Geben Sie einen Suchbegriff ein
oder nutzen Sie einen Webcode aus dem Magazin.

Geben Sie einen Begriff oder Webcode ein und klicken Sie auf Suchen.
Rupert Fey

Die Branche muss die Karre gemeinsam aus dem Dreck ziehen

"Die Auswirkungen der Corona-Krise sind wirklich brutal, man kann es nicht beschönigen", erklärt Rupert Fey. Wir haben den Branchenexperten um eine aktuelle Einschätzung gebeten. Die größten Sorgen macht er sich um die Produktion.

Veröffentlicht am
/ Artikel kommentieren
Rupert Fey
Rupert Feybeyond flora
Artikel teilen:

Wie beurteilen Sie die Auswirkungen der Corona-Krise?

Die Auswirkungen sind wirklich brutal, man kann es nicht beschönigen. Der „kleine Fachhandel“ hat überwiegend geschlossen – hier tritt jetzt noch mehr in den Vordergrund, wie knapp bei Kasse und wenig betriebswirtschaftlich viele der Betriebe aufgestellt sind. Große Fachmärkte und Baumärkte sind geöffnet, hier sind die Probleme die Unsicherheit der Schließung, Gesunderhaltung der Teams und die teilweise auch extrem hohe Kundenfrequenz. Auch hier gibt es aber, gerade wegen der Frequenz, schon behördliche Schließungen

Am nachhaltigsten trifft es aus meiner Sicht die Produzenten. Hier drohen nicht nur Umsatzverluste, sondern der Ernteverlust zu 100% der beiden besten Saisonzeiten – dem Frühjahr und der Beet- & Balkonsaison. Alles ist investiert. Wenn das vernichtet wird, kommt nichts mehr nach. Der Handel, Großhandel etc. können wieder starten. Die Produzenten stehen vor den allergrößten Problemen. Je nach Kultur fehlen die Arbeit und die Kosten zwischen 10-15 Wochen bis zu 3-4 Jahren (Orchideen & Baumschulen).

Ich will die Probleme von Versteigerungen, Providern und allen Händlern nicht kleinreden, die Herausforderungen sind überall gigantisch – aber wenn wir die Urproduktion teilweise verlieren, wird sich die Branche in nie gekanntem Maße verändern.

Welche Vorsorgen werden in den Betrieben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter getroffen?

Aus meiner Beobachtung ist seit rund 1,5 Wochen in den größeren Betrieben das Risiko der Ansteckung allen voll bewusst. So arbeiten die größeren im Schichtbetrieb mit getrennten Pausen und räumlich getrennt etc. Es gibt Leitfäden der Verbände, alles wird gut eingehalten.

Wie beurteilen Sie die Lage rund um die Lieferfähigkeit der Produzenten?

Die Lieferfähigkeit ist derzeit voll gegeben! Es ist aktuell ja bei vielen Artikeln sehr viel Ware am Markt. Mir ist kein Betrieb bekannt, der in Quarantäne ist oder kommt. 

Natürlich werden derzeit zusammen mit allen Partnern Optionen besprochen, wie flexibel Mengen/Jungpflanzen/Bedarfartikel gesteuert abbestellt oder verschoben werden können.

Es zeigt sich in den nächsten Wochen, welche Zulieferer & Händler wirkliche Partner der Branche sind oder nicht. Jetzt wird sich zeigen, ob die Branche gemeinsam über den einen oder anderen Schatten springt um die Karre aus dem Dreck zu ziehen!

Wie gesagt, die Lage ist für alle dramatisch. Aber die Quelle der Branche ist die Produktion. Natürlich braucht es Großhändler, Versteigerungen, Provider, Gartencenter, Baumärkte, Marketing und Co. Aber ohne Blumen und Pflanzen sind alle anderen nutzlos und ohne Funktion!

Ein wager Blick in die Zukunft?

Mit Beyond-flora sind wir als kleiner Dienstleister nah dran, führen unzählige Videokonferenzen, Telefonate, mailen mit Rat suchenden, tauschen Informationen aus, beraten oder haben einfach nur „ein Ohr“. Wir sind langfristig optimistisch, alles andere macht auch keinen Sinn. Blumen und Pflanzen werden gebraucht. Da die anderen Freizeitbeschäftigungen der Bevölkerung noch auf lange Sicht eingeschränkt sein werden, sehen wir sogar einen deutlich höheren Bedarf nach den Handelsbeschränkungen.

Wir haben zum Wochenstart alle im Team aus dem Urlaub holen können. Unseren Newsletter (Kopfdünger) versenden wir jetzt fast täglich und haben für die Empfänger einen geschlossenen Bereich eingerichtet. Dieser enthält viele Plakatmotive, Links zu Förderprogrammen und ein tägliches Update über die Marktsituation. Nächste Woche starten Online-Pakete und ein Online-Seminar zur „Liquidität Sicherung“. Für uns ist glasklar: Wir helfen der Branche, wo es möglich ist, damit auch wir eine gute Zukunft haben.

 

0 Kommentare
Was denken Sie? Artikel kommentieren

Zu diesem Artikel liegen noch keine Kommentare vor.
Schreiben Sie den ersten Kommentar.

Artikel kommentieren
Was denken Sie? Artikel kommentieren