Staudengärtner im Austausch zu Absatz, Mindestlohn und Torfersatz
„Nach zwei Ausnahmejahren erfüllt der Staudenabsatz 2022 nicht die Erwartungen der Staudengärtner. Aber der Absatz ist auf dem Niveau von 2019, einem erfolgreichen Staudenjahr“, rückte der Vorsitzende des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS), Michael Moll, die Rückgänge der verkauften Mengen im Vergleich zum Vorjahr bei der BdS-Mitgliederversammlung in Oberhausen am 19. Juli 2022 gerade.
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„Wir sind sehr zuversichtlich für den Staudenabsatz in den nächsten Jahren, denn sowohl für den Erhalt der Biodiversität als auch die Senkung der Temperaturen vor allem in den Städten sind klimaresiliente Stauden unverzichtbar.“
Eine anhaltend hohe Nachfrage nach in Deutschland heimischen Wildstauden erwarten die BdS-Mitglieder auch 2023. Ihre Konzepte der besonders insektenfreundlichen Staudenmischungen mit Wildstaudenanteilen verbinden Biodiversität, Attraktivität und geringen Pflegebedarf auch unter den problematischen innerstädtischen Lebensbedingungen.
Für einige Betriebe problematisch wird jedoch die Mindestlohnerhöhung, die auch eine Erhöhung des Ecklohnes nach sich ziehen wird. „Unsere Mitarbeiter benötigen auskömmliche Löhne und wir brauchen unsere Mitarbeiter“, so Moll in seinem Plädoyer für zukunftsfähige Löhne, die auch den Berufsnachwuchs sichern.
Das hohe ehrenamtliche Engagement von mindestens der Hälfte aller BdS-Mitglieder führt zu einer engen kollegialen Verbundenheit, aber auch einer starken internen Kommunikation und Wertschätzung. Die Mitgliederzahl ist immer noch stabil und 2021 leicht gestiegen. Die Bereitschaft, sich gemeinsam weiterzuentwickeln, zeigte sich auch an den Prüfungsbögen für das Qualitätszeichen Stauden des Zentralverbandes Gartenbau (ZVG), die nun eine noch stärker ressourcenschonende Kultivierung fördern.
Die Weiterentwicklung der gärtnerischen Ausbildung sieht Moll als wichtige Zukunftsaufgabe des Gartenbaues. Im kommenden Jahr verspricht die Bundesgartenschau in Mannheim schon jetzt für Gärtner und Besucher ein einprägsames Erlebnis zu werden, schätzt der BdS-Vorsitzende. Der Ausstellungsbereich der Staudengärtner sei facettenreich und überzeugend.
Kollegialer Austausch mit Betrieben und Firmen in NRW
Über 30 Staudengärtner und Gäste erlebten die BdS-Sommertagung in Nordrhein-Westfalen vom 18. bis 20. Juli 2022 mit fünf Betriebsbesichtigungen als kollegialen Praxisaustausch mit engagierten Betriebsinhaberinnen und -inhabern speziell beim Thema Nachhaltigkeit und Biodiversität.
Mehr als 3.000 Stauden-Arten und Sorten kultiviert Andre Stade in seiner Staudengärtnerei in Borken. Er ist einer der Pioniere des Online-Verkaufs im Gartenbau, den er im Jahr 2000 begann. 2.000 verschiedene Arten und Sorten haben Martin und Kordula Becker, Stauden Becker GmbH Dinslaken, im Sortiment. Seit 2020 bieten sie zusammen mit drei Kollegen eine Wildstaudenserie mit Buntbildetikett an und nehmen dieses Jahr an dem NABU-Projekt „kleinste Insektenschutzgebiete Deutschlands“ am Niederrhein teil. Manfred Heekeren, Jacob und Heekeren in Rheurdt, legt besonderen Wert auf gesunde und resistente Sorten und sucht für seine Kunden passgenau heimische Stauden zur Ergänzung ihres Sortiments.
Nach diesen drei BdS-Mitgliedsbetrieben diskutierten die Staudengärtner auch in den Zierpflanzenbaubetrieben Paul Cox, Geldern, und Christian Heufs, Gartenbau Heufs KG Straelen, unter anderem über den möglichen Anteil von Torfersatzstoffen im Substrat. Der hohe Qualitätsanspruch und die Innovationen sowie Investitionen in beiden Betrieben beeindruckten die Teilnehmer.
Die Staudengärtnerinnen und Staudengärtner nutzten die kleine Firmenausstellung auch für individuelle und verbandliche Diskussionen und Weiterentwicklungen.
Wahlen im Bund deutscher Staudengärtner
Einstimmig wurde Matthias Großmann als Stellvertretender BdS-Vorsitzender von den Mitgliedern des Bundes deutscher Staudengärtner (BdS) am 19. Juli 2022 wieder gewählt. Ebenso klar wurden Prof. Dr. Bernd Hertle als Vorsitzender des BdS-Arbeitskreises Staudensichtung und Prof. Cassian Schmidt als Vorsitzender des BdS-Arbeitskreises Pflanzenverwendung im Amt bestätigt, beide in Abwesenheit. Für eine weitere Wahlperiode wählten die Staudengärtner Kordula Becker als Vorsitzende des Arbeitskreises Ausbildung, Martin Häussermann als Vorsitzenden des Arbeitskreises Daten sowie Stefan Czekalla (in Abwesenheit) als Delegierten in den ZVG-Umweltausschuss und Martin Becker in den ZVG-Ausstellungsausschuss.
Coronabedingt wurden die Wahlen aus zwei Jahren gebündelt angesetzt, aber für unterschiedliche Laufzeiten nun umgesetzt. Den Kassenprüfern Jürgen Tolksdorf und Philipp Menton, deren Amtszeit um zwei Jahre verlängert worden ist, dankte Michael Moll sehr für ihren Einsatz. Als Kassenprüfer für die Jahre 2022 und 2023 wählten die BdS-Mitglieder Adrian Volkmann.
Als Vorsitzende des Arbeitskreises Versuchswesen Stauden wurde Dr. Elke Ueber verabschiedet, die dieses Amt nur noch kommissarisch bis zur Wintertagung im Februar 2023 leiten wird.
Die nächste Wintertagung planen die Staudengärtner für 7. bis 9. Februar 2023 in Grünberg mit der Mitgliederversammlung und Hausmesse am 8. Februar 2023.
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