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Blumengütesiegel Flower Label Program (FLP) vor dem Aus?

Mit Wirkung zum 31. Dezember 2011 sind FIAN Deutschland, FIAN Österreich, Brot für die Welt und terre des hommes als Nichtregierungsorganisationen (NRO) und die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) als Gewerkschaft aus dem Flower Label Program e.V. (FLP) ausgetreten. Dies teilen die Organisationen in einer gemeinsamen Presseerklärung mit. Zu diesem Schritt bewegt haben sie die inhaltlichen Veränderungen des Vereins und der finanzielle Zusammenbruch des Gütesiegels.

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FLP
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FLP sei im letzten Jahr wirtschaftlich nicht mehr tragfähig gewesen. Die Büros in Köln und Quito (Ekuador) seien deshalb bereits geschlossen worden. Grund dafür sei eine große Zahl von Austritten und Dezertifizierungen von FLP-Betrieben. NROs und Gewerkschaften hätten sich gegenüber Produzenten und Händlern nicht mit dem Vorschlag durchsetzen können, FLP in Fairtrade zu überführen.
Bislang sind Fairtrade-Schnittblumen in Deutschland in verschiedenen Supermärkten zu kaufen und sollen im Laufe des Jahres auch bei Floristen angeboten werden. In Österreich bieten neben Supermärkten auch Floristen bereits Fairtrade-Schnittblumen an.

"Da FLP aufgrund fehlender Finanzen nicht mehr handlungsfähig ist, besteht die Gefahr, dass das Label missbraucht wird. Unternehmen können damit werben, ohne dass tatsächlich geprüft wird, ob sie FLP-Standards einhalten.", so Joachim Vorneweg von der Menschenrechtsorganisation FIAN. Die Zertifizierung durch FLP basiert auf dem internationalen Verhaltenskodex (ICC, International Code of Conduct) für die Schnittblumenproduktion. Er war von den beteiligten NROs, Gewerkschaften, Produzenten und Handel gemeinsam entwickelt worden und setzt seit 1998 klare Maßstäbe. Der ICC enthält Arbeits-, Sozial- und Umweltkriterien, die auf den UNO-Menschenrechtspakten, den relevanten Konventionen der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und Umweltnormen beruhen. FLP hat damit für rund 20.000 ArbeiterInnen in Schnittblumen-Plantagen in Afrika, Asien und Lateinamerika bessere Arbeitsbedingungen durchgesetzt, wie etwa feste Arbeitsverträge, Mutterschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz. Das ist ein klarer Verdienst derjenigen Organisationen, die mit Bedauern heute nicht mehr ihren Platz im FLP haben.

FIAN, Brot für die Welt und terre des hommes werden sich weiterhin im Rahmen ihrer Arbeit für soziale Rechte im Blumensektor stark machen. Auch die IG BAU unterstützt in Zukunft die Siegelung durch den Fairen Handel. Die vier Organisationen fordern KonsumentInnen dazu auf, sich beim Kauf für Fairtrade zertifizierte Blumen und Pflanzen zu entscheiden.

Eine ausführliche Stellungnahme von FIAN Deutschland finden Sie HIER.

Mittlerweile hat sich auch FLP selbst zu Wort gemeldet. Die Geschäftsstelle in Köln sei schon seit Dezember wieder erreichbar. Durch geringere Betriebskosten habe sich wieder eine stabile finanzielle Situation eingestellt. Anfragen nach Information über FLP-Blumen und Anforderungen von Werbematerialien durch Mitglieder und Fördermitglieder würden wieder umgehend bedient.

Die Vollversammlung (VV) vom 1. November 2011 habe zudem die Weichen für die Zukunft des Flower Labels gestellt.Um die Verfügbarkeit von FLP Blumen und Pflanzen zu gewährleisten und gleichzeitig die substanziellen Investitionen der FLP-Farmen zu würdigen, sei beschlossen worden, die Zertifizierungen auf dem Stand vom 1. November 2011 bis zum 3. Juni 2012 einzufrieren, weil die administrativen Möglichkeiten des Büros zur Zeit nicht ausreichen, um Farmkontrollen durchzuführen. Dies berge zwar ein gewisses Missbrauchsrisiko, das jedoch vom amtierenden Vorstand als vertretbar eingeschätzt werde.

Mit der Vollversammlung hat sich der Verein auch Zeit gegeben, um in Ruhe ein zukunftsfähiges Label-Konzept zu erarbeiten.

Die NGOs haben sich im Nachgang entschieden, diesen Interimszustand nicht mitzutragen und haben ihre Mitgliedschaft zum 31. Dezember 2011 beendet. Dies sei bedauerlich, jedoch seien Händler und Produzenten gewiss, dass die NGOs nach Abschluss einer grundsätzlichen Neuorientierung das Flower Label wieder mittragen werden.

Die VV hat unter anderem auch darauf gedrungen, eine Angliederung an TransFair zu suchen. Die Prüfung dieser Option ging vor allem von den NGOs und der IG BAU aus. Auch wenn diese Organisationen den Verein verlassen haben, will FLP diese Möglichkeit sorgfältig prüfen.

Verbraucher und Handel können auch weiterhin darauf vertrauen, dass FLP ein nachhaltiges und seriöses Label ist, so die Pressemitteilung von FLP.


Quellen:
Gemeinsame Pressemitteilung von Brot für die Welt, FIAN Deutschland, FIAN Österreich, IG BAU, terre des hommes vom 3. Januar 2011
FLP-Pressemitteilung vom 4. Januar 2011

(c) DEGA online 5. Januar 2012

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