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Stimmung in der Gartenbau-Zulieferindustrie überwiegend gut

„Wie beurteilen sie die Auswirkungen der Wirtschafts- und Finanzkrise auf den Gartenbau allgemein und auf ihr Unternehmen im speziellen?“
Dieser Frage stellten sich IPM-Aussteller aus Halle 3, die mit ihren technischen Produkten unmittelbar von frischen Investitionen der Gartenbaubetriebe abhängig sind.

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Wolfgang Kräss, Geschäftsführer von Kräss GlasCon, Pfaffenhofen a. d. Roth
Wolfgang Kräss, Geschäftsführer von Kräss GlasCon, Pfaffenhofen a. d. Roth

„In Deutschland wurde die Kreditvergabe schon seit Jahren sehr rigide gehandhabt und folgte den strengen Auflagen von Basel II. Daher wird sich für die heimische Branche bei der Kapitalbeschaffung nicht viel ändern. Dagegen sind die Materialpreise für Stahl und Aluminium wieder auf ein normales Marktniveau gefallen, was günstige Einkaufspreise bei gleichzeitig niedrigen Zinsen bedeutet. Ein günstiger Zeitpunkt also, um in einen Neubau zu investieren. In den ehemaligen GUS-Staaten – wo sich Kräss unter anderem schon seit vielen Jahren engagiert - sieht es dagegen anders aus. Hier wurde in den vergangenen Jahren großzügig auf Kredit investiert – und das ohne Sicherheiten und Bonitätsprüfungen. In solchen Ländern weht heute ein anderer Wind und es kommt zu Kapitalengpässen. In Einzelfällen wurden sogar laufende Projekte gestoppt. Unseren deutschen Kernmarkt sehen wir von solchen Entwicklungen überhaupt nicht betroffen und sehen daher gelassen in die Zukunft.“


Friedrich Fälschle, Geschäftsführer von Götsch & Fälschle Gewächshausbau, Alerheim
Dr. Klaus Wierer, Geschäftsführer von Rabensteiner, Brixen

„Es besteht eine gewisse Unsicherheit, vor allem aufgrund der Schnelligkeit der Krise. Staatshaushalte drohen zu kippen. In der Realwirtschaft ist das alles aber noch gar nicht angekommen. Wir haben viele Stammkunden, die ihre geplanten Projekte 2009 verwirklichen werden – Krise hin oder her. Projekte von Immobilien-Investoren allerdings werden sich erschweren oder werden verschoben. Hier wird man die Krise sehr wohl spüren. Die Unternehmen werden auf der anderen Seite die Krise als Chance zur Restrukturierung nutzen, wobei es auch zu Personalabbau kommen wird. Wir als Gewächshausbaufirma versuchen uns breit aufzustellen. Sowohl geografisch, als auch mit unseren Produkten. Besonders im schlüsselfertigen Bauen sehen wir unsere Chance. Der Kunde hat ein Grundstück und eine Idee – wir kümmern uns um den Rest. Von der Planung über die Genehmigung bis hin zur Ladenbeleuchtung und den Steckdosen. Mit der Errichtung von Gartencentern nach Industrienorm schaffen wir beleihbare Werte, was für die Kreditvergabe in Zukunft von entscheidender Bedeutung sein wird.“
 

Klaus Wierer, Geschäftsführer von Rabensteiner, Brixen
Georg- W. Bruns, Mitglied des Vorstands der Gartenbauversicherung, Wiesbaden

„Investitionen werden im allgemeinen schwieriger. Aber die Leute werden bei Blumen und Pflanzen nicht sparen. Dennoch fallen pro Jahr etwa 400 Betriebe in Deutschland für uns als Kunden weg. Das war aber schon vor der Krise so. In den Jahren 2002 bis 2005 haben wir pro Jahr im Bundesgebiet 80 ha an versicherten Flächen verloren. Das Rheinland im speziellen ist dagegen seit 2002 um 10 Prozent gewachsen. Im Vergleich dazu hat Württemberg im gleichen Zeitraum 10 % Fläche verloren. Baden sogar 15 %. Im Ausland, das sind vor allem Frankreich, Italien und die Niederlande, wachsen wir im Gegensatz dazu im zweistelligen Bereich. Als Unternehmen hat uns die Finanzkrise eigentlich überhaupt nicht getroffen. Unser Geld war immer solide angelegt, nicht zuletzt deswegen, weil wir ja als Versicherer ständigen Zugriff darauf brauchen. So haben wir hauptsächlich Anlagen in festverzinslichen Wertpapieren. Nur 5 % unserer Anlagen befinden sich im Aktienbereich. Diese Strategie hat sich nun als die Richtige erwiesen.“


Georg- W. Bruns, Mitglied des Vorstands der Gartenbauversicherung, Wiesbaden
Frank Lock, Geschäftsführer von Lock Antriebstechnik, Ertingen


„Im Bereich Handel, Verkauf und Dienstleistungen wird es deutlich weniger Auswirkungen geben, als im Produktionsgartenbau. Je größer die geplante Anlage, desto schwieriger wird sich die Finanzierung in Zukunft gestalten. Die Betriebe müssen heute aber immer größer bauen, um überhaupt noch konkurrenzfähig sein zu können. Daher sehe ich insbesondere für den niederländischen Gartenbau große Probleme. Erkennbar wird dies an einem Rückgang der Neubauflächen um 30 bis 40%. Große Projekte sind dort am Kippen. Dem niederländischen Gewächshausbau fehlt gleichzeitig der Auslandsmarkt, so dass hier wohl auch wieder Firmen verschwinden werden. Unsere deutschen Gewächshausbaufirmen sehe ich dagegen gut aufgestellt. Gerade im Bereich von Gartencentern und Verkaufsanlagen verfügen sie über eine exzellente Produktpalette und genießen besonders im Ausland ein hervorragendes Image. In unserem Unternehmen wird der Anteil der Produkte für den Gartenbau weiter sinken. Glücklicherweise können wir dies durch unser Engagement im Stall- und Fassadenbau mehr als kompensieren.“


Frank Lock, Geschäftsführer von Lock Antriebstechnik, Ertingen
Friedrich Fälschle, Geschäftsführer von Götsch & Fälschle Gewächshausbau, Alerheim

„Ich sehe den Gartenbau von dieser Finanzkrise völlig entkoppelt. Zurückliegende Wirtschaftskrisen haben gezeigt, dass es den Gärtnern in diesen schwierigen Zeiten sogar besser ging, als dem Rest der Wirtschaft. Die Material- und Baukosten sind günstig, Kosten für Energie niedrig und Baugeld gibt es auch billig – sofern man über die nötigen Sicherheiten verfügt. Auf der anderen Seite verzichten die Leute eher mal auf einen Urlaub – die Kanarischen Inseln z.B. erleben zur Zeit einen Einbruch der Buchungen um 25 % - und machen es sich zuhause schön und kaufen Blumen. Davon profitieren die Gärtner. Sicher wird es bei Großprojekten durch eine zögerliche Kreditvergabe zu Schwierigkeiten und Verzögerungen kommen. Das ein oder andere Projekt wird gewiss auch gestoppt. Davon werden wir als Unternehmen aber nichts spüren, da wir im Bereich von Großprojekten nicht tätig sind. Unsere Kunden sind gärtnerische Familienbetriebe. Für diese bieten wir, neben den klassischen Produktionsgewächshäusern, heute auch einfache und bezahlbare Lösungen für den Verkauf. Damit sind wir für die Zukunft gewappnet und strategisch gut aufgestellt.“

Die Fragen stellte Ralf Ludewig, Gomaringen.

 

 

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