Glyphosatmeldung "grober statistischer Unfug"
Die „Unstatistik des Monats“ Juni ist für das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) die Meldung des Südwestrundfunks „Bei 70 Prozent aller deutschen Großstädter konnte das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat im Urin nachgewiesen werden“ (SWR Landesschau aktuell, 13. Juni 2013).
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Diese Zahl resultiere aus einer Untersuchung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und seines europäischen Dachverbands Friends of the Earth (FOE) an 182 Stadtbewohnern aus 18 Ländern, davon zehn aus Deutschland (Pressemitteilung des BUND).
Sie wurde auch von anderen Medien übernommen und sei aus mindestens zwei Gründen als grober statistischer Unfug einzuordnen: Zum einen ist es schlicht unmöglich, aus einer Stichprobe von zehn Personen auf die gesamte deutsche Großstadtbevölkerung rückzuschließen. Zum anderen sagt allein die Existenz eines Schadstoffs noch nichts über dessen Gefahrenpotenzial aus.
Speziell letzteres wird in der Medienberichterstattung über Umweltgifte in aller Regel ignoriert und zur Verunsicherung und Panikmache genutzt, kritisiert das RWI. Wie der „Spiegel“ einmal treffend formuliert habe („Die Angst vor der Endzeit“, Nr. 39/1995), seien diese Giftfunde in erster Linie auf immer präzisere Analysemethoden zurückzuführen: „Das Aufspüren kleinster Schadstoffmengen hat zur Folge, dass überall alles gefunden wird.“
Wie der weltweit angesehene Nahrungsmittelchemiker Bruce Ames in mehreren Untersuchungen nachgewiesen habe, seien chemische Umweltgifte im Vergleich zu natürlichen Schadstoffen quantitativ weitgehend unerheblich. Mehr als 99 % aller Pestizide, welche Menschen essen, werden von den Pflanzen selbst erzeugt, in der Regel zum Schutz vor Schädlingen, weniger als 1% sind synthetisch, so das RWi. Und nahezu alle diese Gifte und sonstigen krebserregenden Substanzen, ob natürlich oder synthetisch, seien in Spuren in so gut wie allem enthalten, was wir im Supermarkt kaufen.
Etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen seien hingegen verhaltensbedingt und würden durch Rauchen, Fettleibigkeit, zuviel Alkohol und ungesunde Ernährung verursacht.
Der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Bochumer Ökonom Thomas Bauer und der Dortmunder Statistiker Walter Krämer haben im Jahr 2012 die Aktion „Unstatistik des Monats“ ins Leben gerufen. Die Aktion will dazu beitragen, mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen und in Zahlen gefasste Abbilder der Wirklichkeit korrekt zu interpretieren.
Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
DEGA online 1. Juli 2013
Sie wurde auch von anderen Medien übernommen und sei aus mindestens zwei Gründen als grober statistischer Unfug einzuordnen: Zum einen ist es schlicht unmöglich, aus einer Stichprobe von zehn Personen auf die gesamte deutsche Großstadtbevölkerung rückzuschließen. Zum anderen sagt allein die Existenz eines Schadstoffs noch nichts über dessen Gefahrenpotenzial aus.
Speziell letzteres wird in der Medienberichterstattung über Umweltgifte in aller Regel ignoriert und zur Verunsicherung und Panikmache genutzt, kritisiert das RWI. Wie der „Spiegel“ einmal treffend formuliert habe („Die Angst vor der Endzeit“, Nr. 39/1995), seien diese Giftfunde in erster Linie auf immer präzisere Analysemethoden zurückzuführen: „Das Aufspüren kleinster Schadstoffmengen hat zur Folge, dass überall alles gefunden wird.“
Wie der weltweit angesehene Nahrungsmittelchemiker Bruce Ames in mehreren Untersuchungen nachgewiesen habe, seien chemische Umweltgifte im Vergleich zu natürlichen Schadstoffen quantitativ weitgehend unerheblich. Mehr als 99 % aller Pestizide, welche Menschen essen, werden von den Pflanzen selbst erzeugt, in der Regel zum Schutz vor Schädlingen, weniger als 1% sind synthetisch, so das RWi. Und nahezu alle diese Gifte und sonstigen krebserregenden Substanzen, ob natürlich oder synthetisch, seien in Spuren in so gut wie allem enthalten, was wir im Supermarkt kaufen.
Etwa die Hälfte aller Krebserkrankungen seien hingegen verhaltensbedingt und würden durch Rauchen, Fettleibigkeit, zuviel Alkohol und ungesunde Ernährung verursacht.
Der Berliner Psychologe Gerd Gigerenzer, der Bochumer Ökonom Thomas Bauer und der Dortmunder Statistiker Walter Krämer haben im Jahr 2012 die Aktion „Unstatistik des Monats“ ins Leben gerufen. Die Aktion will dazu beitragen, mit Daten und Fakten vernünftig umzugehen und in Zahlen gefasste Abbilder der Wirklichkeit korrekt zu interpretieren.
Quelle: Rheinisch-Westfälisches Institut für Wirtschaftsforschung
DEGA online 1. Juli 2013
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