Fachsymposium zeigt Zukunftschancen für Friedhöfe auf
Am 10. Januar veranstaltete der Bund deutscher Friedhofsgärtner (BdF) im Rahmen seiner Jahrestagung in Berlin das Fachsymposium „Friedhöfe gemeinsam gestalten“. Ziel war es, gemeinsam mit anderen Aktiven in der Friedhofs- und Bestattungskultur über die Möglichkeiten einer nachhaltigen Friedhofsentwicklung zu diskutieren.
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Den Impulsvortrag hielt Professor Dr. Norbert Fischer aus Hamburg, der Auszüge aus seiner aktuellen Studie „Inszenierte Gedächtnislandschaften: Perspektiven neuer Bestattungs- und Erinnerungskultur im 21. Jahrhundert“ vorstellte.
Die anschließende Diskussionsrunde wurde von Dr. Kerstin Gernig, Berlin, moderiert. Neben Norbert Fischer saßen Petra Hugo, Bildungsreferentin für Trauerbegleitung, Bestattungskultur und Ritualgestaltung, Lüder Nobbmann, Friedhofsgärtner und BdF-Vorsitzender, Fabian Lenzen, Bestatter, Bernd Thürling, Friedhofsverwalter und stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Friedhofsverwalter (VFD) und Dr. Martin Venne, Landschaftsarchitekt, auf dem Podium. Im Publikum saßen rund 200 Friedhofsgärtner, Friedhofsverwalter, Bestatter, Steinmetze und Politikvertreter.
In seinem Vortrag machte Fischer deutlich, welche Entwicklungen auf unseren Friedhöfen die Zukunft dieser wichtigen gesellschaftlichen Orte bereits eingeleitet haben: Naturnahe, oft themenbezogene Miniaturlandschaften würden zum Leitbild der Bestattungskultur im 21. Jahrhundert, lautet sein Fazit. An Beispielen machte er deutlich, wie wichtig einzelne Gestaltungselemente, wie z.B. das Wasser, in Zukunft werden. Fischer beklagte, dass man vor allem in der Friedhofsbranche immer wieder von einem „Verfall der Friedhofs- und Bestattungskultur sowie einer gesellschaftlichen Verdrängung des Todes“ sprechen würde. Diese Auffassung teilt er nicht, im Gegenteil gebe es viele eindeutige Zeichen dafür, dass der Tod die Menschen tatsächlich beschäftige, wie etwa die Errichtung von langlebigen Gedenkstätten an Unfallstellen. Er appellierte für mehr Freiheiten auf dem Friedhof und an die gestalterische Kreativität aller Verantwortlichen.
Die Umbruchzeiten auf dem Friedhof müssten als Chance begriffen werden - darin waren sich die Experten einig. Oftmals spürte man im Umgang mit den Hinterbliebenen auch eine große Unsicherheit. Seien früher die Rituale bei Trauerfeier und Bestattung fest gelegt gewesen, gebe es heute immer mehr Möglichkeiten. So würde häufig die Entscheidung für eine anonyme Bestattung aus Unkenntnis getroffen. Eine offene, ehrliche und werteorientierte Beratung bewirke nicht selten eine andere Wahl. Dabei habe jede Berufsgruppe eine besondere Verantwortung. Hier gelte es auch, über den Schatten des beruflichen Eigeninteresses zu springen, um im Sinne der Hinterbliebenen gemeinsam an einem Strang zu ziehen.Es wurde außerdem angemahnt, die Menschen in dem aktuellen Prozess der Friedhofsentwicklung nicht zu vergessen. Wenn Experten über die Zukunft der Friedhofs- und Trauerkultur debattierten, täten sie dies aber meist. So müsse es selbstverständlich sein, bei einer Neu- oder Umgestaltung von Friedhöfen die Anwohner des Ortes bzw. Stadtteils zu befragen, wie sie sich diesen Ort wünschen. Gerade jetzt, da Friedhöfe mit zunehmenden Freiflächen zu kämpfen hätten, gebe es zahlreiche Chancen, den Friedhof vielfältig und nach den Wünschen der Menschen zu gestalten. Denn nur, wenn sich diese mit dem Friedhof als gesellschaftlichem Raum in ihrem Wohnumfeld identifizierten, würden sie ihn auch als Ort der letzten Ruhe wählen.
Aus dem Bereich der Trauerbegleitung kam die Mahnung an die Gewerke, den Umgang mit den Trauernden nicht zu „verprofessionalisieren“. Indem man versuche, den Trauernden alles abzunehmen, nehme man ihnen auch vieles weg, was ihnen helfe, die Trauer zu verarbeiten.
Aus der Landschaftsgestaltung wurde angeregt, in Zeiten der zunehmenden Freiflächen auf Friedhöfen langfristig die Belegungsdichte an ausgewählten Orten zu erhöhen und die freigewordenen Flächen für eine großzügige Landschaftsplanung zu nutzen, die dem Friedhof Weite und Raum gebe. Es wäre fatal, den Friedhöfen dann diese Fläche zu nehmen und damit den Friedhof nur noch zu einem Ort der Toten werden zu lassen. Zukunft habe der
Friedhof, wenn er von den Lebenden akzeptiert werde und der Trauer einen Raum gebe.
Die Diskussion zeigte, dass der Umbruch in der Friedhofs- und Bestattungskultur ein großes Feld an Möglichkeiten und Chancen biete. Sie machte auch deutlich, dass unterschiedliche Berufsgruppen in diesem Bereich die gleichen Ansätze haben und bereit sind, zu kooperieren.
Nur in einem ehrlichen Miteinander werde man die Friedhöfe gemeinsam und nachhaltig erhalten bzw. weiterentwickeln können. (ZVG/BdF)
(c) DEGA online, 13.1.12
Die anschließende Diskussionsrunde wurde von Dr. Kerstin Gernig, Berlin, moderiert. Neben Norbert Fischer saßen Petra Hugo, Bildungsreferentin für Trauerbegleitung, Bestattungskultur und Ritualgestaltung, Lüder Nobbmann, Friedhofsgärtner und BdF-Vorsitzender, Fabian Lenzen, Bestatter, Bernd Thürling, Friedhofsverwalter und stellvertretender Vorsitzender des Verbands der Friedhofsverwalter (VFD) und Dr. Martin Venne, Landschaftsarchitekt, auf dem Podium. Im Publikum saßen rund 200 Friedhofsgärtner, Friedhofsverwalter, Bestatter, Steinmetze und Politikvertreter.
In seinem Vortrag machte Fischer deutlich, welche Entwicklungen auf unseren Friedhöfen die Zukunft dieser wichtigen gesellschaftlichen Orte bereits eingeleitet haben: Naturnahe, oft themenbezogene Miniaturlandschaften würden zum Leitbild der Bestattungskultur im 21. Jahrhundert, lautet sein Fazit. An Beispielen machte er deutlich, wie wichtig einzelne Gestaltungselemente, wie z.B. das Wasser, in Zukunft werden. Fischer beklagte, dass man vor allem in der Friedhofsbranche immer wieder von einem „Verfall der Friedhofs- und Bestattungskultur sowie einer gesellschaftlichen Verdrängung des Todes“ sprechen würde. Diese Auffassung teilt er nicht, im Gegenteil gebe es viele eindeutige Zeichen dafür, dass der Tod die Menschen tatsächlich beschäftige, wie etwa die Errichtung von langlebigen Gedenkstätten an Unfallstellen. Er appellierte für mehr Freiheiten auf dem Friedhof und an die gestalterische Kreativität aller Verantwortlichen.
Die Umbruchzeiten auf dem Friedhof müssten als Chance begriffen werden - darin waren sich die Experten einig. Oftmals spürte man im Umgang mit den Hinterbliebenen auch eine große Unsicherheit. Seien früher die Rituale bei Trauerfeier und Bestattung fest gelegt gewesen, gebe es heute immer mehr Möglichkeiten. So würde häufig die Entscheidung für eine anonyme Bestattung aus Unkenntnis getroffen. Eine offene, ehrliche und werteorientierte Beratung bewirke nicht selten eine andere Wahl. Dabei habe jede Berufsgruppe eine besondere Verantwortung. Hier gelte es auch, über den Schatten des beruflichen Eigeninteresses zu springen, um im Sinne der Hinterbliebenen gemeinsam an einem Strang zu ziehen.Es wurde außerdem angemahnt, die Menschen in dem aktuellen Prozess der Friedhofsentwicklung nicht zu vergessen. Wenn Experten über die Zukunft der Friedhofs- und Trauerkultur debattierten, täten sie dies aber meist. So müsse es selbstverständlich sein, bei einer Neu- oder Umgestaltung von Friedhöfen die Anwohner des Ortes bzw. Stadtteils zu befragen, wie sie sich diesen Ort wünschen. Gerade jetzt, da Friedhöfe mit zunehmenden Freiflächen zu kämpfen hätten, gebe es zahlreiche Chancen, den Friedhof vielfältig und nach den Wünschen der Menschen zu gestalten. Denn nur, wenn sich diese mit dem Friedhof als gesellschaftlichem Raum in ihrem Wohnumfeld identifizierten, würden sie ihn auch als Ort der letzten Ruhe wählen.
Aus dem Bereich der Trauerbegleitung kam die Mahnung an die Gewerke, den Umgang mit den Trauernden nicht zu „verprofessionalisieren“. Indem man versuche, den Trauernden alles abzunehmen, nehme man ihnen auch vieles weg, was ihnen helfe, die Trauer zu verarbeiten.
Aus der Landschaftsgestaltung wurde angeregt, in Zeiten der zunehmenden Freiflächen auf Friedhöfen langfristig die Belegungsdichte an ausgewählten Orten zu erhöhen und die freigewordenen Flächen für eine großzügige Landschaftsplanung zu nutzen, die dem Friedhof Weite und Raum gebe. Es wäre fatal, den Friedhöfen dann diese Fläche zu nehmen und damit den Friedhof nur noch zu einem Ort der Toten werden zu lassen. Zukunft habe der
Friedhof, wenn er von den Lebenden akzeptiert werde und der Trauer einen Raum gebe.
Die Diskussion zeigte, dass der Umbruch in der Friedhofs- und Bestattungskultur ein großes Feld an Möglichkeiten und Chancen biete. Sie machte auch deutlich, dass unterschiedliche Berufsgruppen in diesem Bereich die gleichen Ansätze haben und bereit sind, zu kooperieren.
Nur in einem ehrlichen Miteinander werde man die Friedhöfe gemeinsam und nachhaltig erhalten bzw. weiterentwickeln können. (ZVG/BdF)
(c) DEGA online, 13.1.12
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