Ausbildung: Das Wolbecker Modell
Ziel der Nachwuchsförderung zum Top-Gärtner nach dem „Wolbecker Modell“ ist, die Attraktivität des Berufs und Ausbildungsstandards zu sichern und zu verbessern, erklärten die Initiatoren beim Pressegespräch am Rande der IPM in Essen. Spezialisierte Gartenbaubetriebe sollen stärker in die Ausbildung eingebunden werden, um den Führungsnachwuchs zu sichern – Stichwort Verbundausbildung. Noch fehlt es an interessierten Betrieben, war am Rande der Veranstaltung zu hören.
Mit den ersten 22 Interessenten wurde die Top-Gärtner-Ausbildung Anfang des Jahres gestartet. Grundsätzlich ist diese Zusatzausbildung für Lehrlinge mit allen Schulabschlüssen offen. Die Kandidaten sollten jedoch über eine gute Allgemeinbildung verfügen und sehr leistungsbereit sein, erklärte Johannes Peperhove, Wilhelm-Emmanuel-von-Ketteler-Berufskolleg, Münster. Auszubildende aus allen Fachsparten können sich am Modell beteiligen – das Schauen über den Tellerrand hinaus sehen die Initiatoren als ein Ziel dieses Lernextras.
Praktika in Jungpflanzenbetrieben
Beim Wolbecker Modell werden zusätzlich zur herkömmlichen Ausbildung Inhalte wie Mitarbeiterführung im Betrieb, Zeitmanagement, Betriebswirtschaft und Öffentlichkeitsarbeit vermittelt und in begleitenden Exkursionen vertieft. Der Lehrstoff in diesen Bereichen, so Peperhove in Essen, bietet fast das Niveau der Meisterschule. Zusätzlich ist ein mehrwöchiger Auslandsaufenthalt im dritten Ausbildungsjahr vorgesehen. Um diese Praktika zu realisieren, arbeitet das Wolbecker Modell zum Beispiel mit großen Jungpflanzenfirmen aus Nordrhein-Westfalen zusammen. Bei erfolgreicher Teilnahme am Wolbecker Modell wird ein Zertifikat ausgestellt, wenn drei Viertel der angebotenen Veranstaltungen besucht und ein Test erfolgreich abgeschlossen worden sind.
Die Ausbildung zum Top-Gärtner soll in jedem Schuljahr nach den Herbstferien beginnen. Zurzeit wird über die Bildung von Modulen nachgedacht, um den Einstieg zu erleichtern. Auszubildende, die mitmachen, bekommen an jedem zweiten Sonnabend zusätzlichen Unterricht. Die Teilnahme ist kostenlos, lediglich die Fahrtkosten für die zusätzlichen Besuche in Münster müssen die jungen Leute selbst aufbringen.
Mehr Inhalte mitbekommen
Mit dem Wolbecker Modell soll die „Lust auf Bildung“ geweckt werden, um der sinkenden Nachfrage nach Fort- und Weiterbildung zu begegnen. Die Initiatoren erhoffen von diesem Modell, die Ausbildung zum Gärtner insgesamt attraktiver zu machen, so Heinz Herker, Präsident des Landesverbands Gartenbau Westfalen-Lippe. Motto: Ein Beruf, der schon in der Ausbildung etwas bietet, muss attraktiv sein.
Ulrike Hoyer, Münster, hat sich bewusst für „Top Gärtner“ entschieden. Die Abiturientin hat bereits Pädagogik studiert und möchte später im Beruf unterrichten. „Mein Beispiel ist sicher nicht typisch für Auszubildende im Gartenbau. Ich habe mich für das Wolbecker Modell entschieden, um noch mehr Inhalte mitzubekommen“, erklärte sie in Essen.
Christiane James, Straelen
(c) DEGA online 16. Februar 2005