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Auch Überproduktion schuld an schlechter Saison

Rund 80 Teilnehmer kamen zur Fachgruppen- und Mitgliederversammlung Blumen und Zierpflanzen – Fachbereich Produktion – im Landesverband Gartenbau Westfalen-Lippe am 15. Juli 2004 nach Billerbeck-Beerlage.

Auftakt bildete die Besichtigung einer der größten und modernsten Biogas-Anlagen Nordrhein-Westfalens. Unweit der Gärtnersiedlung Billerbeck-Beerlage liegt die Biogas-Anlage an der Landstraße von Billerbeck nach Altenberge. Gebaut wurde die Anlage von drei benachbarten Landwirtschaftsbetrieben, die auch den größten Teil des Biomaterials, sprich Gülle und Putenmist, liefern. Die Mitglieder beschicken die Anlage im Jahr mit 12 000 m³ Gülle und 3 000 t Putenmist. Weiter hat die Anlage die Erlaubnis, 3 000 t rein pflanzliches Material, Rasenschnitt oder Reste aus der Lebensmittelindustrie wie Bonbonreste einzusetzen. Alle drei Stunden wird Material zu- und im gleichen Maße Material abgeführt. Im letzten Jahr wurden mit der Anlage 3,4 Mio. kW Strom produziert, doch ist sie in der Lage, über 4 Mio. kW Strom zu erzeugen, so Geschäftsführer Heinz-Josef Tiemann. Er wies darauf hin, dass solche Anlagen hinsichtlich ihrer Rentabilität einer sehr genauen Berechnung bedürfen. Bisher hätte die Anlage noch keinen Gewinn abgeworfen.


Kopf nicht in Sand stecken
Der Landesverbandspräsident Heinz Herker appellierte an die jüngere Generation, sich bei der Verbandsarbeit zu engagieren. Der Markt sei in diesem Frühjahr rückläufig gewesen, was vermutlich am Wetter gelegen habe. Dennoch riet er, dass jeder im kommenden Jahr etwas weniger produzieren sollte.
Der Fachgruppenvorsitzende Ulrich Schlieker ging ebenfalls auf die Marktsituation ein. Die schlechte Lage sei auf einen Mix aus dem Wetter, der allgemeinen Konsumzurückhaltung sowie Überproduktion zurückzuführen. Dagegen seien der März und April 2003 sehr gut gelaufen, sodass es keinen Grund gebe, den Kopf in den Sand zu stecken.


Ziele formulieren und verfolgen
Im Rahmen des Vortragsprogramms referierte Unternehmensberater Bodo Alberts über die strategische Unternehmensentwicklung. Er riet, zunächst ein Ziel zu formulieren, beispielsweise, wo der Betrieb in zehn Jahren stehen möchte. Diesem Ziel gehen meist Visionen voraus. Als nächstes folgt eine Ist-Analyse. Patentrezepte gebe es nicht. Ist klar, wo das Unternehmen steht und wo es in zehn Jahren hin will, folgen Planungen und Umsetzungen. Der Zeitbedarf werde dabei meist falsch eingeschätzt, da der Weg zum Ziel nicht gerade sei. Wichtig sei Controlling und eine Anpassung des Zieles nach einiger Zeit.


Grüner Punkt für Töpfe
Auf die Problematik des grünen Punkts bei Töpfen ging Dr. Hans-Joachim Brinkjans vom Zentralverband Gartenbau (ZVG) ein. Ein Teil der Blumentöpfe wird zukünftig als Verpackung eingestuft. Nicht als Verpackung gelten Töpfe, die dauerhaft an der Pflanze bleiben. Die Richtlinie ist seit dem 18. Februar 2004 in Kraft, muss aber noch in deutsches Recht umgesetzt werden. Die Frist hierfür läuft bis zum 18. August 2005. Von der Einstufung als Verpackung betroffen sind Beet- und Balkonpflanzen, Stauden, Gehölze in Containern sowie Eriken und Callunen. Noch völlig unklar ist, wer die Lizenzgebühr zahlt und von welchen Mengen dabei auszugehen ist. Hierzu müssten noch Gespräche mit den Entsorgungsunternehmen wie dem DSD oder anderen anerkannten Systemen erfolgen. Dabei gebe es noch zahlreiche offene Fragen. Beispielsweise ist noch fraglich, wie die Berechnung erfolgt. So hat allein Pöppelmann rund 150 verschiedene Töpfe im Sortiment. Hier ist nicht klar, ob alle gewogen oder ob Gruppen gebildet werden. Unklar ist auch, was mit Importen passiert: Muss der die Lizenz zahlen, der die Töpfe als Erster in Deutschland in Verkehr gebracht hat?

Energieversorgung
Walter Sennekamp, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, sagte, CO2-Ein-sparungen seien nur durch den Einsatz nachwachsender Rohstoffe zu erreichen.
Erste Ansätze gebe es bei der Holzvergasung, die aber für den Gartenbau noch nicht in Frage komme. Bei der Holzverbrennung müsse geklärt werden, wie der Spitzenbedarf abzudecken ist. Wärmespeicher könnten am Tag nicht benötigte Energie in der Nacht abgeben.
Stückholz bedürfe einer Handbeschickung und käme nur für die Befeuerung tagsüber in Frage, nachts müsse mit Öl oder Gas geheizt werden. Da eine Energieeinheit aus Pellets so viel kostet wie die aus Öl, fallen Pellets für den Gartenbau aus der engeren Wahl.
Denkbar wären Hackschnitzelheizungen. Hier sei vorab zu überlegen, wo Hackschnitzel entstehen. So gibt es Unterschiede zwischen frischem Heckenschnitt, der beispielsweise bei GaLaBau-Betrieben anfällt und Hackschnitzeln, die über Siebungen aus Biotonnen entstehen. Frisch geschnittenes Material ist sauber. Geschreddertes Material ist faseriger, was Beschickung und Verbrennung beeinflusse.
Bei Hackschnitzeln gebe es noch keinen Händlermarkt. Da Hackschnitzel in der Regel im Sommer anfallen, sei es günstig, für Lagerkapazitäten zu sorgen. Bei Einkauf im Winter sind die Häcksel teurer.
Das Einspeisen von Strom ins Netz werde honoriert. Das Geld, das die Betriebe hierfür erhalten, ist von der Anlage abhängig. Für Blockheizkraftwerke bis zu einer Leistung von 50 kWh wird in den nächsten zehn Jahren ein gleich bleibender Betrag gezahlt. Bei größeren Anlagen sinkt der gezahlte Preis im Zweijahresrhythmus. Wichtig sind in jedem Fall die genauen individuellen Berechnungen im Vorfeld.
Photovoltaikanlagen rechnen sich derzeit für den Gartenbau nicht, so Sennekamp

Werner Oschek, Übach-Palenberg

 

(c) DEGA online 21. Juli 2004 www.dega.de