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Hannover: 60 Jahre „grünes Studium“

Die ehemaligen Fachbereiche Gartenbau sowie Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung der Leibniz Universität Hannover feierten ihren 60. Geburtstag.
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Die beiden Dekane: Prof. Dr. Hartmut Stützel (links), Naturwissenschaftliche Fakultät, und Prof. Dr. Udo Weilacher, Fakultät für Architektur und Landschaft
Die beiden Dekane: Prof. Dr. Hartmut Stützel (links), Naturwissenschaftliche Fakultät, und Prof. Dr. Udo Weilacher, Fakultät für Architektur und Landschaft Fischer-Klüver
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Hervorgegangen sind die beiden ehemaligen Fachbereiche aus der 1947 gegründeten Hochschule für Gartenbau und Landeskultur. Seit April 2006 ist die Landschaftsarchitektur und Umweltplanung als „Fachgruppe Landschaft“ eine der beiden tragenden Säulen der neu gegründeten Fakultät für Architektur und Landschaft. Der Bereich Gartenbau ist ein wichtiger Baustein in der neuen Naturwissenschaftlichen Fakultät an der Leibniz Universität Hannover.

Es geht wieder aufwärts
Der Dekan der Naturwissenschaftlichen Fakultät und Leiter des Fachgebiets Systemmodellierung Gemüsebau (ehemals Institut für Gemüsebau), Prof. Dr. Hartmut Stützel, ging auf die gravierende Reduzierung der Mitarbeiterzahl der Fakultät ein. In den vergangenen 15 Jahren seien rund die Hälfte der Stellen weggefallen und der Bereich Gartenbauökonomie wurde dem Bereich Wirtschaftswissenschaften angegliedert. „Doch der Tiefpunkt ist jetzt überschritten“, sagte Stützel. Die Leibniz Universität Hannover sei heute, wie der Wissenschaftsrat in seinem Gutachten im vergangenen Jahr festgestellt habe, einziger Universitätsstandort in Deutschland, der das Gartenbaustudium noch in voller Breite anbieten könne. Die Naturwissenschaftliche Fakultät biete mit Biologie, Chemie, Gartenbau sowie Geowissenschaften und Geografie eine große Bandbreite an Themen. Die Kooperation zwischen den einzelnen Fachrichtungen sei ein besonderer Schwerpunkt an der Leibniz Universität. Laut Empfehlungen des Wissenschaftsrats solle der Studienstandort in voller Breite erhalten werden.

Stützel begrüßte die Rückkehr des Zentrums für Betriebswirtschaft im Gartenbau an den Studienstandort Hannover-Herrenhausen. Unter Stützels Leitung und mit der fachlichen Kompetenz von Prof. Dr. Wolfgang Lentz, HTW Dresden, wird dieser auch ein Modul für den Masterstudiengang Gartenbauwissenschaften anbieten. Innovationen stellen laut Untersuchungen der Ökonomen einen Hauptwettbewerbsfaktor im Gartenbau dar, so Stützel.

Schwerpunkte bilden
„Auf Dauer sind wir nicht mehr in der Lage, breit und umfassend auszubilden,“ sagte der Präsident der Leibnitz Universität Hannover, Prof. Dr. Erich Barke. Von rund 350 Professorenstellen seien in den letzten Jahren im Rahmen von Sparmaßnahmen 80 weggefallen. Mit dem Stellenwegfall gingen auch Lehrthemen verloren. Die Bildung von Schwerpunktthemen für Lehre und Forschung solle diesem Tatbestand entgegenwirken.

Barke betonte, dass die Bereiche Gartenbau und Landespflege der Universität Hannover nicht weiter verkleinert werden sollen. Obwohl die Politik entschieden hat, nicht mehr Geld in die Universitäten zu stecken, sollen die Beträge vom Land bis 2010 konstant bleiben. „Die Universitäten sind aufgefordert, Einnahmen zu erzielen“, sagte Barke. Neben den Studiengebühren, die nur einen Anteil von knapp 7 % der Einnahmen ausmachen, ist die Privatwirtschaft gefordert. Derzeit würden in Deutschland lediglich 2,2 % vom Bruttosozialprodukt für Forschung und Entwicklung ausgegeben, der Satz sollte jedoch laut allgemeiner Empfehlungen bei 3 % liegen. „Wir müssen also eine Kultur fördern, die wir derzeit nicht haben“, so Barke.

Siegfried Scholz, Generalsekretär des Zentralverbands Gartenbau (ZVG), betonte, dass viele Hannoveraner Studienabgänger in führenden Positionen der Gartenbaubranche tätig sind. „Die Akzeptanz der Absolventen in der Gartenbaupraxis wird weiterhin von dem Niveau der Ausbildung abhängen“, so Scholz, der sich für den Erhalt und den Ausbau der Gartenbauforschung in Hannover aussprach.

Ist das Bachelorstudium wirklich ausreichend?
Die Koordinatorin für die Studiengänge Gartenbauwissenschaften und Pflanzenbiotechnologie, Dr. Maximiliane Fiebig, ging auf die Studienreform mit den neuen Abschlüssen Bachelor und Master und die damit verbundenen Auswirkungen für den Gartenbau ein. Beide Studiengänge sind im ersten Jahr identisch, um einen problemlosen Wechsel während dieser Zeit zu gewährleisten. Erste Erfahrungen zeigen eine erhöhte Mobilität der Studierenden für Auslandsaufenthalte und eine bessere Einhaltung der Regelstudienzeit.

Die Präsidentin des Bundes Deutscher Landschaftsarchitekten (BDLA), Andrea Gebhard, kritisierte das nur sechs Semester dauernde Bachelor-Studium. Ein dreijähriges Studium reicht ihrer Meinung nach nicht aus für ein ordentliches Berufsleben. Daher müssten eigentlich alle Studierenden einen Masterabschluss ablegen. „Wir leben in einer Wissensgesellschaft“, betonte sie, weshalb unbedingt zu überlegen sei, wie die finanziellen Mittel der Universität aufzustocken sind.

Lebenslanges Lernen
Auch Prof. Dr. Wolfgang Bokelmann, Humbold Universität Berlin und Präsident der Deutschen Gartenbauwissenschaftlichen Gesellschaft (DGG), sieht Innovation und Wissen als treibende Kraft für den Wettbewerb im Gartenbau. Bokelmann glaubt nicht an eine derzeitige Überproduktion von Studierenden das Gartenbaus. Er sieht es als Aufgabe der Universitäten, das Studium ständig neu den veränderten Rahmenbedingungen der Praxis anzupassen. Wegen des Strukturwandels im Gartenbau sei ein internationales und interdisziplinäres Studium gefragt, um sich dem internationalen Wettbewerb stellen zu können. Die Studienabgänger müssen nicht nur die Urproduktion, sondern das gesamte Umfeld und die gesamte Wertschöpfungskette kennen. „Hortibusiness“ umfasse viel mehr als nur Qualitätsprodukte.

Die Bedeutung von Forschung und Entwicklung werde weiter zunehmen. Bokelmann bezeichnete Gartenbau als „wissensorientierte“ und dynamische Wachstumsbranche. Auf die Studierenden warteten komplexe und internationale Arbeitsthemen. Sprachen und Kommunikation würden wichtiger für Führungskräfte. „Wir brauchen Generalisten für die Arbeit in Unternehmen, aber auch Absolventen, die sich mit der Grundlagenforschung befassen“, sagte Bokelmann und hob die Selbstverantwortung der Studierenden für ihr Studium mit der richtigen Fächerwahl hervor. Auch nach dem Studium habe keiner ausgelernt. Angesagt sei lebenslanges Lernen. Wissensbeschaffung und -management sollten daher die Ausbildungsziele sein. GFK

 

(c) DEGA online

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