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    Geschäftsverlauf im Einzelhandelsgartenbau

    2022 lief besser als vermutet

    Wie sich der Geschäftsverlauf 2022 in elf süddeutschen Einzelhandelsgärtnereien darstellte, zeigt der folgende Jahresrückblick. Er basiert auf monatlichen Erhebungen und Betriebsauswertungen des Beraters Norbert Elgner. Alles in allem zeigt sich, dass die untersuchten Betriebe trotz gravierender Unsicherheiten und Verteuerungen umsatzbezogen gut durch das vergangene Jahr gekommen sind.

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    Trotz knapper Haushaltskassen - Kunden deckten sich
gut mit Pflanzen für ihren Sommergarten ein.
    Trotz knapper Haushaltskassen - Kunden deckten sich gut mit Pflanzen für ihren Sommergarten ein.Elgner
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    Am 24. Februar begann der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, dessen Auswirkungen unsere Gesellschaft in einen erneuten Krisenmodus befördert hat, vor allem geprägt durch eine Explosion der Energiekosten, Lieferkettenprobleme, Verwerfungen bei der Versorgung von Rohstoffen, eine galoppierende Inflation und damit verbundenen Realeinkommensverlusten. Ein positives Zeichen setzt der bislang stabile Arbeitsmarkt. Auch die vielen Milliarden, die der Staat für Entlastungspakete und zur Kostendeckelung locker machte, wirken sich positiv auf die Gesamtstimmung in unserem Lande aus, wenn auch vieles recht holprig und zu spät auf den Weg gebracht wurde.

    Wie waren die Monate 2022 im Einzelhandelsgartenbau?

    Basis für den Rückblick sind monatliche Erhebungen und Betriebsauswertungen in elf süddeutschen Einzelhandelsgärtnereien. Der durchschnittliche Jahresumsatz der betrachteten Betriebe liegt bei knapp einer Million Euro, jeweils ohne Einnahmen aus der Grabpflege.

    Für jeden Monat dient zur Einordnung seiner Umsatzleistung die Kennzahl „Gesamtnote“. Grundlage ist ein umsatzmäßiger Periodenvergleich über die letzten fünf Jahre: Schloss der aktuelle Auswertungsmonat in einem Betrieb mit dem besten Umsatzergebnis der letzten fünf Jahre ab, so werden dafür fünf Punkte vergeben. Für das zweitbeste Ergebnis vier Punkte, für ein „normales“ Umsatzniveau drei Punkte, für das zweitschwächste Ergebnis der letzten fünf Jahre zwei Punkte und für das schwächste Monatsergebnis erhält der Betrieb einen Punkt. Die Gesamtnote eines Auswertungsmonats errechnet sich aus der Gesamtpunktzahl aller Betriebe, dividiert durch die Anzahl der Betriebe.

    Januar (Umsatzanteil 4%) Gesamtnote 4,2: Die Omikron-Variante führte zu sehr hohen Inzidenzen. Die Inflationsrate kletterte über 5,0% und drückte auf das Haushaltsbudget der Konsumenten. Dennoch: Bei mildem Wetter übertrafen alle Betriebe den Vorjahresmonat, wobei dieser stark von den Pandemieeinschränkungen betroffen war. 73% schafften den höchsten Umsatz in fünf Jahren.

    Februar (Umsatzanteil 5%) Gesamtnote 4,4: Die FFP2-Maskenpflicht löst die 2-G-Regel ab, ein erster Schritt zur Normalisierung im Handel. Das Geschäft mit den ersten Frühlingsboten lief auf Normalniveau, einschließlich der Umsätze zum Valentinstag. Dann der Schock am 24. Februar mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine. Sofort waren die Auswirkungen auf den Öl- und Gas-Sektor durch rapide steigende Preise spürbar. Lebensmittel verteuerten sich ebenfalls. Aber trotz knapper werdenden Haushaltskassen verzeichneten 91% der Betriebe ihren höchsten oder zweithöchsten Umsatz der letzten fünf Jahre.

    März (Umsatzanteil 9%) Gesamtnote 3,7: Trotz Kriegsszenarien, Preisauftrieb und der Eintrübung der allgemeinen Konsumlaune zeigten sich keine Bremsspuren im grünen Fachhandel. Der sonnenreichste März der letzten siebzig Jahre konnte den außergewöhnlichen Boommonat März 2021 zwar umsatzmäßig nicht toppen, den März 2019 übertrafen jedoch 73% der Betriebe, knapp die Hälfte um mehr als ein Drittel.

    April (Umsatzanteil 12%) Gesamtnote 3,3: Der Geschäftsbetrieb ist im Postcoronamodus angelangt. Vom Bauchgefühl her stellte sich der April mit dem Ostergeschäft durchwachsen dar. April 2020 und 2021 waren eine zu hohe Hürde um sie noch zu toppen. Zieht man jedoch den Referenzmonat April 2019 heran, so konnten wiederum 82% diesen, vor allem bedingt durch höhere Kassenbons, übertreffen. Ein durchaus beachtliches Ergebnis, denn der allgemeine Einzelhandel ächzte bereits unter der Kaufzurückhaltung.

    "Der Umsatz im Mai 2022 übertraf den Vor-Corona-Mai 2019 bei drei Vierteln der Betriebe um ein Drittel."

    Mai (Umsatzanteil 18%) Gesamtnote 3,9: Der Hauptumsatzmonat konnte die beiden Vorjahresergebnisse nicht übertreffen. Der Vergleich zu 2019 jedoch fällt ausgesprochen positiv aus. 91% übertrafen diesen, 73% sogar um gut 30%. Dies zum einen, weil gestiegene Kosten zumindest teilweise auf die Preise umgelegt werden konnten. Im Vergleich zum Mai 2019 erhöhte sich der Durchschnittsbon um 6,7% auf 32,45€. Zum anderen wurde gegenüber 2019 auch eine deutlich höhere Kundenfrequenz registriert. Engpässe in der Warenversorgung spielten keine Rolle. Alles in allem hat der Wonnemonat umsatzmäßig durchaus sein Soll erfüllt.

    Juni (Umsatzanteil 9%) Gesamtnote 3,5: Das Krisenszenario rollt. Klappt es mit einer sicheren Strom- und Gasversorgung in unserem Lande? Die allgemeine Kauflaune sinkt, die Inflationsrate von 7,4% zwingt zum Sparen. Umsatzmäßig betrachtet war der Juni 2022 chancenlos gegenüber dem „Hammermonat“ des Vorjahres. Den Referenzmonat Juni 2019 übertraf er jedoch um 15%, was inflationsbereinigt rechnerisch ein Plus von rund 7% bedeutet.

    Juli (Umsatzanteil 6%) Gesamtnote 3,3: Trotz extremer Hitze mit Temperaturen tageweise nahe der 40-°C-Marke schafften 91% der Betriebe ein umsatzmäßiges Plus gegenüber dem Referenzmonat Juli 2019, drei Viertel sogar im zweistelligen Prozentbereich.

    August (Umsatzanteil 5%) Gesamtnote 3,4: Sonne satt, Omikron wabert, verliert aber an Schrecken. Urlaubsstimmung, Veranstaltungsspaß und Partylaune kehren zurück. Menschen sind zwiegespalten. Geld zusammenhalten ja, aber sie lassen sich budgetabhängig die Konsumlaune nicht ganz vermiesen. Drei Viertel der Betriebe toppten den August 2019, ein Drittel im zweistelligen Prozentbereich. Bedingt durch hohe Wareneinstandskosten wachsen die Probleme, kostendeckende Preise zu erzielen.

    September (Umsatzanteil 6%) Gesamtnote 3,7: Die Frage steht im Raum: Wie über den Winter kommen? Die Bundesregierung schnürt ein sattes 200-Milliardenpaket zur Energiepreisdämpfung. Gut so! In den Betrieben sorgt das  anlaufende Herbstgeschäft für Belebung. Die Monatszahlen zeigen das übliche Bild. Zwar liegt das Umsatzniveau unter September 2021, gemessen an 2019 aber deutlich höher. Knapp die Hälfte der Betriebe schafft ein Umsatzplus von 50%!

    Oktober (Umsatzanteil 10%) Gesamtnote 3,4: Der drittwichtigste Umsatzmonat des Jahres, rekordverdächtig warm, mit Temperaturen eher wie im Mai, schaffte es, den Oktober-Umsatz von 2019 zu toppen. Im Durchschnitt der identischen Betriebe allerdings nur um 6,3%, während die Kundenfrequenz mit minus 0,4% stagnierte. Bei einer Inflationsrate von inzwischen knapp über 10% ein bemerkenswertes Ergebnis!

    November (Umsatzanteil 9%) Gesamtnote 4,3: Es entwickelte sich ein unerwartet kräftiger Schub. Die klassischen Warensegmente des Monats wurden gut nachgefragt. 91% der Betriebe übertrafen den Referenzmonat 2019, 82% sogar im zweistelligen Prozentbereich. Der durchschnittliche Umsatz lag sogar 2% über Vorjahr und exakt 20% über 2019, allerdings bei etwas weniger Kunden. Die typische Einzelhandelsgärtnerei verfügt über eine treue Stammkundschaft.

    Dezember (Umsatzanteil 7%): Obwohl bis dato die Betriebsauswertungen noch nicht komplett vorlagen, wird es auch im Dezember zu keinen wesentlichen Veränderungen des Gesamtbildes kommen. 82% der Betriebe werden ihren Umsatz gegenüber dem Referenzjahr 2019 übertreffen, 55 Prozent sogar im zweistelligen Prozentbereich. Insgesamt ein Ergebnis, das zeigt, dass Blumen und Pflanzen auch in schwierigen Zeiten ihren Stellenwert behaupten.

    Den Schulterschluss suchen

    Alles in allem kamen die untersuchten Einzelhandelsgärtnereien trotz gravierender Unsicherheiten und drastischer Verteuerungen umsatzbezogen gut durch das Krisenjahr 2022. Bekanntermaßen ist der Umsatz jedoch nicht alles. Entscheidend ist das Verhältnis Umsatz zu den damit in Verbindung stehenden Kosten.

    Insofern war es unverzichtbar, Preise wo immer machbar, anzuheben. Eine Anpassung gab es nicht immer, denn die erhöhten Wareneinstandskosten ließen sich nicht in jedem Falle eins zu eins weitergeben, um nicht die treue Kundschaft zu überfordern. Im Endeffekt geht es darum, den Schulterschluss zu suchen, zu Lieferanten, ebenso wie zu den Kunden.

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