Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

Friedhöfe ziehen Gebührenschraube an

Bundesweit müssen die Bürger dieses Jahr mit höheren Friedhofsgebühren rechnen. Damit setzt sich ein Trend fort, den die Verbraucherinitiative Aeternitas, Königswinter, schon seit Jahren beobachtet. Letztes Jahr zum Beispiel stiegen die Friedhofsgebühren in Deutschland um durchschnittlich drei Prozent. Das ergab die Auswertung der Aeternitas-Gebührendatenbank mit Daten von knapp 1000 Kommunen.
Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Artikel teilen:


„Strukturelle Probleme der Friedhöfe werden nicht erkannt, sondern mit dem Dreh an der Gebührenschraube kaschiert – und damit im Endeffekt verschärft“, kritisiert der Aeternitas-Geschäftsführer und Jurist Christoph Keldenich. Die immer höheren Gebühren verstärken den Trend zu günstigen Gräbern, was die Gebührenhaushalte weiter belastet.

Osnabrück zum Beispiel hat 2012 die Friedhofsgebühren je nach Grabart um bis zu fünf Prozent erhöht. Kostendeckend wäre eine Erhöhung erst ab 30 Prozent gewesen. Dies soll den Bürgern aber nicht zugemutet werden, weshalb voraussichtlich ein Defizit von 700.000 Euro bleibt. In Düsseldorf müssen die Gebührenzahler dieses Jahr mit durchschnittlich 13,6 Prozent höheren Friedhofsgebühren rechnen, obwohl die Gebühren bereits in den letzten Jahren deutlich erhöht worden waren. Ursache ist unter anderem, dass innerhalb von 20 Jahren der Anteil der Urnenbestattungen von 20 auf fast 50 Prozent gestiegen und die Zahl der Bestattungen insgesamt von knapp 8000 auf 5000 gesunken ist. Die dadurch entstandenen Defizite müssen von den aktuellen Gebührenzahlern aufgebracht werden. Besonders hart trifft es die Bürger der niederrheinischen Stadt Tönisvorst. Wegen eines Defizits aus dem Jahr 2010 erhöht die Kommune einzelne Gebührenposten, zum Beispiel für die Trauerhalle, um bis zu 240 Prozent. Auch die Stadt Bonn versucht, ein Defizit aus den letzten Jahren von 900.000 Euro auf die neuen Gebühren umzulegen.

Die Beispiele veranschaulichen, wo die Kommunen der Schuh drückt. Die meisten deutschen Friedhöfe arbeiten nicht kostendeckend und erwirtschaften jedes Jahr große Defizite. Abgrenzungen früherer Gebühreneinnahmen, die Gewinn bringend verzinst werden könnten, wurden und werden nicht gebildet. Friedhofsflächen werden sogar zu Lasten der Gebührenzahler von den Kommunen jedes Jahr mit einem kalkulatorischen Zins von bis zu sieben Prozent auf Betriebsanlagen und Grundstücke belastet – obwohl der Friedhofsflächenbedarf für Bestattungen jährlich sinkt.

Während sich vor 20 Jahren nur knapp ein Drittel der Deutschen für eine Urnenbeisetzung entschieden hat, ist es heute schon ungefähr die Hälfte. Wegen des Trends zum kleinen und günstigen, oft sogar anonymen Grab sinken die Gebühreneinnahmen der Friedhöfe. Darüber hinaus entstehen nicht mehr für Bestattungen benötigte Überhangflächen – bundesweit ungefähr 15.000 Hektar. Die Pflege dieser Flächen kostet die Gebührenzahler weiterhin Geld, Aeternitas schätzt ungefähr 300 bis 350 Millionen Euro. Viele Friedhöfe haben versäumt, sich dem veränderten Bestattungsverhalten der Bundesbürger anzupassen. Sie leiden noch heute unter Fehlplanungen aus den 1960er und 1970er Jahren, als mit einem gleich bleibenden Anteil von großflächigen, teuren Sarggräbern und steigenden Bevölkerungs- und Sterbezahlen gerechnet wurde. Die Konkurrenz durch Bestattungen außerhalb von Friedhöfen verschärft das Problem weiter. Der Anteil von Baumbestattungen, Seebestattungen, Beisetzungen in ehemaligen Kirchen und im Ausland ist innerhalb von zehn Jahren von annähernd null auf ungefähr fünf Prozent der Bestattungen gestiegen.

Nicht überall müssen die Bürger 2012 mit höheren Friedhofsgebühren rechnen. Die Stadt Hilden zum Beispiel konnte die Gebühren aufgrund von Überschüssen aus dem Vorjahr senken. In Cottbus fallen verschiedene Grabgebühren in diesem Jahr sogar um bis zu 25 Prozent günstiger aus. Auch im münsterländischen Drensteinfurt konnten die Gebühren um einige Euro gesenkt werden, weil unter anderem Kapelle und Aufbahrungsräume privatisiert und die kalkulatorischen Abschreibungen reduziert wurden. PR

 

(c) DEGA online, 20.1.12



0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren