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Waldschäden: Jahrhundertsommer 2003 gefährdet jetzt den Wald

Stress und gesteigerte Populationsraten bei Schadinsekten gefährden die Waldbäume
2003 war klimatisch ein außergewöhnliches Jahr. Viele Insekten reagierten auf die sehr trocken-warmen Bedingungen mit sehr hohen Vermehrungsraten, während die Bäume einer extremen Stresssituation ausgesetzt waren.

Erhebungen der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) zeigen es deutlich: In vielen Bundesländern vermehrten sich Borkenkäfer ab Juli explosionsartig, aber auch bei verschiedenen Schadschmetterlingen zeichnen sich Massenvermehrungen ab. Treffen diese Schädlingsmassen auf bereits vorgeschädigte Bäume, sind außergewöhnliche Waldschäden zu befürchten.

Borkenkäfer
Besonders gute Entwicklungsbedingungen fanden 2003 die Borkenkäfer. Die jetzige Ausgangssituation lässt für diesen Sommer Schlimmes erwarten.
Einige Bundesländern wie zum Beispiel Thüringen befürchten die größte Massenvermehrung seit mehr als 50 Jahren. Neu und Besorgnis erregend war, dass unter den Borkenkäfern der Kupferstecher (Pityogens chalcographus) besonders aggressiv auftrat. Der sonst mit anderen Insekten auftretende kleine Käfer brachte 2003 bis dahin gesunde Altfichten zum Absterben.
Solche Bäume sind dann auch für den Buchdrucker (Ips typographus), den bekanntesten und gefürchtetsten Borkenkäfer, ein gefundenes Fressen und Ausgangspunkt für explosionsartige Vermehrungen.
Für dieses Jahr erwarten die Experten der BBA, ebenso wie die meisten Fachkollegen aus den Bundesländern, dass die Fichte durch Borkenkäfer extrem gefährdet ist. Lokal sind sogar Borkenkäferschäden an Lärche, Douglasie und Buche zu befürchten, also an Baumarten, die sonst kaum unter diesen Schädlingen zu leiden haben.

Alte Bekannte
Aus dem Kreis der Forstschädlinge haben sich auch „alte Bekannte“ zurückgemeldet. So vermehrten sich Schwammspinner (Lymantria dispar) und Frostspanner (Operophthera brumata) deutlich. Die Experten gehen davon aus, dass auch Laubwälder – vor allem die Eiche – stark befressen werden.
Ein besonders Wärme liebendes Insekt ist der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Er hat sich 2003 in einigen Regionen Sachsen-Anhalts, Bayerns, Brandenburgs, Hessens und Nordrhein-Westfalens stark vermehrt. Nach aktuellen Schätzungen werden die Raupen dieses Schädlings in diesem Jahr allein in Bayern circa 500 ha Eichenwälder kahl fressen. Obwohl die Waldschäden bei diesem Insekt meist weniger problematisch sind, kann der Forstwirt nicht tatenlos zusehen: Treffen die mit dem Wind verdrifteten Raupenhaare auf menschliche Haut, kann es zu starken allergischen Reaktionen und gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommen. Besonders Forstarbeiter und Waldbesucher werden hier in Mitleidenschaft gezogen.
Einige Forstschädlinge treten bereits seit mehreren Jahren in sehr hoher, schädlicher Dichte auf. So befindet sich die Nonne (Lymantria monacha) im nordostdeutschen Raum seit längerer Zeit in einer großflächigen Massenvermehrung. In Süddeutschland ist es vor allem der Waldmaikäfer (Melolontha hippocastani), der sich seit einigen Jahren massenhaft vermehrt. Ein Ende dieser Kalamitäten ist noch nicht in Sicht.

Hoffen auf Regen
Viele Menschen empfanden die mediterranen Klimaverhältnisse des letzten Sommers als angenehm. Forstleute jedoch wünschen sich ausreichend Regen bis weit ins Frühjahr hinein. Die Wasserspeicher der Böden würden aufgefüllt, was der Baumgesundheit dient. Regen zu Zeiten des Insektenflugs könnte das Vermehrungspotenzial reduzieren. Doch selbst solch günstigen Umstände machen die durch den letzten Sommer verursachten Baumschäden nicht wieder wett.
Die nachhaltigen Schäden werden vermutlich erst in den nächsten Monaten sichtbar, denn Bäume haben sehr lange Reaktionszeiten. Wird es allerdings erneut überdurchschnittlich warm und trocken, sind sehr ernste Waldschäden zu befürchten. Deren Ausmaße sind heute noch nicht abschätzbar.

BBA