Biogas: Blühende Felder liefern mehr Ertrag als Mais
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All diese Nachteile des Maisanbaus entfallen bei den artenreichen Energiepflanzen der LWG-Versuche. Im Gegenteil: Nur alle fünf Jahre muss voraussichtlich der Boden bearbeitet werden. Der Landwirt braucht weder Beize noch Pflanzenschutzmittel einzusetzen, spart Dünger, Kosten und Arbeitszeit. Boden und Grundwasser werden geschont. Bienen und andere Insekten finden Nahrung in Hülle und Fülle. Und selbst Hase, Rebhuhn, Reh und Lerche bevölkern rasch die bunten Äcker: Im dichten Stängel-Dickicht wächst der Nachwuchs unbesorgt auf, wie eine Studie der Deutschen Wildtierstiftung ergab: Die Landwirte müssen die Felder erst dann ernten, wenn die Jungtiere selbständig sind.
Die Firma Saaten Zeller in Miltenberg, die gemeinsam mit der LWG die Saatmischungen zusammenstellt und testet, hat mehrere Mischungen im Versuch: Sie sind teilweise stärker ökonomisch, und teilweise vorrangig ökologisch ausgerichtet. Sie lassen sich regional anpassen. Die wirtschaftlich orientierte Variante beinhaltet auch starkwachsende Pflanzen außereuropäischer Herkunft. Biomasseernte und Methanausbeute dieser auf höchsten Ertrag ausgerichteten Samenmischung liegen im ersten Jahr zum Teil weit über denen aus Maisbeständen. Das ergaben erste Vergasungsversuche.
Eine Gruppe von Mischungen stellten die Wissenschaftler nach ökologischen Gesichtspunkten zusammen. „Hier kommen ausschließlich heimische Stauden zum Zug“, erklärt Joachim Zeller, Chef des in Riedern bei Miltenberg ansässigen gleichnamigen Saatgutunternehmens. Der Ertrag an Biomasse und Methan liegt erwartungsgemäß niedriger als bei Mais. „Doch wenn man Arbeits-, Geld-, und Zeitersparnis der Landwirte in die Kalkulation mit einbezieht, dann könnte in vielen Fällen auch die ökologische Mischung den Mais wirtschaftlich aus dem Feld schlagen,“ prognostiziert Dr. Birgit Vollrath. Bei der Wahl des Saatgutes achten die Wissenschaftler sehr darauf, dass sie invasive Arten meiden. Das sind Pflanzen, die einen starken Ausbreitungsdrang haben und deshalb bei großflächigem Anbau zu ökologischen Problemen führen: Sie könnten die heimische Flora gefährden. Auch sortierten die Fachleute Arten aus, die eine spätere Nutzung des Wildpflanzen-Ackers als normales Feld behindern könnten, erklärt Dr. Birgit Vollrath.
Das Projekt soll sich nun im Großversuch bewähren. Die Wissenschaftler beantragten jetzt eine Verlängerung um weitere vier Jahre. Die Chancen auf Förderung stehen gut. Denn nun sollen - im größeren Stil und stark praxisorientiert – die Erfahrungen von Landwirten und Biogasbetreibern mit Anbau, Ernte, Verarbeitung und Vergasung der unterschiedlichen Energiepflanzen einbezogen werden.
Bei all ihrer Arbeit sind die LWG’ler und der Saatgutproduzent Joachim Zeller nicht alleine. Sie sind Teil des Netzwerks Lebensraum Brache, das bereits seit Jahren gegen den fortschreitenden Verlust von Nahrungsquellen und Lebensräumen in der Agrarlandschaft mobil macht. Mit dem Projekt "Energie aus Wildpflanzen" soll es nun unter Leitung der LWG eine ebenso ökologische wie ökonomische Alternative zu herkömmlichen Energiepflanzen schaffen. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (FNR) fördert das Vorhaben. Projektpartner sind neben der Deutschen Wildtier Stiftung (DeWiSt) der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL), der Internationale Rat zur Erhaltung des Wildes und der Jagd (CIC), der Landesjagdverband Bayern (BJV) und der Saatgutproduzent Saaten Zeller.
Bayerische Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau
(c) DEGA P&H online, 8.7.10
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