Lennart Graf Bernadotte af Wisborg gestorben
Der Herr der Blumeninsel Mainau im Bodensee, Lennart Graf Bernadotte af Wisborg, starb im 96. Lebensjahr.
Lennart Graf Bernadotte wurde 1909 als einziger Sohn von Prinz Wilhelm von Schweden und der russischen Großfürstin Maria Pawlowna in Stockholm geboren. Am schwedischen Hof aufgewachsen, verlor er 1932 durch seine Heirat mit einer Bürgerlichen sämtliche Titel und musste sich als Herr Bernadotte eine neue Existenz schaffen und gleichzeitig auf eine mögliche Thronfolge verzichten.
Sein Vater übertrug ihm im gleichen Jahr die Verwaltung der Bodenseeinsel. Von nun an widmete er sich als studierter Land- und Forstwirt konsequent ihrer Neugestaltung und schuf aus der verwilderten 45 km2 großen Insel das heute weltweit bekannte Natur- und Pflanzenparadies.
Über den damaligen Zustand sagte er einmal: „Nur durch zwei Fenster des Schlosses konnte ich den See sehen.“ Vom wachsenden Nachkriegstourismus in der Mitte des vergangenen Jahrhunderts profitierte seine Insel. Sie entwickelte sich zum größten touristischen Unternehmen am Bodensee mit jährlich mehr als einer Million Besuchern.
Aus seiner ersten Ehe hat Bernadotte vier Kinder. 1972 heiratete Graf Lennart zum zweiten Mal. Aus der Ehe mit seiner damaligen persönlichen Assistentin Sonja Haunz, Mitgeschäftsführerin der Mainau GmbH seit 1981 und alleinige Geschäftsführerin seit 2001, gingen fünf Kinder hervor. Inzwischen bereitet sich seine älteste Tochter aus dieser Ehe, Gräfin Bettina (30), auf die Übernahme der Mainau-Geschäftsführung von ihrer Mutter vor.
Damit sein Lebenswerk „Insel Mainau“ gesichert bleibt, hatten Graf Lennart und Gräfin Sonja 1974 die Lennart-Bernadotte-Stiftung unter dem Motto „Gärtnern um des Menschen und um der Natur willen“ ins Leben gerufen.
Für dieses Ziel setzte sich Bernadotte auch öffentlich seit Jahrzehnten ein. Bereits 1955 berief ihn der damalige Bundespräsident Heuss zum Präsidenten der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft 1822 e.V. Aus diesem Amt wurde er zum Initiator des heute noch populären Wettbewerbs „Unser Dorf soll schöner werden – Unser Dorf hat Zukunft“, den er 1961 ausrief. Aus den auf seine Einladung im Jahr 1957 erstmals stattfindenden jährlichen „Mainauer Gesprächen“ mit Politikern, Wissenschaftlern und Medienvertretern ging als ein Ergebnis die „Grüne Charta von der Mainau“ hervor. Hier formulierte er 1961 ein Manifest für Landespflege und naturverbundene Raumordnung, welches sich die Politik erst wesentlich später zu Eigen machte und umsetzte. „Die Würde des Menschen ist dort bedroht, wo seine natürliche Umwelt beeinträchtigt wird“, fasste Bernadotte damals seine Vorschläge zusammen.
Vielen Lesern werden aber besonders die Tagungen der Nobelpreisträger in Erinnerung sein, die Graf Lennart 1951 erstmals in Lindau am Bodensee ausrichtete, um Deutschland wieder in die internationale Wissenschaftsgemeinschaft zu führen. Seit dieser Zeit treffen sich hier jährlich Studenten und Laureaten aus aller Welt zum Erfahrungsaustausch. Übrigens war es sein Großvater, der spätere König Gustaf V. von Schweden, der die ersten Nobelpreise in Stockholm überreichte.
Wenn auch die Mainau das Herzblut seines Lebens war – die große Zahl der Ehrenämter war Graf Lennart wichtig, um seine Ideen vom Umgang mit der Natur in unterschiedlichsten Bereichen kundtun zu können. Besonders stolz machte es ihn, dass Gräfin Sonja als seine Ehefrau in nahezu allen Ämtern seine Nachfolgerin wurde, als er sich nach und nach aus der Öffentlichkeit zurückzog.
Seine Leistungen sind national und international gewürdigt. Neben Ehrenbürgerschaften der Städte Konstanz und Lindau ist Bernadotte unter anderem Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes, des Großkreuzes der Weißen Rose von Finnland sowie der Albert-Schweizer-Medaille. Er erhielt die Titel Dr. honoris causa der Agrarwissenschaften der Universitäten Hohenheim und Uppsala/S sowie den Ehrenprofessor des Landes Baden-Württemberg. Einen Namen machte er sich auch als Fotograf.
Wolfgang Orlamünde, Konstanz
c) DEGA online 4. Januar 2005 www.dega.de