Deutscher Torf- und Humustag: Im Zeichen des Klimawandels
Über 200 Teilnehmer der Erden- und Substratbranche trafen sich am 23. Oktober in Bad Zwischenahn zum Deutschen Torf- und Humustag.
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Die Veranstaltung hat Tradition: Bereits in den 60er-Jahren wurde sie für die Unternehmen der Torfwirtschaft begründet. Die Organisatoren der Veranstaltung, die Bundesvereinigung Torf- und Humuswirtschaft im Industrieverband Garten, greifen mittlerweile auch aktuelle Fragestellungen rund um das Thema Erden und Substrate, sowie deren Ausgangsstoffe auf. Da der Klimawandel erhebliche Folgen auch für die Substratwirtschaft haben wird, stand ein Referat des Diplom-Meteorologen Dieter Walch vom ZDF in Mainz am Beginn.
„Nur wenn wir gravierend etwas tun, werden wir die Folgen des Klimawandels einigermaßen erträglich gestalten können“, machte Walch gleich zu Beginn die Ausmaße der klimatischen Veränderungen deutlich.
Im Grunde seien alle nötigen Maßnahmen schon 1992 auf dem Klimagipfel in Rio de Janeiro beschlossen worden. Allerdings habe man es damals bei Absichtserklärungen belassen und diese nicht engagiert umgesetzt.
Hätte man den weltweiten CO2-Ausstoß auf dem Niveau von 1990 halten können, wäre eine Temperaturerhöung von 1,2 °C die Folge gewesen. Laufe die bisherige Ausstoßentwicklung allerdings weiter wie bisher (Walch: „Dafür spricht viel“), müsse man bis zum Ende dieses Jahrhunderts mit einer Erhöhung der durchschnittlichen Jahrestemperatur zwischen 4,7 und 6,4 °C rechnen. Für wahrscheinlich hält Walch eine Temperaturänderung von 3,2 bis 3,5°C. Ähnlich starke Temperaturänderungen habe es in der Erdgeschichte beim Wechsel von Eis- zu Warmzeiten durchaus schon gegeben. Der entscheidende Unterschied sei allerdings, dass sich die Änderungen damals über einen Zeitraum von 10000 Jahren ergeben hätten.
Als Konsequenzen des Temperaturanstiegs nannte Walch:
Die Witterungsperioden, also Zeiten mit gleich bleibendem Wetter, werden länger. Meteorologen verstehen dabei auch dauerhaft wechselhaftes Wetter als gleich bleibend.
Die Winter werden feuchter. Die Temperaturen im Winter steigen stärker als die im Sommer, vor allem in Süddeutschland.
Die Sommer werden trockener und heißer. Temperaturen wie im Ausnahmesommer 2003 werden ab etwa 2030 zur Regel. Wenn es im Sommer regnet, dann stark. Es wird mehr Gewitter und mehr Hagelschlag geben.
Der Grundwasserspiegel wird sinken. Wasser für Bewässerungszwecke wird nicht mehr ohne Weiteres zur Verfügung stehen.
Die jährliche Niederschlagsmenge wird sich insgesamt in Deutschland kaum verändern.
Die Vegetationsperiode wird sich verlängern und gegen Ende des Jahrhunderts in Deutschland fast elf Monate dauern.
Die Ostsee wird bis dahin mit 3 °C höheren Wassertemperaturen zur Adria des Nordens.
Die Landschaften rund ums Mittelmeer werden versteppen, die Temperaturen in den Städten dort im Sommer kaum erträglich sein. Hamburg wird ein Klima bekommen, wie es heute Freiburg hat, Freiburg die Temperaturen des heutigen Marseilles.
Dramatische Folgen wird der Anstieg des Meeressspiegels haben, der bis zum Ende dieses Jahrhunderts 1 bis 2 m betragen werde. Der Spiegel steige schneller als bislang angenommen.
Für die Torfindustrie werden die Abbaubedingungen im Winter immer schlechter, weil die Böden seltener zufrieren.
Unsicherheiten für die Vorhersage des künftigen Weltklimas gibt es unter anderem durch die auftauenden Permafrostböden. Nur schwer lässt sich abschätzen, welche Folgen dies haben wird.
Was tun? „Schimpfen Sie nicht auf andere, gehen Sie mit sich selbst ins Gericht und prüfen Sie, auf was Sie verzichten können“, meinte Walch. Er schlug für jeden einen Drei-Stufen-Plan vor: In drei Halbjahren solle man versuchen, jeweils 10% des bisherigen Energieverbrauchs einzusparen, beispielsweise durch langsameres Fahren auf der Autobahn. Man dürfe Lebensqualität nicht mit Lebensquantität verwechseln, so Walch.
Text und Bilder: Christoph Killgus
(c) DEGA online
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