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Entwicklungen in Europa

Der Markt für Blumen und Pflanzen ist stabil

Die Wirtschaftskrise erschüttert den europäischen Blumen- und Pflanzenmarkt nicht grundlegend. Nach wie vor ist die EU weltweit mit über 40 % am Weltaufkommen der größte Produzent und mit 500 Mio. Europäern der intensivste Konsument von Blumen und Pflanzen. Es bedarf jedoch größerer Anstrengungen, um ein Marktwachstum in Europa zu erzielen, so Infos im Rahmen der Vorpressekonferenz zur IPM am 24. Oktober.

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Der europäische Topfpflanzenhandel weist seit Jahren eine positive Handelsbilanz aus. Das EU-Außenhandelsdefizit bei Schnittblumen steigt wegen der Lieferungen aus den energiebegünstigten Produktionsstandorten in Afrika und Südamerika weiter an.

Stabilisiert wird der Schnittblumen- und Topfpflanzenhandel durch die hohe Nachfrage in Deutschland und England. Wachstumsmärkte zeigen sich in Osteuropa. In Griechenland, Spanien und Portugal leidet der Blumen- und Pflanzenmarkt unter der Wirtschaftskrise.

Der größte Global Player, die Niederlande, kann 2012 seine Dominanz im internationalen Handel weiter ausbauen. Und das, obwohl die Bezugswege der Hauptverbrauchsländer differenzierter werden. Die Direktimporte der Nachfrageländer schwächen den traditionellen Markteintrittspunkt Niederlande. Direktlieferungen der Produktionsbetriebe aus Übersee in den europäischen Einzelhandel nehmen zu. Auch der Internethandel auf Großhandelsebene wächst. Derzeit wird er von den noch nicht ausgereiften logistischen Strukturen ausgebremst. Die Digitalisierung wird wohl für größere Änderungen in den Vertriebskanälen sorgen.

Schnittblumenhandel in Bewegung

Die Schnittblumenimporte in die EU sind laut Eurostat im 1. Halbjahr 2012 gegenüber dem Vorjahreszeitraum gestiegen. Der größte Schnittblumenimporteur, die Niederlande, hat seine Importwerte aus Südamerika und Afrika um rund 10 % gesteigert. Auch die Direktimporte von Deutschland nahmen im 1. Halbjahr 2012 um 10 % zu, in erster Linie aus den afrikanischen Ländern Kenia und Äthiopien.

Mindestens teilweise gehen diese Steigerungsraten allerdings auch auf Preiserhöhungen zurück. Diese konnten insbesondere bei Lieferungen aus Südamerika beo-bachtet werden.

Der niederländischen Exportstatistik zufolge liefern die niederländischen Exporteure zu etwa 85 % in andere EU-Mitgliedstaaten. Daraus folgt, dass sich die Marktversorgung im EU-Binnenmarkt mit Schnittblumen leicht erhöht hat. Von Januar bis August 2012 beliefen sich die niederländischen Exporte in die EU auf knapp 2 Mrd. € und erhöhten sich um 4 % gegenüber dem Vorjahr.

Die niederländischen Schnittblumenlieferungen nach Deutschland erhöhten sich im Vergleichszeitraum um knapp 9 %, nach England um knapp 14 %.

Die Exporte der EU zeigen, dass Russland als Zielmarkt zunehmend eine Spitzenposition erreicht und den Schweizer Markt auf den zweiten Platz verdrängt.

Der russische Markt ist größter Wachstumsmarkt in Osteuropa. Er hat seine Schnittblumenimporte im 1. Halbjahr 2012 um 26 % gesteigert. Hauptlieferant sind die Niederlande, die durch verbesserte Kompetenz in der Logistik ihre Exporte nach Russland stark steigern konnten (Januar bis August 2012: + 40 %).

Wachsende Bedeutung als Exporteur hat die Türkei. In den letzten zehn Jahren hat die Türkei ihr Exportvolumen vervielfacht und die inländische Produktion stark ausgeweitet. Hauptzielländer in der EU sind die Niederlande, Deutschland und England. Exportlieferungen nach Russland, in die Ukraine sowie nach Zentralasien und in den Kaukasus werden verstärkt.

In den Krisenstaaten Südeuropas sind die Importwerte weiter gesunken. Auch Frankreich hat seine Importe an Schnittblumen leicht zurückgefahren. Hohe Arbeitslosenzahlen schwächen die Nachfrage. Selbst im Valentinsgeschäft zeigten sich in Spanien Umsatzrückgänge.

Der Topfpflanzenmarkt zeigt sich stabil mit positiver Tendenz

Die stetigen Zuwachsraten im Topfpflanzenhandel halten weiter an. Der innereuropäische Handel mit Topfpflanzen hat laut Eurostat um 3 % zugelegt. Ihre Importe ausgeweitet haben Deutschland, die Niederlande und Polen. Das Importvolumen Belgiens und Englands hat im Beobachtungszeitraum abgenommen. Diese Entwicklungen spiegelt auch die niederländische Exportstatistik wider, die von Januar bis August 2012 ähnlich hohe Änderungen verzeichnet.

Die holländischen Topfpflanzenexporte nach Deutschland stiegen in den ersten acht Monaten 2012 um 3 %. Auch die skandinavischen und baltischen Länder wurden verstärkt beliefert. Ähnlich wie bei den Schnittblumen zeigt sich Russland bei den holländischen Topfpflanzenexporten mit großen Zuwachsraten.

In den südeuropäischen Krisenstaaten sind bei den Topfpflanzenlieferungen ebenfalls große Rückgänge zu beobachten. Liquiditätsprobleme des Handels und zahlreiche Firmenpleiten führen zur vermehrten Vorsicht bei der Belieferung dieser Länder. Die geringere Nachfrage von Griechenland, Spanien und Portugal wird durch Importsteigerungen von Deutschland, den Niederlanden, Polen und anderen osteuropäischen Ländern kompensiert.

Der Markt in Deutschland

Im Vergleich zu 2011, als die Angebotszeiträume von Frühlingsblühern, Schnittblumen, Beet- und Balkonpflanzen zeitlich aufeinanderfielen, führte der Witterungsverlauf in 2012 zu einem guten, gleichmäßigen Abverkauf der einzelnen Sortimente.

Der Absatz von Frühjahrsblühern verlief gut. Durch den Kälteeinbruch im Februar kamen die Beet- und Balkonpflanzen später auf den Markt und hatten einen relativ langen Verkaufszeitraum bis in den Juni hinein. Auch der Schnittblumenabsatz für Valentinstag und Muttertag war (bei regionalen Unterschieden) zufriedenstellend. Ein Indiz für ein gutes Herbstgeschäft kann der frühe Ausverkauf in den deutschen Azerca-Betrieben sein.

2012 lässt auf eine leichte Verbrauchssteigerung hoffen. Grund dafür sind das Wetter und das gute Konsumklima, das bis jetzt relativ unbeeindruckt von der Wirtschaftskrise geblieben ist. Die Deutschen gehören derzeit zu den optimistischsten Verbrauchern Europas. In den ersten acht Monaten 2012 wurde im deutschen Einzelhandel nominal 2,3% (real 0,2%) mehr umgesetzt als im Vorjahr. Experten erwarten, dass mindestens das Marktvolumen von 2011 in Höhe von 8,6 Mrd. € erreicht wird. Die bis dato erzielten Preise unterstützen diese Annahme. Diese Entwicklung kann aber erst verifiziert werden, wenn Anfang 2013 die Verbrauchsstatistiken der AMI/GfK vorliegen.

Schnittblumen in Deutschland

Die Schnittblumennachfrage teilt sich zwischen hochwertigem Strauß des Fachhandels und Konsumprodukt zum Eigenbedarf im Sortimentshandel auf.

Zwar ist der Konsument tendenziell bereit, für hochwertigere Dinge mehr Geld auszugeben, wie Untersuchungen zeigen, aber wird es gelingen, diesen Trend auch für Blumen zu nutzen? Es bedarf neuer Strategien, wenn der Fachhandel das Segment des Eigenbedarfs für sich zurückerobern will. Der Fachgroßhandel mahnt für den Facheinzelhandel eine stärkere Profilbildung an.

Topfpflanzen

Die großen Wachstumspotenziale im Bereich der Beet- und Balkonpflanzen scheinen ausgeschöpft. Das Interesse an diesem Produktbereich wird durch Neuzüchtungen und Besonderheiten für die Konsumenten lebendig gehalten – eine wichtige Maßnahme, um zukünftig das hohe Verbrauchsniveau beizubehalten.

Ähnlich verhält es sich mit den blühenden Topfpflanzen. Der Vorstoß in den Geschenksektor belebt die Nachfrage mit neuen Verwendungsmöglichkeiten. Züchtung und hohe Qualität sind gefordert, um einem Trading-down-Problem entgegenzuwirken, wie es beispielsweise bei den Orchideen der Fall ist. Nach Angaben von Flora Holland stieg im Juli 2012 die Menge an verkauften Phalaenopsis um 30 %; der Durchschnittspreis ging um 14 % zurück.).

Wenn der Topfpflanzenmarkt durch Importe an einfachen Qualitäten zu Niedrigstpreisen überschwemmt wird, ist es sehr schwer, die Wertigkeit der Pflanzen für den Konsumenten beizubehalten oder zu erhöhen.

Der deutsche Markt verändert sich

Die deutschen Schnittblumenimporte sind im 1. Halbjahr 2012 deutlich gestiegen. Diese Zunahme ist je zur Hälfte auf niederländische Importe und Importe aus Afrika verteilt. Die deutschen Topfpflanzenimporte sind im gleichen Zeitraum ebenfalls stark gestiegen, hierbei entfallen ¾ auf Importe aus den Niederlanden.

Die niederländischen Lieferungen haben somit stark zugenommen. Es stellt sich die Frage, ob die derzeitigen größeren Umstrukturierungen in deutschen Vermarktungs- und Handelsorganisationen diese Entwicklung begünstigt hat.

Steigende Kosten, insbesondere beim Transport, werden durch die Produktpreise und durch den Verkauf größerer Mengen nicht aufgefangen.

Der deutsche Großhandel antwortet auf den Kosten- und Wettbewerbsdruck mit neuen Servicekonzepten, die ihm einen stabileren Platz in der Lieferkette einbringen. Insgesamt ist viel Bewegung im deutschen Blumen- und Zierpflanzenmarkt. Es gibt viele Probleme zu lösen, auch wenn sich diese noch nicht in Statistiken niederschlagen.

Optimierung der Lieferketten ist Zukunftsaufgabe

Die Markteinschätzung in Bezug auf die Absatzvolumen an Blumen und Pflanzen bestätigt die Entwicklung der letzten Jahre. In Ländern mit hohem Blumen- und Pflanzenkonsum sind Änderungen kurzfristig vom Verlauf der Witterung und langfristig von der Präferenzstruktur der Verbraucher abhängig.

In Ost- und Südeuropa ist eine positive Nachfrageentwicklung stärker an den Wirtschaftsverlauf gekoppelt. Wirtschaftsexperten gehen davon aus, dass der Abschwung in den Krisenländern an Schärfe verlieren wird.

Die Warenströme werden differenzierter. Mit zunehmender Nutzung der neuen Kommunikationstechnologien werden sich das Handelsverhalten und damit auch die Handelsstrukturen verändern.

Welche Auswirkungen die zukünftig noch stärker steigenden Transportkosten auf den Welthandel mit Blumen und Pflanzen haben, bleibt abzuwarten. Sicherlich werden diese Entwicklungen sowohl die Produktions-standorte als auch die Lieferbeziehungen beeinflussen.

Der Erfolg des europäischen Blumen- und Pflanzenhandels wird zukünftig in der Optimierung der Lieferketten liegen.

Quellen: EUROSTAT, HBAG, AMI, AIPH, BGI, Productshap Tuinbouw, destatis, Ifo-Institut, IfW, IWH sowie Expertenbefragung

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