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Baden-Württemberg: Situation uneinheitlich (13.04.05)

Das Wirtschaftsjahr 2004 ergab im Vergleich der Sparten ein sehr uneinheitliches Bild und machte die zwischenbetrieblichen Unterschiede deutlicher denn je. Insgesamt stieg der Anteil der Betriebe mit unbefriedigenden Ergebnissen teils deutlich an.

Das Ministerium für Ernährung und Ländlichen Raum Baden-Württemberg stellt dem Gartenbau durch die Orientierungsdaten seit mehr als 25 Jahren aktuelles Zahlenmaterial über die jüngsten wirtschaftlichen Ergebnisse von mehr als 400 Betrieben zur Verfügung. Die anonyme Verrechnung der von den Steuerbüros erhobenen Daten erfolgt beim Zentrum für Betriebswirtschaft im Gartenbau in Hannover. Die teilnehmenden Betriebe, beratende Institutionen, die Gartenbauverbände sowie die Politik interessieren sich für die aktuellen Auswertungsergebnisse. Diese zeigen frühzeitig Tendenzen auf.
Die Gewinne der direkt absetzenden Betriebe stiegen zwar leicht, bewegen sich aber – mit Ausnahme der Baumschulen – weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Dennoch finden sich auch in dieser Gruppe Betriebe mit beeindruckend hohen Gewinnen. Diese Gruppe ist allerdings merklich zusammengeschrumpft. Vor allem aber waren es die produzierenden Betriebe sowie die Anbieter gärtnerischer Dienstleistungen, die im letzten Jahr Gewinneinbußen in Kauf nehmen mussten.


Höhere Lohnquoten
Die Lohnquote gibt Auskunft darüber, was von einem Euro Betriebsertrag für den Faktor Arbeit aufgewendet wird. Mit Ausnahme des Blumeneinzelhandels mussten alle Sparten teils deutliche Steigerungen der Lohnquote verzeichnen. Ursache dürfte das branchenweit niedrige Preisniveau im Jahr 2004 gewesen sein. So verschlechterte sich das Verhältnis von Betriebsaufwand und Betriebsertrag.
Die indirekt absetzenden Zierpflanzenbaubetriebe konnten im Vergleich zum Vorjahr den Betriebsaufwand/m² Glas um etwas mehr als 1 Euro senken. Besonders bei der Position Saat- und Pflanzgut wurde eingespart. Die gärtnerischen Einzelhändler und Blumengeschäfte konnten die Anteile der Summe aus Aufwand für Handelsware und Dienstleistungen weitestgehend stabil halten. Spürbar angestiegen sind bei den Baumschulern und Landschaftsgärtnern die Anteile der Aufwendungen für Kraftfahrzeuge und Maschinen.
Einzelhandelsgärtner, Blumenfachgeschäfte und Freilandgemüsegärtner schlossen das Jahr 2004 mit einem negativen Reinertrag ab. Auch die anderen Sparten mussten Verschlechterungen beim Anteil des Reinertrags am Betriebsertrag in Kauf nehmen. Einzig bei den Baumschulen blieb dieser Wert stabil.


Notwendige Arbeitsproduktivität wenig erreicht
Die Arbeitsproduktivität wird im Gartenbau mit dem Betriebsertrag/Arbeitskraft (AK) sowie dem Betriebseinkommen/AK beschrieben. Letztere Kennzahl drückt aus, wie viel Geld für die Entlohnung der gesamten AK (einschließlich nicht bar entlohnter Familien-AK) zur Verfügung steht und welcher Betrag für die Verzinsung des eingesetzten Kapitals sowie für Erweiterungsinvestitionen bereitgestellt werden kann.
Ausgehend von der Annahme, dass für die Verzinsung des eingesetzten Kapitals pro AK mindestens 5 000 Euro anzusetzen sind, sollte das Betriebseinkommen/AK die Höhe des Lohnaufwands/AK um mindestens diesen Wert übersteigen. Dann wird den nicht bar entlohnten Familien-AK ein gleich hohes Einkommensniveau ermöglicht wie den bar entlohnten AK. Inklusive Zuschlag für Gewinn und Wagnis sollte das Betriebseinkommen/AK den Lohnaufwand/AK daher um mindestens 7500 Euro übersteigen. Einzig bei den indirekt absetzenden Zierpflanzenbaubetrieben sowie bei den Friedhofsbetrieben wird dies erreicht.
Zahlen Betriebe/AK mehr Lohn als an Betriebseinkommen/AK erwirtschaftet wird, sind die Betriebe existenzgefährdet.  Bei den Zierpflanzenbaubetrieben fällt die gegenüber dem Vorjahr gestiegene Größenordnung von 34 % beziehungsweise 39 % stark existenzgefährdeter Betriebe auf. Der Strukturwandel im baden-württembergischen Zierpflanzenbau scheint sich zu beschleunigen.
Die deutlichste Steigerung gab es bei den indirekt absetzenden Betrieben. Die zwischenbetriebliche Spreizung scheint hier am ausgeprägtesten zu sein. Mit Ausnahme des stabil gebliebenen Werts beim GaLaBau stiegen die Werte auch bei anderen Sparten zum Teil an. Auffällig ist der Sprung bei den Baumschulbetrieben.

Während die Werte bei Zierpflanzenbaubetrieben mit indirektem Absatz deutlich stiegen, verharren die Anteile bei Einzelhandelsgärtnereien und Blumengeschäften auf hohem Niveau. Im direkt vermarktenden Zierpflanzenbau sind es nur noch wenige Betriebe, die Reinerträge in befriedigender Höhe erwirtschaften.
Im Gemüsebau lässt sich eine lebhafte Auf- und Abentwicklung sowie eine Verschlechterung gegenüber des Vorjahr ablesen. Die Friedhofsbetriebe weisen die mit Abstand niedrigsten Werte an Betrieben auf, die keine Kapitalverzinsung erreichen konnten.
Im GaLabau brachte 2004 insofern eine Wende, als der Anteil unrentabler Betriebe erstmalig seit 1999 wieder anstieg. Über die Daten dieser Sparte werden Sie in DEGA 16/2005 lesen.

Christoph Hintze, LVG Heidelberg, Datenverarbeitung: Karl-Ernst Simon, Arbeitskreis Betriebswirtschaft im Gartenbau, Hannover

 (c) DEGA online, 13. April 2005