Mit Aufforstung das Klima retten
Der Deutsche Torf- und Humustag ist seit Jahren eine der profiliertesten Veranstaltungen im Gartenbau. Das wird in der Branche wahrgenommen: Über 200 Besucher kamen am 20. Oktober nach Bad Zwischenahn. Highlight war ein Vortrag von Prof. Dr. Franz Radermacher, Ulm, zu globalen Zukunftsentwicklungen.
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Im Fokus der Ausführungen von Prof. Radermacher stand das Zukunftsthema Energie – er stellte dabei den engen Zusammenhang zu Klima und Welternährung heraus. Welches Thema ist am wichtigsten? „Es geht immer erst einmal um Essen und Trinken“, sagte Radermacher und erinnerte an die Notsituation von Nachkriegsjahren, in denen teils Goldklumpen gegen Kartoffelsäcke den Besitzer wechselten. Wenn die Frage nach künftigen Energiequellen bei uns als dringlich beschrieben werde und wir (noch) nicht über Nahrung- und Wasserversorgung reden müssten, sei das zunächst einfach ein Zeichen dafür, wie gut es uns hierzulande geht.
Mit Schärfe nahm Radermacher manche Unverhältnismäßigkeit der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion aufs Korn. „Jeden Tag verhungern 24 000 Menschen – viel mehr, als damals in den Twin Towers ums Leben gekommen sind.“ Dass wir Missstände anderswo auf der Welt gerne verdrängen, sei die eine Sache. Auf Dauer spiele es aber keine Rolle, ob wir uns verantwortlich fühlten oder nicht, sondern ob die Betroffenen der Meinung seien, wir hätten Verantwortung für sie – und ihre Ansprüche mehr und mehr anmelden. Dies werde immer mehr der Fall sein.
Bislang sei es um eine weltweite Diskussion zur Verteilungsgerechtigkeit nicht gut bestellt. Das sei nachvollziehbar: „Es ist enorm schwierig, über Gerechtigkeit zu diskutieren, wenn die Dinge schon verteilt sind.“ Deshalb hätten die entwickelten Nationen trotz anderslautender Bekundungen letztendlich auch wenig Interesse an einer angemessenen Beteiligung noch nicht oder sich erst jüngst entwickelnden Staaten. „Diejenigen, die Demokratie vollmundig propagieren, hoffen inständig, dass sie international nicht kommt.“
Heuchlerisch sei es auch, wenn die traditionellen Industrienationen von aufstrebenden Staaten wie China großes Engagement in Sachen Umweltschutz und Energieeinsparung verlangten. Schließlich entwickle sich die Produktion dort deshalb so stark, weil sie die Lieferanten der westlichen Länder geworden sind – denen es wiederum genau deshalb leichter falle, manches umweltpolitische Ziel zu erreichen.
Scharf kritisierte Radermacher einseitige Energiekonzepte. „Wir haben ein paar Träumer, die meinen, wir lösen alle Energieprobleme, wenn wir Deutschland mit Photovoltaik zupflastern.“ Dies sei weltweit gesehen unverantwortlich, denn eine extrem teure Technologie schließe arme Länder von dieser Energieerzeugung aus. „Wer eine einigermaßen friedliche Lösung für den Globus will, braucht eine billige Energiequelle!“ Teure Energieerzeugungslösungen seien nicht friedensfähig.
Schlussendlich brachte Radermacher auch einen Vorschlag zur Verbesserung der globalen Situation. Wenn weltweit 5 Mio. km2 Wald aufgeforstet und dauerhaft bewirtschaftet würden, wäre dies in mehrerlei Hinsicht positiv. Eine solche Fläche würde immense Mengen CO2 binden. Die Bewirtschaftung würde einen erheblichen Beitrag zur Energieversorgung leisten und nebenbei auch noch Arbeitsplätze schaffen. Finanziert werden könnte ein derartiges Aufforstungsprogramm durch Unternehmen, die ein Interesse an klimaneutraler Produktion hätten. ck
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