Nordrhein-Westfalen: Nur noch ein GaLaBau-Verband in NRW
Auf der diesjährigen Mitgliederversamlung der GaLaBau-Verbände Rheinland und Westfalen-Lippe stand die Verschmelzung zum Verband VGL NRW ganz oben auf der Tagesordnung.
Um die 120 stimmberechtigte Mitglieder der beiden Landesverbände waren am 26. Februar in das Ruhrfestspielhaus nach Recklinghausen gekommen, um dem denkwürdigen Akt beizuwohnen. Punkt 15.15 Uhr war es soweit. Rheinländer und Westfalen hatten ihre beiden Verbände ohne Gegenstimme und ohne Enthaltung zum VGL NRW verschmolzen und damit die Basis für eine schlagkräftige Branchenvertretung im bevölkerungsreichsten Bundesland gelegt. Auch der neue Vorstand wurde mit großer Mehrheit gewählt. Neuer Präsident des VGL NRW ist Manfred Lorenz, Bergisch-Gladbach, der vorher dem VGL Rheinland vorstand. Auch die vier Vizepräsidenten waren vorher in leitender Funktion in einem der beiden Verbände tätig. Reimund Klute, Sundern, als Schatzmeister hatte dieses Amt vorher bei den Westfalen inne, Lothar Johanning, Minden, war dort Präsident. Peter Knappmann, Essen, und Christian Leonhards, Wuppertal, gehörten dem Präsidium im Rheinland an. Die beiden ehemaligen Geschäftsführer der Verbände, Michael Gotschika und Dr. Karl Schürmann, beide Oberhausen, teilen sich den Job auch in der gemeinsamen Organisation.
Gotschika gratulierte nicht nur seinem Verband zur Fusion, sondern auch dem Signum zum 25. Geburtstag. 1979 hatte das von bösen Zungen als „schwangere Landschaft“ bezeichnete Logo den Zeichenschutz erhalten.
Aufgrund aktueller Entwicklungen forderte Gotschika die Mitgliedsbetriebe auf, sich in zwei Angelegenheiten an den Verband zu wenden. So sollten die Unternehmer die Anschreiben der Sozialkasse der Bauwirtschaft SOKA-BAU nicht in den Papierkorb werfen, sondern der Geschäftsstelle zusenden. Die Mitgliedsbetriebe seien ungeachtet der Zahlungsaufforderung nicht beitragspflichtig. Der Verband werde sich darum kümmern. Gleichzeit bat er die Landschaftsgärtner, Kommunen zu melden, die für Dritte Leis-tungen anbieten.
Mitglieder verloren
Der neue Präsident Lorenz gab eine Bilanz der Mitgliederentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Der Verband NRW vertrete circa 750 Mitgliedsunternehmen, die etwa 10 % aller mit Leis-tungen des Landschaftsbaus befassten Firmen ausmachen und etwa 80 % des Gesamtumsatzes GaLaBau erwirtschaften. 45 Mitglieder hätten den Verband im abgelaufenen Jahr verlassen. Das waren mehrheitlich Betriebe (23), die von Menschen übernommen wurden, die nicht die Kriterien des Verbands erfüllt hätten. Dazu kämen 16 Insolvenzen und sechs Betriebsaufgaben. 22 Betriebe und 9 außerordentliche Mitglieder seien hinzugekommen. Dem grenzenlosen Drang der Betriebe in den Privatgarten erteilte Lorenz einen Dämpfer: „Wir können nicht alle Privatgärten machen, das gibt der Markt nicht her,“ sage der Rheinländer. Den Unternehmern legte er ans Herz, den Beratungsgutschein über 300 e des VGL zu nutzen, um sich bei der Unternehmensberatung Werhausen, Hamm, eine Betriebsberatung zu holen. Demnächst sei eine Online-Beratung via Verbandsseite möglich. Auch die Bamaka würde noch viel zu wenig genutzt. Obwohl der GaLaBau bei dem Einkaufsservice den Ton angebe, wäre die Bauwirtschaft Hauptumsatzträger.
Wider dem Preisdumping bat er alle Betriebe inständig, sich nicht dem Versuch einiger Kommunen zu beugen, die VOB auszuhebeln. Damit würden bedenkliche Präzendenzfälle geschaffen, die Schule zu machen drohten.
Ausbildungsfachmann Ulrich Wittenstein, Bad Salzuflen, kritisierte das fehlende Zukunftskonzept der Landwirtschaftskammer bei der überbetrieblichen Ausbildung. Schließlich sei der derzeitige Stundenplan maßgeblich von den Landschaftsgärtnern entwickelt worden und könnte jederzeit auch von einem anderen Veranstalter angeboten werden.
Auch das Berufsgrundschuljahr sei Unsinn. Es mache keinen Sinn, lernschwache Schüler mit einer breiten Agrarausbildung zu versorgen, um sie danach durch eine auf zwei Jahre begrenzte Ausbildung zu schleusen. Besser sei eine gezielte berufsvorbereitende Maßnahme in den Betrieben, wie sie in Planung ist. Wahrscheinlich würde diese neun Monate dauern und vom Arbeitsamt gefördert werden.
Als weiteres Konzept stellte Wittenstein eine Ausbildung zum Betriebsassistenten vor, die es so bisher nur in anderen Berufen gebe. Dabei könnten Abiturienten anstelle einer Verkürzung der Lehrzeit auf zwei Jahre eine auf wirtschaftliche Belange fokusierte Ausbildung absolvieren, die sie auf eine spätere Betriebübernahme vorbereitet. Den zeitlichen Aufwand für die betriebswirtschaftliche Kompenente inerhalb der Ausbildung beziffferte Wittenstein mit 1 680 Stunden, sodass Abiturienten, die sich dafür entscheiden, bei einer dreijährigen Ausbildung lägen.
Sein Plädoyer an die Unternehmer hieß: „Bilden Sie aus.“ Selbst wenn es arbeitslose Landschaftsgärtner gebe, bedeute das nicht, dass es auch genug gute gebe.
Tjards Wendebourg