentrationsprozessen kommen, wobei die Positionierung und die Wahrnehmung des Unternehmens an Bedeutung gewinnen werden. Die Bedeutung der gärtnerischen Dienstleistung wird weiter zunehmen.

Für die zahlreichen jungen Gärtnerinnen und Gärtner unter den Zuhörern, die derzeit die ein- und zweijährige Fachschule in Münster-Wolbeck besuchen, ein ermutigender Ausblick auf ein noch langes Berufsleben. HR

c) DEGA online 23. November 2005 www.dega.de