BVZ: Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen
- Veröffentlicht am
„CSR ist kein Trend, sondern wird langfristig Bestand haben und für Unternehmen ein Muss sein, um in der Zukunft bestehen zu können“, prophezeite Professor Dr. Nick Lin-Hi, von der Universität Mannheim auf der Herbsttagung des Bundesverbandes Zierpflanzen (BVZ). CSR (Corporate Social Responsibility) bezeichnet ein integriertes Unternehmenskonzept, das alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Beiträge eines Unternehmens zur freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung beinhaltet, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen hinausgehen.
„Vertrauen wird dadurch aufgebaut, dass Versprechen gehalten werden. Unternehmen sollten daher nichts versprechen, was sie nicht umsetzen können. Und sie sollten das, was sie versprechen, auch tatsächlich tun“, so Professor Dr. Lin-Hi. Die Akzeptanz in das deutsche Wirtschaftssystem nehme seit Jahren rapide ab. Unternehmer hätten das Vorurteil gegen sich, Gewinne auf unmoralische Art und Weise zu erzielen.
Gewinn oder Verantwortung geht das überhaupt zusammen? Einerseits seien 98 % der Manager der Überzeugung, dass Ethik sich langfristig auszahle; kurzfristig stehe jedoch zumeist die Gewinnoptimierung im Vordergrund. Unternehmensverantwortung sei daher nicht das Errichten einzelner Leuchttürme oder die Vollbringung einzelner „guter Taten“. Vermögenswerte würden durch kurzfristige Gewinnerzielung zu Lasten Dritter gefährdet. Ob die Nutzung problematischer Pflanzenschutzmittel oder die Vernachlässigung von Sicherheitsstandards - CSR sei das Management von Konfliktfeldern. Es habe nichts mit „Gutmenschentum“ zu tun, sondern mit gutem Management. Im unternehmerischen Alltag sei dies nicht immer ganz einfach umzusetzen. Die permanente Transparenz, die zunehmende Wahrscheinlichkeit der Aufdeckung nicht gehaltener unternehmerischer Versprechen, erhöhten den Druck von außen und bei fehlender CSR-Kompetenz auch die Kosten.
Zusammengefasst impliziere das laut Lin-Hi:
→ CSR ist keine Wahlmöglichkeit für Unternehmen, sondern eine Voraussetzung für ihre Zukunftsfähigkeit
→ CSR wird durch verschiedene Player weiter forciert
→ Unternehmen sind gut beraten, CSR nicht als notwendiges Übel, sondern als Investitionsmöglichkeit zu begreifen
→ Geraten wird zur Verantwortungsübernahme auch in der Blumenbranche.
Die Unternehmenserfolge alleine durch Zertifikate abzusichern, sei nicht der richtige Weg, so Referentin Silke Peters, von 2nd floor, Projektentwicklung und Kommunikation, Köln. Gemäß CSR betonte auch sie, dass Nachhaltigkeit eine Querschnittsaufgabe sei, die alle Managementfelder beträfe. Siegel seien nur ein Instrument. Es ginge um mehr als um die Suche nach dem „Supersiegel“. Vielmehr müsse jeder für sich herausfinden, was für ihn und sein Unternehmen passe. Die Vielfalt der schon auf dem Markt befindlichen Siegel für den Blumenmarkt, wie FFP, FLP oder Fairtrade, hätten alle gemein, dass sie forderten
→ Keine Kinder- und Zwangsarbeit
→ Gesundheits- und Mutterschutz
→ Existenzsichernde Löhne
→ Gewerkschaftsfreiheit
→ Verbot hochgiftiger Pflanzenschutzmittel
→ Verantwortlichen Umgang mit natürlichen Ressourcen.
Unterschiede gebe es in verschiedenen Details und den Vermarktungswegen. Dazu kämen das B-to-B-Label Global G.A.P. und verschiedene Bio-Siegel, auf die der Lebensmitteleinzelhandel schon sehr früh gesetzt habe. Bei allem Einsatz seien Markttransparenz und Schaffung von Vertrauen die wichtigste Währung in der Beziehung zum Verbraucher. Peters ist überzeugt, dass hier der einzelne Gartenbauunternehmer - neben der Identifikation mit einem Label - viele Möglichkeiten nutzen könne: ob über Einblicke in die Gärtnerei via Internet, überzeugtes Tun durch Mitarbeiter, Kooperationen und nicht zuletzt über das Gespräch mit dem Kunden. Das Wichtigste sei bei allem, dahinter zu stehen und authentisch zu sein.
Bei den Entscheidungskriterien über Erfolg und Misserfolg eines Unternehmens haben die die höchste Priorität, bei denen die Mitarbeiter direkten Einfluss haben: Diese Überzeugung zog sich wie ein roter Faden durch den Bericht von Jens Schachtschneider, Neersen, aus der Praxis eines produzierenden Staudengärtners. Motivation sei alles und nur Mitarbeiter, die die Zusammenhänge kennen würden, seien bereit, sich zu engagieren. Dies sei nichts Neues, jedoch die Umsetzung in den Unternehmen nicht immer selbstverständlich. Dass Persönlichkeit über Fachlichkeit gehe und vor allem in der Persönlichkeitsbildung große Potenziale lägen, sei Basis einer optimalen Zusammenarbeit und entscheide mit darüber, ob
man in der Kreisliga dümpele oder in der Bundesliga spiele. Vertrauen ist die Basis - dies gelte nicht nur im Kundenkontakt gemäß CSR, sondern gleichermaßen für die Mitarbeiter. Dabei müsse die Qualität, die man von den Mitarbeitern erwarte, auch vom Unternehmer erfüllt werden. „Über die Zukunft unserer Betriebe“, so Schachtschneider, „entscheiden nicht das Wetter, Landgard oder der Grüne Daumen, sondern Führungsqualitäten und soziale Kompetenz.“
„Die Netzwerkidee erlebt eine Renaissance, der Kooperationsgedanke lebt wieder auf.“ Zu diesem Schluss kommt Georg Hanka, Kempen, der kurzfristig die Intentionen der Energieeffizienztische vom Modell Hohenlohe vor den Delegierten präsentierte.
Im Modell Hohenlohe haben sich schon vor 20 Jahren Unternehmer branchenübergreifend an einen Tisch gesetzt mit der Idee, den Nutzen für die Umwelt mit ökonomischen Zielen zu verknüpfen, in einem Netzwerk entsprechende Maßnahmen einzuleiten und betriebsspezifisch umzusetzen. Unterstützt werden diese Energieeffizienztische durch externe Institutionen, moderiert durch einen Coach. Aufgebaut werden lernende Netzwerke, die die unterschiedlichen Kompetenzen der Beteiligten nutzen und in die Unternehmen neues Know-how einbringen. Zunehmende Unterstützung erhält diese Idee von der politischen Ebene im Bund, in den Ländern und der EU mit dem Ziel, die KMU-Unternehmen bei der Reduzierung von Umweltauswirkungen zu unterstützen. In Projekten, die in der Regel drei bis fünf Jahre laufen, konnte eine Energiekosteneinsparung im Zeitraum von 2002 bis 2007 von 20 % und eine entsprechende Reduzierung der CO2-Emmissionen realisiert werden. Der Zentralverband Gartenbau e.V. (ZVG) wird sich dem Thema Ressourceneffizienztische im Rahmen des Energieportals widmen. (BVZ/ZVG)
Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Artikel kommentierenSchreiben Sie den ersten Kommentar.