• Geben Sie einen Suchbegriff ein
    oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

    Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.

    Brasilien: Bestattung im 14. Stock

    "Das ist eigentlich kein Friedhof", sagt Mario R. Africano, Geschäftsführer des ökumenischen "Memorials" in der brasilianischen Hafenstadt Santos. Über 14 Stockwerke schraubt sich der Komplex im Marapé-Stadtviertel empor. Die Ruhestätte umfasst etwa 16.000 Grabstätten.
    Veröffentlicht am
    / Artikel kommentieren
    Artikel teilen:

    Dezente Violin- und Klaviermusik ertönt in einer Endlosschleife auf allen Etagen des Hochhauses. Die Eingangshalle gleicht der eines Luxushotels. Die Farben sind hell, lichtdurchflutet die Trauersäle.In den Trauersaal "Imperial" passen mehr als 300 Gäste. Schwarze Ledersessel, weiße Marmorfliesen und hohe Fenster mit neugotischen Spitzwinkeln verleihen dem Raum ein freundliches Ambiente. Es gibt eine Mini-Bar, eine abgetrennte Suite und Kellner-Service. "Der Tod ist hart genug. Wir haben alles versucht, um die schweren Stunden für die Familien leichter zu machen", erklärt Architekt Antonio Augusto das Grundkonzept des Hochhaus-Friedhofs, den der umtriebige Unternehmer Pele Altstut Mitte der 1980 Jahre zu errichten begann.

    Das Memorial ist auf der Rückseite umgeben von dichtem, sattgrünem Regenwald, der Mata Atlântica. Kleine Äffchen hangeln sich an Ästen entlang und naschen Papaya-Früchte. In Freiluft-Volieren flattern grüne und blau-gelbe Ara-Papageien und langschnablige Tucanos. Dicke Goldfische schwimmen behäbig in einem Teich, aus dem Wasserfontänen sprudeln. Von den oberen Etagen ist das Santos-Stadion Vila Belmiro zu sehen, in dem Fußball-Idol Pelé seine Erfolge feierte. Etwas weiter weg schimmert das Blau des Atlantiks.

    In Brasilien müssen Verstorbene nicht zuletzt wegen der Hitze innerhalb von 24 Stunden bestattet werden. Meist ist nur wenig Zeit für Vorbereitungen. Das Memorial ist 24 Stunden und 365 Tage im Jahr geöffnet. Weit angereiste Angehörige können in Suiten übernachten, es gibt ein kleines Restaurant und rund um die Uhr steht eine Krankenschwester zur Verfügung. Die Zeiten für die Trauerfeiern tickern über einen Flachbildschirm in der Empfangshalle. Dort liegen auch Zeitungen und Zeitschriften aus.

    Auf den Etagen reihen sich nummerierte Blöcke mit bis zu 150 Grabfächern aneinander. Die Zahl der Etagen soll auf 32 erhöht werden. Dann wird das höchste Grab 108 Meter näher am Himmel sein.

    Die Gräber bieten jeweils Platz für maximal sechs Leichname und sind mit einem Ventilationssystem ausgestattet. Der Verwesungsprozess dauert etwa drei Jahre. Wenn die Familien es wünschen, werden die Leichen dann exhumiert. Die Gebeine können in einem separaten Teil des Memorials aufbewahrt werden.

    Die Drei-Jahresmiete für eine Grabstätte liegt je nach Lage zwischen 4400 und 15.200 Euro. Doch können im Memorial auch separat liegende Familiengruften mit neun Gräbern gekauft werden. Dann beträgt der Preis umgerechnet stolze 174.000 Euro, inklusive eines kleinen eigenen Gedenkraumes.

    Auch das erste private Krematorium des Landes ist im Memorial untergebracht. In einem kinoähnlichen Saal mit blau-roten Sesseln versammeln sich die Trauergäste, um den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Der Sarg wird zum Schluss von einer Bühne langsam in den Boden abgelassen. Von den Wänden plätschern beruhigend kleine Wasserkaskaden. Es stehen eine Vielzahl von Urnen zur Auswahl. Beliebt sind glänzende Messingbehälter in Buchform oder Urnen mit Delfinen und stilisierten Meereswellen.
    NTV.de  

     

    (c) DEGA P&H online, 5.11.10

    0 Kommentare
    Was denken Sie? Artikel kommentieren

    Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
    Schreiben Sie den ersten Kommentar.

    Artikel kommentieren
    Was denken Sie? Artikel kommentieren