Nur die Hälfte der Betriebe mit Umsatzzuwächsen
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen verbesserten sich 2010 im Vergleich zum Krisenjahr 2009 deutlich, nicht nur was den Export anbelangt. Auch der Binnenkonsum verzeichnet einen Aufwärtstrend wie seit Jahren nicht mehr. Dieser ging 2010 allerdings an vielen Einzelhandelsgärtnereien vorbei.
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Ungewohnt ist dieses Szenario nicht, denn die grüne Branche zeigt sich allgemein recht konjunkturresistent. Es herrscht sogar zuweilen die Meinung, Krisen brächten durchaus Positives mit, denn der Verbraucher stellt große Anschaffungen zurück, verzichtet auf Fernreisen und investiert lieber in sein Zuhause, wozu eben auch Pflanzen gehören.
Woran liegt es dennoch, dass Einzelhandelsgärtnereien bislang nicht richtig vom Aufschwung partizipieren konnten? Eine Ursache liegt sicherlich im ungünstigen Witterungsverlauf 2010. Ein weiterer Grund ist, dass Einzelhandelsgärtnereien, die sich zwischen Exklusiv-Geschäft und preisgünstigem Bedarfsdecker bewegen, offensichtlich ein grundsätzliches Strukturproblem mit kontinuierlich sinkender Kundenfrequenz haben.
Weniger Kunden, aber mehr Umsatz je Kunde
Der folgende Überblick zum Geschäftsverlauf in Einzelhandelsgärtnereien im süddeutschen Raum 2010 basiert auf monatlichen Erhebungen und Vergleichen in 21 identischen Betrieben.
Januar (Umsatzanteil unter 5 %): Im schneereichen, kältesten Januar seit über 20 Jahren gingen die Umsätze im Vergleich zum bereits schwachen Januar 2009 nochmals um rund 20 % zurück. Ein um 7 % höherer Umsatz pro Kunde verhinderte Schlimmeres.
Februar (Umsatzanteil um 5 %): Weiterhin strenger Winter und ein verkorkster Valentins-tag.
März (Umsatzanteil um 9 %): Die zweite Monatshälfte brachte einen Aufwärtstrend. Rund 60 % der Betriebe schlossen das erste Quartal mit einem umsatzmäßigen Plus zum Vorjahr ab.
April (Umsatzanteil um 12 %): Der viel zu kalte April ließ die Kunden ausbleiben. Das sonst bereits gut anlaufende B+B-Geschäft fiel zum Tag der offenen Tür weitgehend aus. Immerhin zeigte der Umsatz pro Kunde einen kontinuierlichen Aufwärtstrend und durchbrach die 20-e-Marke.
Mai (Umsatzanteil um 20 %): Im kältesten Mai seit 20 Jahren mit hohen Niederschlagsmengen (Oderhochwasser) blieb die Kauflaune für das B+B-Sortiment weit hinter den Erwartungen.
Juni (Umsatzanteil um 8 %): Der magere Vormonat bescherte den Betrieben eine hervorragende Nachsaison. Dennoch blieben nach Abschluss des ersten Halbjahrs knapp 60 % der Betriebe umsatzmäßig unter Vorjahres-niveau.
Juli (Umsatzanteil um 5 %): Brütende Hitze, Fußball-WM und der Beginn der Ferienzeit ließen die Umsätze erneut sinken.
August (Umsatzanteil um 5 %): Trotz vieler Regentage verzeichneten die meisten Betriebe höhere Umsätze als im August 2009. Der Grund: Weniger Kunden, die jedoch um rund 8% mehr kauften.
September (Umsatzanteil um 5 %): Mit nasskaltem, wenig spätsommerlichem Wetter konnten 60 % der Betriebe höhere Umsätze als 2009 tätigen. Gleichbleibend der Trend: Rückläufige Kundenfrequenz, steigender Umsatz pro Kunde.
Oktober (Umsatzanteil um 10 %): Trotz goldenem Oktober und Aufschwung in der Wirtschaft blieben zwei Drittel der Betriebe unter den Umsätzen des Vorjahresmonats.
November (Umsatzanteil um 9 %): Bei bereits winterlichen Temperaturen florierten die Geschäfte. Drei Viertel der Betriebe konnten ein Umsatz-plus im Vergleich zum Vorjahr verzeichnen. Der Umsatze pro Kunde stieg im Mittel um 7 %.
Dezember (Umsatzanteil um 7 %): In Anbetracht des überdurchschnittlich eis- und schneereichen Monats sowie seiner eher mäßigen Umsatzbedeutung, trug der Dezember wohl nicht zu einer Verbesserung der Geschäftslage bei.
Voraussichtlich schlossen nur die Hälfte der teilnehmenden Einzelhandelsgärtner das Jahr 2010 mit einem Umsatz-plus ab, während im Krisenjahr 2009 rund 70 % über dem Umsatz von 2008 lagen.
Optimismus für 2011
Für das Jahr 2011 fallen die Konjunkturprognosen günstig aus. Dies dürfte sich positiv auf die Kaufstimmung der Verbraucher auswirken. Es herrscht Optimismus und Zuversicht bei Unternehmern und Verbrauchern. Das gibt ein Stück weit mehr Sicherheit, als oberste Voraussetzung für Investitionen und Konsumbereitschaft. Deutschland kam gut, wenn nicht sogar gestärkt aus der Krise. Um als Facheinzelhändler im Wettbewerb bestehen zu können, muss es gelingen, den Preis im Verhältnis zu Leistung, Nutzen und Mehrwert wirkungsvoll zu kommunizieren. Dabei gewinnen Faktoren wie Glaubwürdigkeit, Authentizität, aber auch Nachhaltigkeit und Fairness sowie Natur- und Umweltbewusstsein eine weiter zunehmende Bedeutung.
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