Gärtner als Experten für den Lebensraum Stadt
Prof. Dr. Andreas Ulbrich wurde Ende Juni in Freising mit dem Bickelpreis ausgezeichnet. In seinem Festvortrag „Urbane Agrikultur: eine Chance für den regionalen, nachhaltigen Gemüsebau?“ stellte er ein fachübergreifendes Forschungsprojekt der Hochschule Osnabrück vor, bei dem es um die Zukunft des Lebensraums Stadt geht.
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Die Fakultät der Agrarwissenschaften und Landschaftsarchitektur der Hochschule Osnabrück untersucht in einem fünfjährigen Forschungsprojekt, wie die Urbane AgriKultur einen Beitrag zur nachhaltigen Stadtentwicklung leisten kann. Unter dem Begriff Urbane AgriKultur werden Urban Gardening (Freizeitgartenbau), Urban Horticulture (Produktionsgartenbau) und Urban Farming (Landwirtschaft) zusammengefasst.
Das Thema Urbane AgriKultur werde immer wichtiger, so Ulbrich. Weltweit leben immer mehr Menschen in Städten, und deren Ernährung muss hinsichtlich Menge und Qualität gesichert werden. Auch die Veränderung der Lebensstile in den Industrieländern, die Skepsis gegenüber Importen, der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Regionalisierung und vieles mehr beflügeln die Entwicklung. Um der Komplexität des Themas und den verschiedenen Perspektiven gerecht zu werden, arbeiten in dem Forschungsprojekt Experten der Stadt- und Freiraumentwicklung, der Ressourcen und Produktionssysteme (beispielsweise Bodenkunde, Vegetationsökologie, umweltschonende Landbewirtschaftung, Gemüseproduktion & Verarbeitung) und weitere Akteure sowie Fachleute mit Blick auf die Wertschöpfung zusammen. Ulbrich vertritt in diesem Forschungsnetzwerk die Gemüseproduktion und -verarbeitung.
Nach einer Erfassung der Ausgangssituation und des bereits vorhandenen Know-hows will man die vorhandenen Kompetenzen sinnvoll bündeln, mit den Akteuren aus der Praxis der urbanen Agrikultur Kooperationen aufbauen und Netzwerke zwischen Hochschule sowie Wirtschafts- und Sozialpartnern fördern. Als Ergebnis erwartet man neue Perspektiven für die wissenschaftliche Qualifizierung und Internationalisierung der Absolventen und Absolventinnen.
In der Stadt der Zukunft müssen Flächen optimal genutzt und neue nutzbar gemacht werden. Vertikal Farming sei eine Möglichkeit, neue Lebensräume und Anbauflächen für Pflanzen zu schaffen. Der Gartenbau hält bereits viel Pflanzenkulturwissen und Technologien bereit, um diese Flächen zu nutzen, beispielsweise die Hydroponik (erdelose Pflanzenkultur).
Stoffkreisläufe und Energiekreisläufe müssten teilweise noch besser geschlossen werden, so Ulbrich. Aus Sicht der Nachhaltigkeit und Regionalität wäre es außerdem sinnvoll, die Pflanzenproduktion näher an die Menschen heranzuholen – warum nicht die Anbaufläche gleich auf das Dach des Supermarkts verlegen, von welchem die Produkte dann später verkauft werden? Schließlich sind Pflanzen Sauerstofflieferanten und Kohlendioxidspeicher und haben uns damit viel zu geben, während sie wachsen.
Integratives und innovatives Denken sei bei diesem Forschungsprojekt notwendig, so Ulbrich. Das sei etwas, was er auch in seiner Zeit an der Fachhochschule Weihenstephan (heute Hochschule Weihenstephan, HSWT) gelernt habe. Überhaupt seien Gartenbauer bei der Suche nach Lösungen flexibler und dynamischer als manche andere.
Die Deutsche Gartenbauwissenschaftliche Gesellschaft (DGG) und der Bundesverband der Hochschulabsolventen (BHGL) werden ihre 50. Jahrestagung vom 25. bis 28. Februar 2015 in Freising-Weihenstephan dem Thema Urbaner Gartenbau widmen.
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