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Studium im IT-Zeitalter - werden Hörsäle überflüssig?

Beim diesjährigen BHGL-Forum am 19.11.2015 wurde diskutiert, ob es in Zukunft noch Hörsäle mit Dozenten und Studierenden geben wird oder ob nur noch am virtuellen Campus studiert wird. Um es gleich auf den Punkt zu bringen: Einer Bildungseinrichtung nur im Netz ohne persönliche Kontakte zwischen Studierenden und Lehrenden wird von den Fachexperten und dem Auditorium kaum eine Chance eingeräumt.

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(v. l. n. r.): Vizepräsident des BHGL Marc-Guido Megies, Prof. Dr. Thomas Hannus, Prof. Dr. Ute Höper-Schmidt, Prof. Dr. Ulrich Kias,  PD Dr. Markus Gandorfer, Prof. Dr. Thomas Rath, Präsident Bayerischer Gärtnereiverband Roland Albert, Helmut Rausch
(v. l. n. r.): Vizepräsident des BHGL Marc-Guido Megies, Prof. Dr. Thomas Hannus, Prof. Dr. Ute Höper-Schmidt, Prof. Dr. Ulrich Kias, PD Dr. Markus Gandorfer, Prof. Dr. Thomas Rath, Präsident Bayerischer Gärtnereiverband Roland Albert, Helmut RauschBHGL
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Prof. Dr. Thomas Rath, HS Osnabrück, stellte die im Rahmen des WeGa-Netzwerkes unternommenen  Projekte zur Bildung virtueller Studiennetzwerke mit mehreren Hochschulen und Universitäten vor. Spezielle Erhebungen zu den Zugriffzeiten der Studierenden beim Arbeiten mit E-Learningsystemen zeigen, dass individuelle Vorteile im persönlichen Zeitmanagement entstehen und insbesondere digitale Werkzeuge zur Selbsteinschätzung nachgefragt werden.

Frau Prof. Höper-Schmidt von der Hochschule Anhalt wies als Fachberaterin des Master-Fernstudiengangs Agrarmanagement auf die Notwendigkeit eines breiten Kommunikationsinstrumentariums wie E-Learning, Internet und Telefon für die erfolgreiche Gestaltung eines IT-gestützten Fernstudiums hin. Spezielle Kompetenzen, die herausgebildet werden müssen, wie Persönlichkeitsentwicklung und Teamfähigkeit sind jedoch nicht beim Studieren aus der Ferne zu entwickeln.

Mit den drei Vertretern des Standortes Weihenstephan,  PD Dr. Markus Gandorfer, Technische Universität München (TUM),  Prof. Dr. Thomas Hannus, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT), und Prof. Dr. Ulrich Kias, ebenfalls HSWT, konnten Erfahrungen zu den Bestrebungen der Etablierung vernetzter Lehrmodule dargestellt werden. So wurde von virtuellen Klassenräumen berichtet, in denen Vorträge von international renommierten Wissenschaftlern dazu geschaltet und über IT-System an drei weitere Standorte übertragen werden. Auch standortspezifische Distanzen an Universitäten, wie bei den Studienstandorten der TUM in Freising und Straubing, können durch Parallelübertragungen von Lehrveranstaltungen überwunden werden, was auch zu Kosten- und Zeitersparnis führt.

Ideen, um diese modernen Möglichkeiten weiter auszubauen, wurden von allen Referenten eingebracht.
Der weitere Ausbau des für den Gartenbau enorm wichtigen Informationssystems Hortigate steht dabei ebenso im Fokus wie der Wunsch nach einem Netzwerk der Lehrenden zum Austausch von bereits existierenden Elementen der Fernlehre. Lehrmaterialien werden in vielen Fächern inzwischen komplett in den Internetplattformen vorgehalten – die Nutzung dieser Ressourcen muss durch die Studierenden jedoch nach wie vor intensiv betrieben werden.

Deutlich wurde in der Diskussion, dass es mit IT-Systemen gelingt, Studierenden ein wesentlich breiteres Spektrum an Informationen zukommen zu lassen. Andererseits bestehen höhere Anforderungen an die Selbstdisziplin der Lernenden und eine Zeitersparnis für die Lehrenden ist nicht zu erkennen – wohl aber eine deutliche Verbesserung der Lehrqualität. So stellte Helmut Rausch von der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Veitshöchheim den enormen Zeitaufwand für Lehrende beim Umstieg auf digitale Lehrveranstaltungen heraus. In der von ihm vorgestellten Meisterausbildung sind in den vergangenen 6 Jahren jedoch knapp 200 Wirtschaftler und Meister durch eine Ausbildung mit 80 % Präsenz- und 20% Internetphase gegangen. Leicht höhere Abbrecherzahlen standen dabei geringeren Durchfallraten gegenüber, was für einen Qualitätsanstieg in der Meisterausbildung spricht.

Der Präsident des Bayerischen Gärtnereiverbandes, Roland Albert, gab ein Plädoyer für gut ausgebildete Fachkräfte ab. Dafür sind moderne Ausbildungsinstrumentarien erforderlich. Nicht die Frage, ob Absolventen virtuell studiert oder klassisch im Hörsaal gesessen haben ist entscheidend, sondern deren Fähigkeit, schnell und kompetent in der gärtnerischen Praxis oder der Wissenschaft anzukommen und Führungsaufgaben zu übernehmen.

Die an die Impulsreferate anschließende und vom BHGL-Präsidenten, Prof. Dr. Uwe Schmidt, moderierte Diskussion war sehr stark auf die Frage der Notwendigkeit von Präsenz- und Kontaktzeiten im Studium fokussiert. Selbst vom Vorschlag, ein derartiges BHGL-Forum zukünftig über Distanzen hinweg IT-gestützt zu führen, waren die Zuschauer nicht mehrheitlich zu überzeugen. An einigen Hochschulen wird über das Angebot von akademischen Weiterbildungsmodulen und -studiengängen im Gartenbau nachgedacht. Für den Aufbau neuer Lehrangebote sind ggf. Fördergelder notwendig. Die frei werdenden Studienplatzkapazitäten durch die abschmelzenden doppelten Abiturjahrgänge können in einigen Bundesländern zukünftig durch Absolventen sowie Fachpublikum genutzt werden, die kostenpflichtige neue akademische Weiterbildungsangebote im Gartenbau an Hochschulen und/oder Universitäten wahrnehmen.

Gab es bei der Frage, ob zukünftig noch Hörsäle gebraucht werden differente Meinungen, waren sich alle im Saal einig, dass es mit IT in der Lehre nicht um einen revolutionären Umbruch geht, sondern dafür gesorgt werden muss, Lehrbedingungen evolutionär mit neuen Technologien zu verbessern.

 

www.bhgl.de

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