Inventur: Zwei Drittel weniger Pflanzenarten weltweit
Wie das Internetportal "Redaktion Pflanzenforschung.de" meldet, beträgt das weltweite Inventar an Pflanzen rund 600.000 Arten weniger als Forscher bisher annahmen. Ursache hierfür sei, dass viele Gewächse mehrfach gezählt wurden. Eine globale Inventurliste soll jetzt Abhilfe schaffen.
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Bisher ging die Wissenschaft von etwa 900.000 Pflanzenarten weltweit aus. Ein britisch-amerikanisches Forscherteam korrigiert diese Zahl nun um zwei Drittel nach unten. Die Wissenschaftler erarbeiteten in einem kürzlich abgeschlossenen zweijährigen Forschungsprojekt eine Inventurliste aller weltweit vorkommenden Samenpflanzen. Sie kommen zu dem Schluss, dass etwa 300.000 verschiedene Arten von Samenpflanzen die Welt begrünen. Hinzu kommen jedoch zahlreiche noch nicht „entdeckte“ Pflanzenarten.
Eine Ursache für die enorme Fehleinschätzung der Wissenschaft ist nach Ansicht der Forscher, dass viele Gewächse mehrfach gezählt wurden. Denn ein weltweit einheitliches Zählsystem für Pflanzen gibt es bislang nicht. Internationale Regeln für die Artbeschreibung und Nomenklatur wurden erst Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt. Die Zahl der Namen sei daher bis zu dreimal höher als die der Arten. Ein weiteres Problem sei eine klare Differenzierung von Arten und Unterarten. Neuere genetische Analysen können Verwandtschaftsverhältnisse besser klären und bringen so zusätzliche Erkenntnisse für die Artbestimmung.
Wissenschaftler weltweit kritisieren, dass das uneinheitliche Zählsystem für Pflanzen auch dazu führt, dass es zu wenige Informationen über bedrohte Arten gibt. In einigen Regionen der Erde wird derzeit ein massives Artensterben beobachtet, so etwa in den tropischen Regenwäldern. Hier verschwinden täglich mehr und mehr Pflanzenarten durch Abholzung. Sie sterben aus, noch bevor sie überhaupt erforscht werden können. Wissenschaftler schätzen, dass etwa ein Fünftel der Pflanze weltweit vom Aussterben bedroht sind.
Das ambitionierte Forschungsvorhaben der Botaniker ist die Erfassung der Pflanzen weltweit. Bislang haben sie erst die Samenpflanzen weltweit katalogisiert. Die Arbeitsliste der Forscher, die noch in diesem Jahr publiziert werden soll, beinhaltet noch keine Farne und Algen – sie könnten weitere 10.000 bis 30.000 Arten ausmachen.
Quelle: Redaktion Pflanzenforschung.de , 08.10.2010
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