Ikebana - in der Reduktion liegt die Kunst
Über achtzig Einzelstücke fügten sich in der Ausstellung „Ikebana – Kontrast und Harmonie“ zu einem großen Ganzen zusammen. Die Besucher bekamen einen Eindruck davon, was die sechs beteiligten Ikebana-Schulen verbindet und was sie unterscheidet.
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In Japan gibt es über 3000 verschiedene Ikebana-Schulen. „Die sind ein bisschen wie verschiedene Konfessionen, es gibt Unterschiede, aber sie alle vereint der Glaube an Ikebana“, erklärt Jörg Löschmann, Vorsitzender des Ikebana Bundesverbands (IBV), bei der Eröffnung. Der IBV bestückt auf jeder BUGA eine kurze Hallenschau mit den Werken seiner Mitglieder.
78 von ihnen haben vor Ort ihre Arrangements zusammengestellt mit den Materialien, die sie selber mitgebracht haben. Das Ergebnis wurde von Ausstellungsleiterin Ute Grave nach Schulen auf den Treppen, den Flex- und den Fixbeeten sortiert.
Lilien, Anthurien, Sonnenblumen - den Ikebana-Künstlern sind in der Verwendung keine Grenzen gesetzt. Die Kagai Adachi Schule beschränkt sich tatsächlich vollkommen auf pflanzliches Material, verwendet Bambus als Vase oder lässt fast schon Bäume in die Höhe wachsen. Shin eigetsu ist wesentlich reduzierter, nutzt nur wenig Material. Da reichen schon ein paar Callas, Binsen und Aspidistra-Blätter um mit einem rostigen Stück Metall ein harmonisches Ganzes zu ergeben. Auch die Sagagoryu-Schule ist stark reduziert. Zwei Hortensienblüten kunstvoll auf einer länglichen Schale arrangiert, noch zwei Äste dazu – das war’s und trotzdem wirkt es einnehmend.
Recyclingmaterialien und Blüten in Harmonie
Das genaue Gegenteil findet sich bei der größten der anwesenden Schulen, der Sogetsu, gleichzeitig die jüngste mit noch nicht einmal hundert Jahren Geschichte. Hier finden sich viele freie Arrangements, die Recyclingmaterialien, Platinen oder auch Bettfedern mit Blüten, Gräsern und Ästen verbinden. An Graves Werk lässt sich gut die eine Regel der Schule erkennen: Drei verschieden lange Knöterichäste bilden den Himmels-, den Menschen- und den Erdzweig (Shin, Soe und Hikae). „Beim Grundstil sind Shin und Soe immer Zweige, Hikae immer eine Blume“, erläutert Grave.
Dem traditionellen Ikebana hat sich Ikenobo-Schule gewidmet. Deren Königsdisziplin ist ein Rikka, bei dem jede Linie verdrahtet und ausgerichtet wird, sodass alles aus einer Mitte zu wachsen scheint. Auch solche Werke sind zu sehen.
Die Ästhetik ist hier sehr ausgeprägt. Ebenso wie bei der Ohara-Schule, die vor allem für ihre ausgeprägten Landschaftsarrangements bekannt ist wie etwa eine symbolische Darstellung des japanischen Festtags der Berge: abgeknickter Knöterich, Hortensien und Schleierkraut.
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