Input und Austausch vorm Saisonstart
Lieferketten, Personalmangel, Probleme bei der Gärtnerausbildung, Onlinemarketing – beim Unternehmerseminar der Pflanzenschule am 16. Februar nahe Wuppertal standen zahlreiche aktuelle Themen auf der Agenda, anhand derer sich auch immer wieder anregende Diskussionen entspannen. Das Seminar fand in enger Kooperation mit dem Landesverband Nordrhein-Westfalen statt.
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Gleich zum Auftakt stellte Michael Seuthe, Inhaber von vier Gartencenter in der Hamburger Region, die heutigen Lieferketten von Pflanzen in Frage. Die stark gestiegenen Logistikkosten fordern dazu auf, diese zu hinterfragen und nach wirtschaftlicheren Lösungen zu suchen. Dabei empfiehlt Seuthe einen persönlichen Kontakt zum Pflanzenproduzenten zu pflegen.
Spontan entwickelte sich zudem eine rege Diskussion über die gegenwärtige Ausbildungssituation im Gartenbau und die Notwendigkeit Ausbildung aus Perspektive der Zielgruppe losgelöst von bisherigen Strukturen neu zu denken.
Daran knüpfte der Vortrag der bisherigen Junggärtner-Vorsitzenden Raphaela Gerlach an „Hallo Chefs - so ticken wir!“ Sie rief die UnternehmerInnen zu einem Perspektivwechsel auf, also ihre Betriebe aus der Sicht der Mitarbeitenden zu betrachten. Anerkennung und Wertschätzung sind Grundlagen eines guten Zusammenwirkens. Dazu zählt ebenso ein angemessener Lohn. Auch dieser Vortrag führte zu einer intensiven Diskussion, wie der Personalmangel zu bewältigen bzw. zu mindern ist. Raphaela Gerlach regte an, das eingesparte Geld nicht besetzter Stellen auf die Mitarbeitenden aufzuteilen und damit deren Mehrbelastung zu honorieren.
Beat Graf, Schweiz ging auf das Thema Online-Marketing ein. Mit Tageszeitungen und Beilagen sind viele Kunden kaum noch zu erreichen. Digitale Medien verlangen eine aktuelle, professionelle und vor allem regelmäßige Betreuung, insbesondere gilt dieses für die Saisonzeiten. Reges Interesse zeigten die TeilnehmerInnen an dem Dienstleistungsangebot von „Gärtner-Graf“, mit dem Unternehmen des Einzelhandels im Online-Marketing entlastet werden.
Jens Schachtschneider ging in seinem Vortrag auf die Stärken und Schwächen von Unternehmern ein. Die gegenseitige Unterstützung vieler Unternehmerfamilien hob er positiv heraus und empfahl dabei auf abgestimmte Verantwortungsbereiche zu achten. Zugleich forderte er die KollegInnen auf, den eigenen Tätigkeitsschwerpunkt nach den persönlichen Stärken und Neigungen auszurichten.
Mit einem Augenzwinkern wünschte er sich zudem, dass der Chef-Urlaub steuerlich abzugsfähig wird, denn diese Zeiten fördern die Eigenständigkeit der Belegschaft, es werden Tätigkeiten erledigt, die Chefs gerne aus dem Blickwinken verlieren und zudem fördert der Abstand zum Betrieb die Kreativität, Motivation und innere Gelassenheit des Inhabers. Selbst in der Betriebsübergabephase sich befindend, sei es wichtig den Nachfolgern keine Steine in den Weg zu legen und sich selbst durch Abstand aus der Schusslinie zu nehmen.
Den emotionalen Schlusspunkt setze auf gekonnte Weise Katja Dittmar, Datteln bei ihrem Thema „Kritikgespräche mit Verstand“. In praktischen Übungen zeigte sie den UnternehmerInnen auf, wie schwer es fällt, bei sich selbst Veränderungen dauerhaft umzusetzen. Eine ungeschickte Gesprächsführung führt zudem schnell zu einer Blockadehaltung oder Abwehrreaktionen. Dringend warnte Katja Dittmar vor allgemeiner oder persönlicher Kritik. Besser sei es eine konkrete, nicht gut verlaufene Situation zeitnah unter vier Augen anzusprechen. Bei der Problemlösung ist es ratsam, Mitarbeitende um eigene Vorschläge zu bitten.
Auf großes Interesse stieß ein geplantes Busreiseangebot der Pflanzenschule für Chefs und Entscheider auf Einladung niederländischer Kollegen nach Westland im Oktober. Das Programm wird derzeit ausgearbeitet. Bereits freigeschaltet sind die Schulungsangebote 2023 der Pflanzenschule für Mitarbeitende unter www.diepflanzenschule.de
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