Rostocker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH: Zaunbau für den Gipfel
Der Bau des Zaunes war europaweit ausgeschrieben. Auch die Rostocker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH hatte sich beteiligt. Den Auftrag bekam jedoch die Firma MZS Metall-Zaun-Stahlbau GmbH & Co. KG aus Bargeshagen, einem kleinen Ort circa 12 km von Rostock entfernt. Brandenburg übernahm mit seiner Firma als Subunternehmer den Bau der Fundamente. 4 683 Betonblöcke – 1,20 m × 0,50 m × 0,60 m groß und 900 kg schwer – verlegte die Firma rund um Heiligendamm. „Begonnen haben wir in der zweiten Januarwoche, am 27. April war die Abnahme“, erzählt Kay Brandenburg. Im Durchschnitt waren sechs Mitarbeiter mit dem Bau beschäftigt. „Eigentlich lief das so nebenbei“, erinnert er sich, „die Behörden arbeiteten teilweise langsamer, als wir hätten bauen können. Es mussten ja noch Flächennutzungs- und Pachtverträge gemacht werden“.
Die Steine wurden im nahe gelegenen Betonwerk Siemsen in Schwaan bei Rostock hergestellt. Bis zu 100 Stück pro Tag konnten dort gefertigt werden. „Wir haben dieses Werk ausgewählt, weil es eine beheizbare Fertigung hat. Das Risiko, dass bei Frost die Betonzuschlagstoffe einfrieren, mussten wir ausschließen. Das hätte die rechtzeitige Fertigstellung des Zauns gefährdet“, begründet Brandenburg diese Wahl.
„Neben dem Bau der Fundamente waren wir auch für alles Grüne verantwortlich, haben Bäume gefällt oder geschnitten, falls sie dem Zaunbau im Wege standen“, erzählt Brandenburg. „Das waren aber nicht sehr viele“, fügt er noch schnell hinzu, „höchstens zwei oder drei Bäume, die nach dem Sturm quer standen. Viele sehen die tiefen Schneisen im Wald und denken, die wurden extra geschlagen. Aber die gab es schon vorher.“
Durchlässe für Rehe und Biber
Anders als man vielleicht vermuten könnte, stand beim Bau des Zauns nicht allein die Sicherheit an erster Stelle – auch der Naturschutz spielte eine große Rolle. „Ich denke, dass aufgrund der Naturschutzauflagen keine tiefen Fundamente gebaut werden durften. Dann wären ja hinterher 4 683 Löcher im Boden gewesen“, meint der Norddeutsche. Die meisten Betonquader stehen nun auf einem Vlies.
Wo es nötig war, bauten die Rostocker eine dünne Schotterdecke als Ausgleichsschicht ein. Zusätzlich wurde noch ein Unterkriechschutz eingebaut. „Das ist eine Baustahlmatte, die am Zaun festgeschweißt wurde, mehr darf ich nicht verraten“, sagt Brandenburg lächelnd.
Auch der Ablauf des Zaunbaus wurde von Naturschutzauflagen beeinflusst. Der erste Bauabschnitt befand sich im Brutgebiet des Seeadlers. Dieser Teil musste noch im Januar fertig gestellt werden, um den, auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehenden Vogel nicht bei der Brut zu stören. Das Forstamt forderte an bestimmten Stellen Löcher im Zaun zu lassen, um das Wild nicht einzusperren. Auch der Biber bekam seinen Durchlass. „Diese Löcher müssen wir natürlich alle noch schließen. Am 30. Mai um 7 Uhr muss alles dicht sein“, erzählt Brandenburg.
Nach dem Ende des Gipfels beginnt der Abbau des Zauns, der bis 31. August beendet sein muss. „Die Steine gehen dann in unseren Besitz über“, erzählt er weiter. „Wir haben noch vor dem Bau begonnen, zu überlegen, was wir damit machen. Für eine Lagerung haben wir gar nicht genug Fläche zur Verfügung.“ Die Idee für eine Zweitverwertung war schnell gefunden – die Betonsteinquader eignen sich perfekt für den Bau von Sitztribünen auf Sportplätzen. „Was liegt näher“, lächelt Brandenburg, „unser eigentliches Steckenpferd ist der Sportplatzbau“.
Schon in der DDR für Sportplätze bekannt
Die Rostocker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH blickt auf eine lange Gartenbautradition zurück. Die Unternehmensgründung erfolgte im Jahre 1960 mit der Vereinigung der beiden privaten Rostocker Gartenbaubetriebe „Flor“ und „Evert“ zur „GPG Rostock e.G.“. Als Gärtnerische Produktionsgenossenschaft (GPG) war das Unternehmen landesweit tätig. Schon damals gehörte der Sportplatzbau fest ins Programm der Rostocker.
Nach dem Ende der DDR war schnell klar, dass das Unternehmen als Genossenschaft mit mehr als 100 Mitgliedern auf Dauer nicht zu führen war. Also begann der damalige Geschäftsführer Manfred Staginsky die Betriebsstruktur neu zu ordnen. 1990 wurde schließlich die Rostocker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH gegründet.
Kay Brandenburg (39) kam im Jahre 2000 als Bauleiter ins Unternehmen und übernahm 2004 die Geschäftsführung von Manfred Staginsky. „Der Sportplatzbau und die -pflege ist unser Schwerpunkt“, erzählt er. Auf der Referenzliste des Unternehmens stehen Rasensport- und Kunststoffrasenflächen, Leichtathletiksportflächen, Schulsportanlagen, aber auch Tennisplätze, Skateranlagen und Hockeyplätze. Die Fertigstellung des Rostocker Leichtathletikstadions im Jahre 2001 gehört zu den größten Projekten der Firma.
Neben dem Bau von Sportflächen gehört vor allem die Freiflächengestaltung an Schulen und Wohngebieten in das Portfolio der Rostocker. „Zu den Schulhöfen gehört auch meist eine Sportfläche, und da sind wir ja Experten“, sagt Brandenburg schmunzelnd. Auftraggeber sind neben der öffentlichen Hand vor allem auch Wohnungsbaugenossenschaften. In den letzten Jahren haben die Rostocker zahlreiche Wohnumfeldverbesserungen realisiert. Meist übernimmt das Unternehmen dabei über den Bau hinaus auch die Pflege der Pflanz- und Rasenflächen.
Der Bau von Privatgärten nimmt nur einen sehr geringen Anteil am Gesamtumsatz des Unternehmens ein. „Höchstens drei Prozent“, schätzt Brandenburg.
Die IGA – ein schönes Jahr für die Rostocker
Bei der IGA in Rostock, die im Jahre 2003 stattfand, war die Rostocker Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau GmbH von Beginn an dabei. „Die IGA war ein tolles Jahr“, erinnert sich Kay Brandenburg, „nicht nur für uns, sondern für den gesamten Berufsstand“. Ähnlich wie beim Bau des Sicherheitszaunes um Heiligendamm, waren an der IGA fast ausschließlich Firmen aus der Region beteiligt. Neben der Grundberäumung und Urbarmachung des Geländes waren die Rostocker mit der Platanenpflanzung rund um die Messehalle und mit der Ufergestaltung des Klostergrabens beauftragt. Auch den Bau des Ausstellungsbereichs „Grabbepflanzung und Grabmal“ und der Sportanlagen übernahmen die Landschaftsgärtner von der Warnow. Auch an einigen Projekten im Vorfeld der Buga 2009 in Schwerin war die Firma von der Ostseeküste schon beteiligt.
Grit Wainar
(c) DEGA online, 30. Mai 2007