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Weihenstephaner Tage 2004: Bickelpreisverleihung mit Fachvorträgen

Der Verband Weihenstephaner Ingenieure (man beachte den neuen Namen) verleiht jährlich in zwei Fachbereichen den Hans-Bickel-Preis. Aus der Hand des Vorsitzenden Friedhold Gaissmaier, Freising, erhielten diese Gerhard Wagner, Wiesloch, und Heiner Luz, München.

In seiner Laudatio auf den Preisträger Gerhard Wagner ging Dr. Heinz Bahnmüller, Heidelberg, der ehemalige Leiter der Lehr- und Versuchsanstalt für Gartenbau, zunächst auf die Weihenstephaner Tradition der Familie ein, denn schon der Vater hat dort studiert, jetzt auch der Sohn und die Tochter absolvierte die Fachschule für Blumenkunst.
Wagner zeichnet sich durch seine Vorbildfunktion für viele auch junge Gärtner aus. Bahnmüller hob die besondere Verbundenheit zur LVG Heidelberg hervor, was nicht verwunderlich ist, denn dort absolvierte Wagner 1966 bis 1967 seine Gärtnerlehre. Er war aber auch der Verbindungsmann zum Kreis Heidelberg und zum Badischen Gärtnereiverband, dessen Vizepräsident Gerhard Wagner seit 1993 ist. Seit 2002 ist Wagner außerdem Aufsichtsratsmitglied der Sagaflor AG, Baunatal.
Die Gärtnerei sei immer ein Vorzeigebetrieb gewesen und man habe sie gerne mit Gärtnergruppen besucht. Der Betrieb sei nie stehen geblieben und wurde mehrfach um- und ausgebaut. Dabei geschah 1998 geradezu ein Quantensprung, denn mit dem Neubau des Florapark Gartencenters mit 6 000 m² Verkaufsfläche und 2 000 m² Schaugarten ist eine richtungsweisende vorbildliche Verkaufseinrichtung entstanden, unterstützt von 4 000 m² Produktionsfläche unter Glas.
Bahnmüller wies aber auch auf die Umstellung des Betriebs auf biologische Schädlingsbekämpfung hin sowie als Pilotbetrieb, der als erster anerkannt wurde im Rahmen des „Grünen Zertifikats“. Außerdem erhielt er als Premium-Gärtnerei fünf Sterne.

Verkauf und Marketing im Vordergrund
In seinem Festvortrag beschäftigte sich Gerhard Wagner mit der Entwicklung des Einzelhandels im Gartenbau und fragte, ob die Verkaufsgärtnerei ein Auslaufmodell sei.
Im Einzelhandel vermischen sich die Sortimente immer mehr, so Wagner. Früher habe die Konkurrenz nur aus Blumenläden und Wochenmarktbeschickern bestanden, heute seien es die Gartenbauabteilungen der Baumärkte und große Gartencenter, die auf einer ganz anderen Ebene den Wettbewerb bestimmen.
Wagner sprach von der häufig unproduktiven Eigenproduktion in vielen Gärtnereien. Das Standbein „Friedhof“ verliere auch kulturell an Bedeutung.
Der Redner beschäftigte sich dann mit einer Schwächenanalyse des Einzelhandels. Erster Schwachpunkt sei der Unternehmer selbst. Hier gebe es noch viel zu tun, insbesondere zur Verbesserung der Organisation. Die kaufmännische Ausbildung fehle oft und werde auch nicht ernst genommen. Die Firmenpolitik, soweit eine solche überhaupt existiert, sei oft konservativ. Darunter leide auch die Qualität des Nachwuchses.
Der zweite Schwachpunkt seien die Betriebe, oft veraltet mit wenig Investitionen wegen der nicht vorhandenen Gewinne. Die Standorte seien oft nicht optimal (im ländlichen Raum) und die Sortimente für den Verkauf begrenzt (oft nur Pflanzen), womit die Zukunft nicht zu gewinnen sei.
Außerdem bemängelte Wagner, dass es keine Analysen der betrieblichen Vorgänge gibt, weil die Betriebsinhaber zu stark mit dem Tagesgeschäft belastet seien.
Für die Zukunft sei Erfolg nur gegeben, wenn sich die Gärtnerei zu einem Fachmarkt entwickelt, in dem es alles für das „Wohlgefühl für zu Hause“ gibt. Wichtig sei die Größe, aber erst recht die Lage, denn zum entsprechenden Angebot müsse das Einzugsgebiet passen.
Der gärtnerische Einzelhandel habe ein großes Potenzial und schöne Produkte, aber leider zu wenig Kaufleute. Wagner prognostizierte 6 % Wachstum für die nächsten Jahre, bezweifelte aber, ob auch die Fachgeschäfte davon profitieren.


Preisträger mit gärtnerischer Tradition
Im Fachbereich Landschaftsarchitektur erhielt in diesem Jahr den Hans-Bickel-Preis Heiner Luz, München. Die Laudatio auf ihn hielt Gärtnermeister Jakob Hokema, Schwäbisch Gmünd (Fehrle Stauden). Er verwies darauf, dass die Familie Luz seit Jahrhunderten in Stuttgart als Gärtner und Weingärtner zurückzuverfolgen sei und der Vater Professor Hans Luz als Gestalter das Leben von und mit Pflanzen früh im Stuttgarter Vorort Birkach auf dem eigenen großen Grundstück an seine vier Kinder weitergab.
Heiner Luz lernte nach gärtnerischen Praktika im Garten- und Landschaftsbau in der Staudengärtnerei Fehrle von 1961 bis 1963. Danach war er als Gärtnergehilfe tätig und studierte Landschaftspflege an der TU München-Weihenste-phan.
Zentrales Ereignis war die IGA 93 in Stuttgart. Wichtige Aufgaben hatte er auch bei der Laga Memmingen 2002 und bei der Bundesgartenschau Frankfurt. Besondere Herausforderung war die Zusammenarbeit mit seinem Vater zur Erweiterung der Hohenheimer Gärten. Ein neuer Schwerpunkt sind die Staudenpflanzungen am Projekt München-Riem. Luz hat seit 2001 ein Planungsbüro in München mit derzeit elf Mitarbeitern. Als Gestalter sei er immer fairer Partner der Gärtner gewesen.


Überlegungen zum Thema Vielfalt
Der Preisträger erläuterte die von ihm erarbeiteten Grundsätze zur Anwendung von Pflanzen, wobei er sich auf die Krautschicht (Stauden) beschränkte.
Luz erläuterte insbesondere das Prinzip der Aspektbildner, die optisch und von der Menge her im Vordergrund stehen und mit vielen Begleitarten ergänzt werden können. Große Sortimente bergen die Gefahr, dass man sich in ihnen verheddert. Die Kenntnis von vielen Pflanzen (dem eigentlichen Handwerkszeug des Gartengestalters) sei noch keine Planung. Er plädierte für Einheitlichkeit im Großen und Vielfalt im Kleinen. Gerade den jungen Berufskollegen gab er mit auf den Weg: „Jede Planung hat auch etwas mit denken zu tun.“

Gerd Heinrichs, Neidlingen

 

DEGA online 24. Juni 2004 www.dega.de